Deutsche Meisterschaften 2016

Die Bilanz des PSC Coburg: Damen Deutsche Meisterinnen, U14 Vizemeister, Herren nach einer starken Vorstellung 8. Mit drei Teams und unterschiedlichen Erwartungen reiste der PSC zum Baldeneysee nach Essen, wo vom 18. bis 21. August 2016 die deutschen Kanupolo-Meisterschaften ausgetragen wurden.

Die Herrenmannschaft hatte ihr Ziel nach Abschluss der Hin- und Rückrunde in der Bundesliga eigentlich schon erreicht, nämlich den Klassenerhalt durch den Einzug in die Play-offs als Achtplatzierter. Allerdings hatten sich die Coburger Philipp Fischer-Dederra, Max Dressel, Tom Schwarz, Rene Fiur, Carsten Faber, Dominik Sönning, Kai Berner, Sebastian Giebe, Malte Jungmann und Robby Densch vorgenommen, die „Großen“ wenigstens ein bisschen zu ärgern. Und das gelang ihnen im ersten Spiel gegen den Tabellenführer WSF Liblar eindrucksvoll, indem sie den Favoriten in die Verlängerung zwangen. Mit 3:0 und 4:1 hatten die Titelaspiranten aus dem Kölner Großraum schon geführt, aber die Vestestädter zeigten sich sowohl körperlich als auch spielerisch ebenbürtig und glichen in der letzten Sekunde der regulären Spielzeit durch Philipp Fischer-Dederra zum 4:4 aus. In der Verlängerung stellten die Liblarer ihre ganze Klasse unter Beweis und setzten sich mit dem Golden Goal zum 5:4 durch. Das zweite Spiel der Play-off-Runde ( Best-of-three ) entschieden sie dann standesgemäß mit 3:0 für sich. Nicht enttäuscht, sondern hoch motiviert zwangen die Coburger das nächste Kanupolo-Schwergewicht aus Nordrhein-Westfalen, den Meidericher KC, in das dritte Spiel. Nachdem der PSC das erste 0:2 verloren hatte, konnte er das zweite 4:3 für sich entscheiden. Im dritten Aufeinandertreffen setzte sich in einem offenen Schlagabtausch schließlich die größere individuelle Klasse der Meidericher durch. Am Ende stand es 4:3 für das Team aus dem Duisburger Stadtteil. Jetzt war bei den Coburgern doch etwas die Luft raus, sodass sie ihr letztes Spiel um Platz 7 am Sonntag gegen Wanderfalke Essen verloren.

Komplimente für den Vizemeister

Während das Herren-Team dieses Jahr über einen komfortablen Kader von zehn Spielern verfügte, war die Anzahl der U14-Spieler, die bei großen Wettkämpfen eingesetzt werden konnten, sehr knapp bemessen. Dennoch arbeitete die Trainerin Katrin Schmalenbach unermüdlich daran, zum Saisonhöhepunkt ein schlagkräftiges Team auf die Beine zu stellen. So musste beim NRW-Cup Anfang Juli die zehnjährige Emely Matthäi als fünfte Spielerin den zu diesem Zeitpunkt auf vier Stammspieler geschrumpften Kader ergänzen. Trotzdem erreichten die Coburger einen beachtlichen 5. Platz bei den Offenen Westdeutschen Meisterschaften. Zum Sachsen-Cup nach Glauchau Mitte Juli durften gleich drei „Kleine“ mitfahren. Neben Emely Matthäi vervollständigten Finn Menger und Jana Selenko das PSC-U14-Team, das das Turnier souverän durch ein 8:2 im Finale gegen den ESV Cottbus gewann. Selbst zur deutschen Meisterschaft konnte der PSC nicht mit den besten Sechs aufwarten, da ein Spieler der Urlaubsplanung seiner Eltern zum Opfer fiel. Davon unbeeindruckt lieferten die anderen fünf Leistungsträger Nele Schmalenbach, Jakob Hilmer, Tim Finsterer, Sebastian Knöpfel und Laura Schütze zusammen mit Finn Menger und Jana Selenko einen herausragenden Wettkampf ab. In der Vorrunde machten sie durch Siege über TUS Warfleth (7:0)  und KSF Mülheim (5:3) den Einzug in die obere Runde klar. Im letzten Vorrundenspiel um den Gruppensieg unterlagen sie dem späteren Deutschen Meister KSV Havelbrüder mit 0:7. In der Zwischenrunde der besten acht deutschen U14-Teams ging es nun darum, in zwei Vierergruppen jeweils erster oder zweiter zu werden, um ins Halbfinale einziehen zu können. Möglichst sollte der Halbfinalgegner nicht KSV Havelbrüder heißen, wenn der Traum vom Finale nicht spätestens dort platzen sollte. Dementsprechend wurde in diesen Spielen um jeden Punkt und jedes Tor gekämpft. Wie eng es zuging, beweist der 5. Platz vom KSV Rothe Mühle Essen, der sich die Finalteilnahme als Ziel gesetzt hatte und nach dem 4:3 gegen den PSC scheinbar auf dem besten Weg dorthin war. Als den Coburgern dann aber ein 7:5 gegen die Favoriten aus Meiderich gelang, konnten die Karten wieder neu gemischt werden. Alles entscheidend sollte der Samstagabend werden – 19.05 Uhr Spielbeginn, auf Feld 6 Meiderich gegen Rothe Mühle, auf Feld 7 PSC gegen VK Berlin. Deutlich mit 7:2 setzten sich die Coburger durch. Auf dem anderen Feld verlor Essen mit 2:5 zu hoch gegen Meiderich. Denn nun gab es drei punktgleiche Teams. Mit einem Tor Vorsprung vor den anderen beiden sicherte sich der PSC den Gruppensieg. Nichts für schwache Nerven. Damit hatten die Coburger auf jeden Fall zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Einzug ins Halbfinale und nicht gegen die Havelbrüder aus Berlin. Wie stark diese Zwischenrundengruppe besetzt war, zeigte der deutliche Sieg des PSC gegen RSV Hannover, den Zweitplatzierten der anderen Gruppe: 8:1. Im Finale wurden die Havelbrüder ihrer haushohen Favoritenrolle gerecht, aber der PSC-Nachwuchs spielte gut mit und erhielt am Ende noch ein Kompliment des Berliner Trainers.

