Unverhoffter Medaillenregen bei Dradchenboot-WM

„Es war einfach nur geil“, viel mehr brachte Ken Pfeiffer (WSG Kleinheubach) beim großen Empfang am Bootshaus der WSG nicht raus. Er strahlte nur noch – genau wie die anderen Junioren-Fahrer, die mit ihm aus dem Vereinsbus stiegen: Jessica Schwaab, Dominik Höfer, Oliver Franke, Tim Wirl und Michael Pabst (TG Würzburg-Heidingsfeld). Jeder hatte mindestens eine Gold- und mehrere Silbermedaillen von der Drachenboot-Weltmeisterschaft auf der ehrwürdigen Olympia Regattastrecke von 1980 in Moskau nach Hause gebracht.

Außer den Unterfranken holten in der Herrenklasse mit Simon Schneider (DRC Neuburg), Sebastian Getz, Maximilian Karlstetter und Sebastian Schneck (alle KG München) weitere vier Sportler aus Bayern jeweils zwei Silbermedaillen. Sie alle starteten auf verschiedenen Strecken (200 m, 500 m und 2000 m) und in mehreren Bootsklassen (10er und 20er).

Die Freude war über diese unerwarteten Erfolge war verständlicherweise riesengroß. Durch die vermehrte Teilnahme von Olympioniken nimmt das sportliche Niveau im Drachenbootsport in den letzten Jahren deutlich zu. Dadurch sind die Erfolge der Sportler noch höher einzuschätzen.

Dabei standen die Vorzeichen eigentlich gar nicht auf so vielen Medaillen: Seit den ersten Wettkampftagen machte ein Magen-Darm-Virus allen Teams zu schaffen. Im DKV-Lager musste regelmäßig die Bootsbesatzung umgestellt werden, weil einige Sportler ausgefallen waren. Besonders hart traf es allerding das kanadische Team, das sogar ein Boot abmelden musste. Der deutsche Mannschaftsarzt Tobias Braun hatte alle Hände voll zu tun, denn er bat auch den Kanadiern sofort seine Hilfe an, die auch dankend angenommen wurde.

Im Herren-Großboot, der prestigeträchtigsten Bootsgattung über 200 und 500 m, gingen die Rennen über Vor und Zwischenläufe. Dort schieden bereits Mitfavoriten wie die USA oder Canada aus. Im jeweiligen Finale herrschte am Start vollste Konzentration, um ja nicht in Rückstand zu geraten. Nach einem guten Start verloren die deutschen Teams im Zwischenstück zwar jeweils den Anschluss an die führenden Boote, konnten durch einen unwiderstehlichen Endspurt in dramatischen Rennen aber jeweils die Silbermedaille hinter Russland (mit mehreren Olympiateilnehmer von London und Rio im Boot) vor Ungarn bzw. der Ukraine gewinnen. So wurde zum Beispiel im ungarischen Boot Atila Vaida, der Olympiasieger im Kanurennsport von 2008 im Canadier-Einer, geschlagen.

Auf der Langstrecke (2000 Meter) galt das deutsche Team als Mitfavorit. Diese Distanz wird als Verfolgungsrennen (zehn Sekunden Abstand) auf einem 500-m-Rundkurs gefahren. Das deutsche Herrenteam musste mit starken Wellen kämpfen, da das Boot als Vorletztes auf die Strecke gehen musste. Dies führte dazu, dass während des gesamten Rennens zwei Sportler stetig Wasser aus dem Boot schöpfen mussten. Sonst wäre es durch die hohen Wellen vollgelaufen. Mit großartigem Kampfgeist errang das Boot einen sehr guten 5. Platz.

Neben dem sportlichen Erfolg lernten die Sportler bei einer Stadtführung die Stadt Moskau in all ihren Facetten und mit ihrer Geschichte kennen.

Von ihren vielen Medaillen träumten zumindest die Juniorensportler noch nicht im geringsten, als sie bei den Deutschen Meisterschaften 2015 in Oberschleißheim gefragt wurden, ob sie nicht Lust hätten, bei der Drachenboot-WM mitzupaddeln. Es folgten ein Trainingslager, nach verschiedensten Tests im Outrigger, im Kraftbereich und technischen Bereichen die Qualifikation für die Nationalmannschaft. Bei weiteren Trainingswochenenden wurde neben Technik, Bootsgefühl und gemeinsames Rhythmusgefühl vor allem auch Teamgeist trainiert. Zusätzliche Verbesserungen wurden durch Messbootfahrten erreicht und so weitere Informationen über Kraftverläufe gewonnen, um die Boote noch effektiver zu besetzten.

Vor der Abreise nach Russland stand für Junioren, die zum ersten Mal im Drachenboot starteten, noch einmal eine knappe Woche Trainingslager in Borken auf dem Programm. Die südbayerischen Herren fahren seit zwei Jahren für die Neckerdrachen. Zu ihren bisherigen Erfolgen zählt u. a. der Titel bei der Club Weltmeisterschaft im letzten Jahr.

Simon Schneider/Uschi Zimmermann

Nur Medaillenerfolge:

Gold:   20er Junioren 200 m mit Oliver Franke, Dominik Höfer, Michael Pabst, Ken Pfeiffer, Tim Wirl
          10er Damen Junioren 200 m mit Jessica Schwaab
              10er Damen Junioren 500 m mit Jessica Schwaab

Silber:       20er Herren 200 m mit Sebastian Getz, Maximilian Karlstetter, Sebastian Schneck, Simon Schneider
                20er Herren 500 m mit Sebastian Getz, Maximilian Karlstetter, Sebastian Schneck, Simon Schneider
               10er Damen Junioren 2.000 m mit Jessica Schwaab
               10er Junioren 200 m mit Oliver Franke, Dominik Höfer, Michael Pabst, Ken Pfeiffer
               10er Junioren 500 m mit Oliver Franke, Dominik Höfer, Michael Pabst, Ken Pfeiffer
               20er Junioren 500 m mit Oliver Franke, Dominik Höfer, Michael Pabst, Ken Pfeiffer, Tim Wirl
               20er Junioren 2.000 m mit Oliver Franke, Dominik Höfer, Michael Pabst, Ken Pfeiffer, Tim Wirl
               10er Mixed Junioren 2.000 m mit Jessica Schwaab, Ken Pfeiffer
               20er Mixed Junioren 200 m mit Jessica Schwaab, Oliver Franke, Dominik Höfer, Michael Pabst, Ken Pfeiffer
               20er Mixed Junioren 500 m mit Jessica Schwaab, Dominik Höfer, Michael Pabst, Ken Pfeiffer, Tim Wirl

Bronze:    20er Mixed Junioren 2.000 m mit Jessica Schwaab, Ken Pfeiffer, Tim Wirl

Sämtliche Ergebnisse gibt es auf http://results.imas-sport.com/imas/regatta.php?competition=wettkampf_153

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