Deutsche Meisterinnen im Kanu-Polo

Zum vierten Mal holen die Damen des PSC Coburg den Deutschen Meisterpokal nach Bayern.

Bundesliga Saison 2022

In den Bundesligen der Herren und Damen im Kanu-Polo spielten in der Saison 2022 zwei bayerische Vereine auf höchstem Niveau, denn die deutsche Liga gilt als eine der hochklassigsten Kanu-Polo-Ligen im internationalen Vergleich.

Der Donau-Ruder-Club Neuburg spielte mit einem starken, athletischem, aber noch verhältnismäßigem jungem Team in der zweiten Liga der Herren, die auf zwei Spieltagen, in zwei unterschiedliche Gruppen unterteilt, aufeinander trafen. Schon der erste Spieltag begann mit einem sehr stark einzuschätzenden Remis (4:4) gegen die erfahrenen Berliner vom RKV, unter ihnen auch der ehemalige Kanurennsportprofi Ronald Rauhe. Es folgten drei Siege und eine Niederlage und damit der vierte Tabellenplatz nach dem ersten Spieltag. Auf dem zweiten Spieltag trafen die Neuburger auf die Gegner der anderen Gruppe und fuhren ähnliche Ergebnisse ein: drei tolle Siege am Samstag gegen Quakenbrück, Essen und Leipzig, am Sonntag eine Niederlage gegen Wetter und ein Unentschieden gegen Wuppertal. Nach dem zweiten Spieltag konnten sich die Neuburger Spieler unter der Regie von Trainer Thomas Fricke auf den dritten Tabellenplatz verbessern und hielten somit eine bessere Ausgangsposition für die Play-Offs im Zuge der Deutschen Meisterschaften inne.

Auch die Damenliga spielt pro Saison zwei Bundesligaspieltage aus. Allerdings gibt es hier aufgrund der geringeren Mannschaftsanzahl keine Unterteilung in zwei Gruppen auf den Spieltagen, sondern jedes Team spielt an einem Spieltags-Wochenende einmal gegen jeden. Das Damenteam des Paddel- und Segelclub Coburg wurde in dieser Saison von Torwartin Petra Brey vom DRC Neuburg unterstützt. Dies machte sich auch auf dem ersten Spieltag insofern bemerkbar, dass die Mannschaft eine hervorragende Defensivstatistik aufweisen konnte. In sieben Spielen fingen sie nur fünf Gegentore, sieben Tore weniger als die Tabellenführerinnen aus Berlin. Als Tabellenzweiter fuhren die Coburgerinnen auf den zweiten Spieltag und konnten diesen Platz auch souverän verteidigen. Allein gegen KCNW Berlin mussten die bayerischen Spielerinnen erneut eine Niederlage hinnehmen und konnten somit die Tabellenspitze nicht angreifen.

Deutsche Aufstiegsmeisterschaften

Die Kanu-Polo „Deutsche“ wurde vom 25. – 28. August 2022 in Essen auf dem Baldeneysee ausgetragen. Deutsche Meister werden in den Nachwuchsklassen U14, U16, U21 und bei den Damen- und Herrenteams aus der ersten Bundesliga ermittelt. Alle anderen Spielklassen der Erwachsenenligen spielen die Aufstiegsmeisterschaften aus, sprich hier geht es um den Auf- oder Abstieg in die nächste Liga. Leider trat im Damenbereich keine bayerische Mannschaft in den unteren Ligen an. Dafür spielten bei den Herren vier Mannschaften aus Bayern in den Liegen zwei bis vier.

In der untersten Spielklasse startete für den BKV das Team vom KC Kelheim. Die Niederbayern kamen zu Beginn des Turniers noch nicht so recht in Fahrt und lagen nach einer durchwachsenen Gruppenphase auf Rang drei, doch das reichte aus um sich für die Zwischenrunden zu qualifizieren. Eine schwierige Gruppe, da die Kelheimer erneut gegen den eigenen Gruppenersten antreten mussten. Leider ging auch dieses Spiel gegen Braunschweig verloren, aber ein Sieg über WS Dresden bedeutete den zweiten Platz in der Dreiergruppe und das Erreichen des Halbfinales. Gegner Mainz war den Kelheimern noch von der Süddeutschen bekannt und sie konnten sich in einem knappen und spannenden Fight 2:1 durchsetzen. Im Finale der vierten Leistungsklasse standen sie zum dritten Mal innerhalb von vier Tagen dem Braunschweiger KC gegenüber und mussten vor dem stärkeren Team erneut den Hut ziehen (4:1). Ein stolzer zweiter Rang für den KC Kelheim, gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die dritte Leistungsklasse.

In der LK3 waren gleich zwei bayerische Teams am Start. Der PSC Coburg und der KV Nürnberg stellten Teams in der dritten Herrenliga, deren Turnierverlauf sich sehr unterschiedlich verhielt. Während der PSC Coburg schon in der Gruppenphase an seine Grenzen stieß, erkämpfte sich der Kanu-Verein Nürnberg den zweiten Rang in der Tabelle. Schlussendlich konnten die Oberfranken aus Coburg die Liga nicht halten und stiegen als zwölftplatziertes Team ab. Und auch die Nürnberger verließ das Glück im Viertelfinale, das mit 3:4 gegen den Göttinger PC knapp verloren ging. Nach zwei Siegen in der unteren Runde gegen den Ratzeburger KC und den KP Münster stand für die Mittelfranken am Ende ein fünfter Platz zu Buche.

