Anke Molkenthin startet in zwei Sportarten bei den Paralympics

Das gab es wohl noch nie – dass bei einem Großereignis wie den Paralympics ein Sportler gleich in zwei komplett verschiedenen Sportarten an den Start gehen wird. Anke Molkenthin kann dies gelingen. Sie ist für den LTAmix 4+ bei den Ruderern bereits fest nominiert. Sollte der Ausschluss der russischen Mannschaft durch das Internationale Paralympische Komitee Bestand haben, wird sie auch noch im Kajak-Einer starten.

Bis vor einer Woche hat Anke Molkenthin auch nur im Kajak auf der Regattastrecke in Oberschleißheim trainiert. Denn das Trainingslager für den Ruder-Vierer startete erst am letzten Wochenende in Ratzeburg. „ Fürs Rudertraining müssen wir Vier ja zusammen sein – sonst geht das nicht.“ Meinte Anke Molkenthin zu ihrer eher ungewöhnlichen Vorbereitung. Im Vierer sitzen neben zwei körperbehinderten Athleten auch zwei blinde Ruderer. Anke Molkenthin hatte mit diesem Boot bei den Paralympics in London bereits die Silbermedaille errungen. In Rio wird sie zusammen mit Timo Kolitscher (HRV Böllber/Nelsen), Susanne Lackner (RC Vilshofen), Valentin Luz ( Frankfurter RG Germania) und Steuerfrau Inga Thöne (Ulmer RC Donau) an den Start gehen.

Anke Molkenthin paddelt seit 2014. Sie verpasste bei den Weltmeisterschaften in Duisburg 2016 äußerst knapp die Nominierung als Parakanutin. Sollte nun die russische Athletin Rimma Egorkina nicht starten dürfen wegen des Ausschlusses des gesamten russischen Teams, wäre sie die Nachrückerin in der Startklasse KL 2. Für die 54-Jährige aus dem bayerischen Ainring sind die Sprintrennen der Parakanuten die Herausforderung.

Sandra Müller, Cheftrainerin der Parakanu-Nationalmannschaft bereitet jedenfalls bereits alles vor, damit einem Start von Anke Molkenthin bei den Parakanu-Rennen in Rio nichts im Wege steht. Dafür wird auch ein Extra-Boot mitgenommen.

Christel Schlisio

Anke Molkenthin hat bereits Medaillen in einer anderen paralympischen Disziplin gewonnen. Die 53-jähirge war in London 2012 Mitglied im Ruder-Vierer, der dort Bronze gewann. Neben dem eher ungewöhnlichen Umstieg 2014 vom Rudern auf den Kanusport, sieht die Wahl-Bayerin vor allem die Herausforderung:  „Viel, viel Spaß und die interessante Aufgabe, meinen nicht mehr ganz so jungen Körper vom Ultraspezialisten in anderen Sportarten auf  200 m Sprint um zu trainieren.“ Denn vor einem Unfall war sie sehr erfolgreiche Triathletin (Ultra-Triathlon). Das von ihr Anfang des Jahres definierte Ziel der Teilnahme an der WM hat Molkenthin, die für den Schleißheimer Paddelclub startet und von Lars Großkopf (Landestrainer im Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Bayern) trainiert wird, bereits erreicht. In ihrer Startklasse KL 2 hat die geborene Berlinerin, die im Bereich PR von Sportveranstaltungen tätig ist, im Semifinale den Einzug in den Endlauf und damit den Quotenplatz für Rio nur knapp verpasst.

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