Golden Goal Girls – nichts für schwache Nerven

Spielerisch herausragend und ungeheuer nervenstark präsentierten sich in den Bundesliga-Play-offs die Coburger Damen Pia Schwarz, Corinna Schwarz, Leonie Wagner, Annika Adler, Stefanie Geiger, Emily Bildat und Annika Knöpfel. Nach Abschluss der Hin- und Rückrunde der Damen-Bundesliga lagen die Vestestädterinnen auf Platz drei und mussten im Viertelfinale gegen die Sechstplatzierten vom KG List Hannover antreten. Ungefährdet zogen die PSC-Damen mit zwei Siegen (7:3 und 4:2) ins Halbfinale ein. Hier trafen sie auf den Angstgegner des Vorjahres - KCNW Berlin. 2015 hatte der PSC genau gegen dieses Team im Spiel um Platz drei verloren. Und es wurde auch dieses Jahr äußerst spannend. Im ersten Spiel lief zunächst alles wie am Schnürchen. 2:0 schossen sich die Coburgerinnen in Führung. Dann aber legte Berlin nach und glich zum 2:2 aus. So stand es am Ende der regulären Spielzeit unentschieden. In den Play-offs muss es einen Sieger geben. Also Verlängerung. Mit ihrem Golden Goal zum 3:2 erlöste Annika Adler ihr Team. Wer glaubte, spannender gehe es nicht, hatte sich getäuscht. Im zweiten Halbfinalspiel hieß es am Ende der regulären Spielzeit 0:0. Beide Tore schienen wie vernagelt. Vielleicht auch kein Wunder. Denn im Tor standen die beiden augenblicklich besten Torhüterinnen der Liga, Emily Bildat beim PSC (U21-Nationalmannschaft), Fabienne Thöle bei Berlin (Damen-Nationalmannschaft). Im Kanupolo muss so oft Verlängerung gespielt werden, bis durch Golden Goal eine Entscheidung gefallen ist. Das hieß für dieses Spiel drei Verlängerungen. Dann erst schoss Emily Bildat mit ihrem viel bejubelten Treffer den PSC ins Finale. Dies hatten die Favoritinnen aus Göttingen bereits problemlos erreicht. Und es ging noch einmal spannender zu als im Halbfinale. In der ersten Halbzeit des ersten Finalspiels boten die Coburgerinnen eine herausragende taktische Leistung und erspielten sich eine 3:0-Führung. In der zweiten Halbzeit erhöhte der Göttinger PC den Druck und schaffte den Ausgleich: 3:3. Wieder Verlängerung. Wieder Golden Goal durch Annika Adler: 4:3. Nach diesem Spielverlauf war jedem klar, dass der Weg zum Titel ein schwerer werden würde. Und wie schwer! Im zweiten Spiel ließ der GPC dem PSC mit 7:2 keine Chance. Als hätte es diese deutliche Niederlage nie gegeben, fanden die Coburgerinnen im dritten und entscheidenden Spiel wieder zu alter Stärke zurück, gingen in Führung und zwangen die Göttinger Damen, immer wieder einen Rückstand aufzuholen. Ein enorm kraftraubendes Spiel, bei dem es am Ende der regulären Spielzeit mal wieder keinen Sieger gab: 4:4. Mal wieder Verlängerung, mal wieder Golden Goal durch Emily Bildat: 5:4. Deutsche Meisterinnen! Diesen Titel haben sich die Golden Goal Girls vom PSC nach dieser Energieleistung mehr als verdient, vor allem wenn man bedenkt, dass mit Jule Schwarz – ihr Name darf hier nicht fehlen – eine ihrer besten Spielerinnen nicht dabei sein konnte.

Klaus Schmalenbach

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