Ausbildung Trainer Touring auf jeden Fall empfehlenswert

Eigentlich bin ich Karlsruherin. Dennoch durfte ich in der Ausbildung zum Trainer C Breitensport Touring des BKV als „Ausländerin“ Gast sein. Hier mein Erfahrungsbericht: Start war die Eignungsprüfung, verknüpft mit einem Sicherheitstraining (Wurfsack, Springersicherung) auf der Isar.

Nach der ersten Hürde folgte eine Woche stramm Theorie lernen in Lenggries. Die Teilnehmer waren jetzt bunt gemischt: Eine kleine Minderheit Touring, eine große Truppe Wildwasserfahrer, und dann gibt es ja auch noch Leistungssportler. Breit gefächerte Teilnehmergruppe und nicht minder breit gefächerte Themenvielfalt: Jugendschutz, Versicherungen, Ernährung, Kartenkunde, Trainingslehre, Sportmedizin, Didaktik, Erlebnispädagogik, Ökologie. Fast den ganzen Tag büffeln, aber nur fast.

Hinzu kommen praktische Einheiten: Rettungsschwimmen, Lehrübung Eskimotieren, Joggen, Yoga, Exkursionen in Ökologie und Navigation und noch mehr Lehrübungen. Die Mischung der unterschiedlichen Disziplinen brachte mir manche Horizonterweiterung. Vielleicht auch manch anderem. Ich wurde zum Beispiel gefragt, ob wir es ernsthaft schaffen, auf dem Rhein gegen die Strömung zu paddeln. Sicher haben meine unbedarften Fragen auf der Gegenseite für ebenso viel Verwunderung gesorgt.

Lehrübungen, Lehrübungen …

Im Sommer dann endlich die Krönung: Praxiswoche Touring. Jeden Tag Boot fahren. Yuhuu! Genau das lernen, was mich interessiert. Vier Teilnehmer und zwei Trainer. Ergo: top Trainer-Teilnehmer-Verhältnis!

Ein kleiner Auszug aus den Themen der Praxiswoche: Binnenschifffahrtsstraßen und Beschilderung, Videoanalyse Grundschlag, Materialkunde, Gewitter, Canadierfahren, Schleusen, Ökologie, Kenterung, Borstenfischpass, SUP, Verletzte schleppen und Lehrübungen, Lehrübungen, Lehrübungen.

Kulturell wurde mir „Ausländerin“ dankenswerterweise auch einiges geboten: Donaudurchbruch, Regensburg, ganz neue Ausdrücke („auspendeln“ der Fahrzeuge), Press-Sack und Weißwurst-Frühstück. Eine Prüfungs-Lehrprobe und eine weitere Theorie-Prüfung schlossen die Woche ab.

Wir sind Allrounder

Manch einer fragt sich vielleicht: Ist die Trainer-Ausbildung Touring die Alternative für die weniger guten Paddler? Ich würde eher sagen: für die vielseitigeren Paddler. Wir müssen nicht nur Wissen zum Umgang mit dem Wurfsack vorweisen, sondern auch zum Einsatz von Schleppleine, Contact-Tow und Treidelleine. Wir sind Allrounder und können sowohl Wildwasser als auch Seekajak – in der Tat auf niedrigerem Niveau – und sind Profis für Schifffahrtsstraßen.

Die Ausbildung legt den Fokus auf das, was in den Vereinen vielfach passiert: Trainings zu den grundlegenden Techniken, die Feierabendrunde auf dem Kleinfluss, Familientouren, kilometerintensive Mehrtages-Wanderfahrten – und das alles mit unterschiedlichen Altersklassen und Bootstypen.

Ist die Ausbildung empfehlenswert? Auf jeden Fall! Insgesamt war die Ausbildung eine „runde“ Sache und eine gute Grundlage für den Trainer-Alltag im Verein. Wir hatten super engagierte und erfahrene Trainer.

Gespür für Mensch und Gruppendynamik

Meine Empfehlung: Da auch große Seen ohne Tidenhub − aber deswegen nicht unbedingt ohne Wind und Wellengang − zu Touring gehören, würde ich den Lehrgang auf dem Staffelsee (Große Birke) zu Techniken für Großgewässer unbedingt zusätzlich belegen.

Was sollte man zum Start der Ausbildung mitbringen? Man muss kein Paddel-Crack sein und man muss nicht mithalten können mit dem Paddlerlatein von Schlucht X und den Wellen im Fjord Y. Aber eine solide Beherrschung der Grundschlagtechniken, ein bisschen Bootsgefühl, Wissen um die Gefahren von Wassersport und vor allem Gespür für Mensch und Gruppendynamik sind hilfreich.

Lücken hier und da kann man mit gutem Können in anderen Bereichen wett machen oder mit eigenem Willen und Unterstützung der Trainer auch noch im Laufe der Ausbildung ausbügeln ;-)

Nur Mut!

Ich glaube, Vereinsvorsitzende dürfen bei der Kandidatenauswahl für die Touring-Trainerausbildung den Fokus wegnehmen vom Paddelprofi hin zum Allrounder in verschiedenen Gebieten, der einfach Lust hat, andere beim Einstieg in den Paddelsport und bei der Verbesserung der Paddeltechnik zu unterstützen und der vor allem geeignet ist, eine Gruppe zu führen.

Ein Tipp zum Abschluss: Nur Mut! Die Eignungsprüfung ist offiziell eine Zulassungsprüfung. Sie ist aber zudem auch eine Möglichkeit für sich selbst zu testen, ob die Ausbildung zu einem passt. Im Zweifel hatte man zwei schöne Tage auf der Isar.

Danke an den BKV und die vielen ehrenamtlichen Organisatoren und Ausbilder, dass ich Gast sein durfte!

Johanna Knobloch, Karlsruhe

Zurück zur Übersicht