In der laufenden Saison der zweiten Bundesliga der Herren hatten sich die Spieler des DRCN eine tolle Ausgangsmöglichkeit für die im Best-of-Three Modus ausgespielten Play-Offs erarbeitet. Nachdem jedoch in der Vorbereitungsphase für die Deutschen Meisterschaften drei Spieler im Training krankheitsbedingt ausfielen, war das Ziel des Wiederaufstiegs in die erste Kanu-Polo Bundesliga deutlich erschwert worden. Trotzdem konnten die Oberbayern das erste Viertelfinale gegen KRM Essen II in einem dramatischen Finish 4:3 für sich entscheiden. Das zweite Spiel ging dann jedoch deutlich mit 3:7 an die Heimmannschaft aus Essen. Im dritten und entscheidenden Spiel starteten die Essener Spieler erneut besser und lagen schnell mit 0:3 vorne. Und auch in der Halbzeit konnten sie ihre Führung mit 2:5 noch behaupten. Doch Daniel Schiftner, Moritz Winter, Dominik Sönning, Paul Glasenapp, Karl Goronzi, Paul Schütze, Erik Brey und Lion Winter gaben nicht auf und holten in einem klasse Endspurt den Ausgleich zum 5:5. In der fünfminütigen Verlängerung schossen dann die glücklicheren Essener das entscheidende Tor im „Golden Goal“. Damit war der Traum vom Aufstieg für die Neuburger Spieler leider geplatzt. Trotzdem erreichte das junge Team noch das bestmögliche Ergebnis nach Siegen über die Mannschaften von KC Leipzig und VMW Berlin. Das vom Trainer vorgegebene Minimalziel unter den Top Sechs zu laden wurde mit dem fünften Platz erreicht.

Deutsche Meisterschaften

Bei den Titelwettkämpfen mischten auch dieses Jahr wieder bayerische Athlet.innen mit. In der Spielklasse der U14 war mit dem PSC Coburg nur ein Team aus dem Freistaat am Start. Dass es im Spitzenbereich nicht nur bei den „Großen“ äußerst spannend zugeht, erfuhren auch die jüngsten Coburger Spieler.innen. Das Team des PSC erreichte mit Jonathan Kessel, Arthur Will, Annika Skoda, Moritz Skoda, Patrick Holland, Elias Beiling und Vincent Danko durch einen souveränen Vorrundengruppensieg die Zwischenrunde. Hier trafen sie auf drei etwa gleichstarke Mannschaften. Nur die ersten beiden würden ins Halbfinale kommen. Nach zwei Unentschieden, jeweils 2:2 gegen KSV Havelbrüder Berlin und KSV Glauchau, mussten die Coburger ihr letztes Zwischenrundenspiel gegen KK Pirat Bergheim gewinnen. Diesem Druck hielten sie nicht stand und verloren 5:8 gegen die Rheinländer. Natürlich war die Enttäuschung groß, aber eine Nacht darüber geschlafen, durch ihre Trainerin Katrin Schmalenbach wieder aufgebaut und bestens motiviert, erspielten sie sich mit einem 3:2-Sieg über WS Dresden und einer gelungenen Revanche gegen Bergheim ( 10:4! ) einen hervorragenden fünften Platz, insbesondere wenn man bedenkt, dass drei Spieler und eine Spielerin erst elf Jahre alt sind.

In der Spielklasse U 16 konnte kein bayerischer Verein eine Mannschaft für die DM melden, jedoch traten die beiden Coburger Jugendspieler Gregor Will und Felix Skoda dieses Jahr für den KSV Glauchau an und krönten eine herausragende Saison mit dem deutschen Meistertitel durch einen überlegenen Finalsieg gegen die Havelbrüder Berlin. 9:4 hieß es am Ende.

Für große Dramatik sorgten auch die Damen des PSC Coburgs. In den Playoffs trafen die Vestestädterinnen im Viertelfinale auf den RSV Hannover, das sie glatt in zwei Spielen (ebenfalls Best-of-Three Modus) gewannen. Enger wurde es schon im Halbfinale gegen ACC Hamburg, das die Coburgerinnen mit 1:0 und 4:3 –nach Golden Goal, verwandelt von Pia Schwarz – für sich entschieden. Wie schon 2021 standen der PSC Coburg und KCNW Berlin im Finale. Es beherrschen auf nationaler Ebene beide Teams das Damen-Kanupolo. Viermal trafen sie diese Saison aufeinander. Beide konnten zwei Siege für sich verbuchen. Die Erwartungen, dass es ein äußerst spannendes Finale werden würde, wurden mehr als erfüllt. Beide Male schenkten sich beide Teams nichts. Beide Male stand es nach der regulären Spielzeit unentschieden (3:3 und 4:4 ). Auch nach der regulären Spielzeit von 20 Minuten lieferten sich beide Teams zweimal einen großartigen Kampf um den Deutschen Meistertitel, ehe einmal Pia Schwarz in der vierten Verlängerung und das andere Mal Anne Reimers das goldene Tor in der dritten Verlängerung warfen. Die Coburger Spielerinnen Leonie Wagner, Jule Schwarz, Nele Schmalenbach, Petra Brey, Milena Sicker, Pia Schwarz, Annika Knöpfel und Anne Reimers krönten sich zum besten Frauenteam Deutschlands 2022.

Pia Schwarz

Bilder von Sinje Reimers

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