Der Aufbaulehrgang Breitensport Wildwasser forderte die Teilnehmer

Mit 19 Teilnehmern startete die diesjährige Kompaktwoche Breitensport Wildwasser Ende Juli 2020 in Pfunds – zum ersten Mal parallel zur Jugend-Wildwasserwoche. Aufgrund von Corona allerdings getrennt voneinander (auch auf dem Platz).

„Chef ist der Moritz ... Wo ist der eigentlich?“ Nach der Begrüßung durch die Lehrgangsleitung und Präsident Oliver Bungers ging es für alle auf den Claudiasee, direkt am Campingplatz. Dort übten wir die Grundlagen der Methodik in Anwendungsbeispielen, also beispielsweise Bogenschlag, Ziehschlag oder auch der Grundschlag vorwärts.

In kleinen Gruppen überlegten wir uns Spiele, die man mit Boot auf dem Wasser durchführen kann. Diese probierten wir natürlich auch selbst aus, was dazu führte, dass auch ein paar baden gegangen sind, als sie versuchten, auf dem Süllrand sitzend mit den Füßen im Boot zu paddeln oder über die Boote zu laufen.

Am Abend folgte noch eine kleine Theorieeinheit zur Führungsmethodik auf dem Wildwasser und anschließend das Abendessen. Selbst in kleinen, selbstorganisierten Gruppen gekocht und „vernichtet“.

Eine Mitfahrgelegenheit

Der Sonntag startete, wie auch die folgenden Tage: Wetterbericht, Flusspegel und Gefahrenmeldungen für den geplanten Flussabschnitt, Autoplanung und ein kleines Warm-Up. Anschließend ging es in kleinen Gruppen auf die Schulser. Hier durften sich die ersten schon mal als Trainer probieren, während der Rest der Gruppe in die Rolle von Jugendlichen geschlüpft ist und sich entsprechend verhalten hat.

 „Na, soll ich dich aufreißen? – Ich wollte schon immer von dir aufgerissen werden“, diese Sätze hörte man häufiger am Ausstieg, wenn es darum ging, die Reißverschlüsse unserer Trockenanzügen aufzuziehen.

Während der eine Ausbilder in der Sonne saß und chillte, half ein anderer beim Boote laden mit den Worten: „Ich helf´ da schon mit! Nur weil wir Ausbilder sind, sitzen wir noch lange nicht daneben und schauen zu, wie ihr Hänger ladet.“ Da wäre es doch praktisch, wenn alle Boote sich selbstständig eine Mitfahrgelegenheit zurück zum Campingpatz auf einem Hänger organisierten. Ein Kajak hat das tatsächlich gemacht und am Campingplatz auf seinen Besitzer gewartet.

Das weiß doch jeder!

Montag und Dienstag ging es auf die Giarsun, um Führungsmethodik zu üben oder auch mal eine Lehrübung auszuprobieren. Um den jeweiligen Übungsleiter zu fordern und sämtliche Situationen, die passieren können, schlüpften die Gruppenmitglieder wieder in verschiedene Rollen. So gab es den Manfred/Herbert, der alles schon vor dreißig Jahren gefahren ist: „Damals hatten wir noch Römerhelme auf dem Kopf!“ und der festen Überzeugung war, dass man sich eine Preußenschleuder nicht anschauen muss: „Das weiß doch jeder, wo der Siphon ist!“

Auch „Schwimmer“, die allerdings aus Reflex wieder hochrollen anstatt auszusteigen oder die Preußenschleuder wunderschön runterfahren, unten dann das Paddel wegwerfen, die Spritzdecke öffnen und ins Wasser hüpfen, gab es. „Hör auf, Wildbeeren zu essen. Du willst doch noch Biologie studieren“, wurde die nervige „Gymnastin“, die mit teilweise unnötigen Fragen den Übungsleiter ablenkte und im Kehrwasser Johannisbeeren futterte, ermahnt.

Die Kreativität noch manch anderer lief zu Höchstformen auf. Sie dachten sich einen Liebes-Rap für ihre Angebetete aus:
„Du bist so eine schöne Paddlerin,
da steigt in mir das Adrenalin.
Du gleitest so schön in deinem Boot,
da werden meine Wangen rot. …“

Und dann die Strophen, die so schnulzig sind, dass man bloß noch speien will …

Auch Sprüche wie: „Du schleuderst mich mehr durch als die Preußenschleuder“, waren keine Seltenheit. Das Kehrwasser (um Köcherfliegenlarven zu zählen) bot gelegentlich eine günstige Gelegenheit, sich mal kurz zu verstecken ...

Am Abend stand Kartenkunde auf dem Lehrplan.

Ich bin schlimmer!

Mittwoch - der Tag, an dem sich alles um das Thema Sicherheit drehte. Dazu wurde erstmal besprochen, was man im besten Fall alles dabeihaben sollte. „... wir hatten dann festgestellt, dass uns eine Pfeife fehlt …“ – „Also, wir hatten genug Pfeifen in unserer Gruppe ...“ Welche Pfeifen hierbei gemeint waren, sein dahingestellt.

Nachdem der theoretische Teil abgehakt war, ging es wieder auf die Schulser. Dort stellten wir an vier Stationen beim Üben von Springersicherung, Wurfsackwerfen, Bootsbergung und Flaschenzug unser Können unter Beweis. In anderer Gruppenkonstellationen und mit anderen Ausbildern als an den Vortagen ging es in den Booten bis zum Ausstieg. Die Aussage „Ich bin nicht so schlimm, wie alle sagen ... Ich bin schlimmer!“ machte uns immer Hoffnung ...

Zurück am Campingplatz zogen wir die Lehrprobenthemen. Dazu bekam erst Mal jeder eine Nummer, denn: „Es ist viel spannender, wenn jeder eine Nummer hat.“ Aber wenn jemand meint: „Ich will nicht bloß irgendeine Nummer sein“, ist ihm das wohl nicht zu verdenken.

Bestanden!

Am Donnerstag hielten wir die Lehrproben (= praktische Prüfung), die eine Hälfte auf dem See, die Restlichen auf dem Fluss und an Land. Außerdem bekam noch jeder die Gelegenheit, mit dem SUP-Board auf dem See zu paddeln. Wer wollte, konnte das auch noch in leichtem Wildwasser probieren.

Der restliche Tag gehörte der Vorbereitung auf die Theorieprüfung am Freitagvormittag. Erfolgreich bestanden! Da war bei allen Teilnehmern die Freude riesengroß. Im Gegensatz zu sonstigen Ausbildungsjahren musste coronabedingt das Festmahl zum Abschluss ausfallen.

Die frisch gebackenen Trainer C können nun Jung und Alt den Spaß am Paddeln vermitteln und, wer weiß, kommen eines Tages vielleicht ihre Schüler, um diese Ausbildung zu meistern.

Luzie Keßler

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