Drei Titel bei Deutschen Meisterschaften Kanurennsport

Brandenburg. Die Insider hatten bei den Deutschen Meisterschaften im Kanurennsport auf dem Beetzsee in Brandenburg schon mit großen Erfolgen gerechnet. Insbesondere gingen die Erwartungen an den Jugendfahrer Vincent Hoiß (DRC Neuburg) und in der Leistungsklasse der Herren an Florian Winkler (Opitz) von der WSG Kleinheubach. Aber: Jeder Tag wurde zum Jubeltag für die bayerischen Sportler und Schlachtenbummler.

In gleich drei Kajakeiner-Disziplinen erkämpfte sich Vincent Hoiß die Titel und wurde im Zweier Vizemeister sowie Bronzemedaillengewinner zusammen mit seinem Vereinskollegen David Müller. Der Kleinheubacher Florian Opitz paddelte gegen Nationalmannschaftsmitglieder zu Bronze.

Gut im Griff

Die schön gelegene Naturstrecke auf dem Beetzsee, die 2019 ihr 50-jähriges Bestehen feierte, ist weit über die Stadtgrenze hinaus bekannt. Die inzwischen hochmoderne Wettkampfstrecke bietet Wassersportlern hervorragende Bedingungen für faire Wettkämpfe. 770 Sportler aus 95 Vereinen lieferten sich hier spannende Rennen.

Das Wetter hatte während der Wettkämpfe alles zu bieten. Die ersten beiden Tage waren geprägt von hohen Temperaturen mit Seitenwind und Wellen. Die bayerischen Kanuten hatten die Bedingungen gut im Griff, und die Vor- und Zwischenläufe verliefen vielversprechend. Mit sehr guten Zeiten und Platzierungen schafften die Neuburger und Florian Winkler in fast allen Rennen die Finalteilnahme.

Das „goldene Wochenende“ für den 16-jährigen Vincent Hoiß begann am Freitag mit dem Endlauf im K1 über 500 Meter. In 01:45.211 Minuten fuhr der Ausnahmesportler als Deutscher Meister über die Ziellinie und schaffte nach den großartigen Erfolgen von Carola Schmidt und Sarah Winter 2013 als erster männlicher Kanute des DRCN im Kajakeiner den Sprung nach ganz oben aufs Siegerpodest. Die nachfolgenden Gewitter und die Rennunterbrechungen mit Verschiebungen im Zeitplan steckten die Aktiven locker weg.

Mit einem beeindruckenden Sieg im K1 fuhr Vincent Hoiß auf seiner Lieblingsstrecke über 1.000 Meter in 03:45.658 Minuten erneut den Deutschen Meistertitel nach Hause. Einsetzender Starkregen sorgte kurzzeitig nochmals zu Rennverschiebungen.

Der Flow hielt an

Mit David Müller kommt auch der zweitschnellste Jugendfahrer Bayerns aus den Reihen des DRCN. Reine Vereinszweier gehen bei den Deutschen Meisterschaften eher selten an den Start. Es dominieren normalerweise die Renngemeinschaften der Landesverbände.

Doch Hoiß und Müller waren sich nach dem Zwischenlauf im K2 über 500 Meter einig: „Der Kurzstrecken-Zweier läuft einfach genial.“ „Die Konkurrenz in Süddeutschland ist sehr stark, wir sind im Zweier über 500 und 1.000 Meter Süddeutsche Vizemeister, mit etwas Glück können wir in die Medaillenränge fahren“, ergänzte Müller.

Gesagt, getan. Im Finale paddelte das Duo sensationell zu Bronze. Die Medaille zauberte den beiden ein breites Grinsen ins Gesicht. Der Flow hielt an, und mit der Vizemeisterschaft über ihre Paradedisziplin, die 1.000 Meter-Distanz, war das Glück nach 03:34.966 Minuten perfekt. Nur Schmiech/Schulze von der RG Baden-Württemberg waren in 03:34.342 Minuten einen Wimpernschlag schneller.

Am Sonntag, dem letzten Wettkampftag, schien wieder die Sonne, und die Langstreckendisziplinen konnten bei angenehmen Temperaturen gestartet werden. Hoiß und Müller gingen über 5.000 Meter im K1 mit zwölf weiteren Kanuten ins Rennen. Hoiß übernahm fast während des ganzen Rennverlaufs die Führungsarbeit der ersten fünf Boote. Er hielt souverän und unangefochten den Vorsprung von einer Bootslänge auf den zweiten Platz bis ins Ziel. Die Sensation war perfekt: Hoiß erkämpfte den dritten Titel und begeisterte Konkurrenten und Zuschauer. Auch Müller machte seine Sache gut und fuhr als Achter über die Ziellinie.

„Wir haben schon mit einer Medaille geliebäugelt, aber dass es so gut läuft, konnten wir uns nicht vorstellen!“, zeigte sich Simon Hoiß, der Trainer des Erfolgsduos, beeindruckt.

Einladung zu Olympic Hopes

Vincent Hoiß erhielt in Brandenburg noch eine besondere Auszeichnung und eine Prämie für den dritten Platz im Jugendcup der Nationalmannschaft 2022. Aufgrund seiner überragenden Leistungen bei den Deutschen Meisterschaften wurde er zu den Olympic Hopes 2022 vom 8. bis 11. September nach Bratislava eingeladen.

Ihr Debüt bei einer Deutschen Meisterschaft gab die Schüler A-Fahrerin Rebecca Hirsch. Sie paddelte auf der Langstrecke in einem starken Feld, bestehend aus 19 Teilnehmerinnen, mit Platz vier nur knapp an einer Medaille vorbei. Über 1.000 Meter fuhr die Neuburgerin in 04:39.6 Minuten die achtschnellste Zeit.

Total emotional

Mit zwölf Kanutinnen und Kanuten nahm die WSG Kleinheubach am Kampf um die Medaillen teil. Ken Pfeiffer, der Süddeutsche Meister im Einerkajak und zusammen mit Florian Winkler im K2 über 200 m, musste krankheitsbedingt zu Hause bleiben. So waren die Erwartungen etwas gedämpft, hatte man dem Zweier Pfeiffer/Winkler doch höchste Medaillenchancen eingeräumt, zumal Pfeiffer 2021 schon mit Thomas Gebauer im K2 über 200 m Bronze herausgefahren hatte.

Jetzt lastete der Druck insbesondere auf Florian Winkler (Opitz), der sich nun alleine gegen die deutsche Elite behaupten durfte. Auf seiner Paradestrecke, der 200 m Sprint-Distanz im Einerkajak, qualifizierte er sich immer im Spitzenbereich über Vor- und Zwischenlauf für den Endlauf. Umgeben von hochkarätigen Konkurrenten aus der deutschen Rennsport-Elite war schon allein das ein riesengroßer Erfolg, denn Winkler griff 2022 nach mehrjähriger Pause erstmals wieder aktiv in das Rennsportgeschehen ein.

Am Start kam der Kleinheubacher gut aus dem Startschuh heraus. Aber 200 m sind kurz, und im Ziel lagen die ersten fünf Boote fast auf gleicher Höhe. Das Ergebnis wurde erst nach einigen Minuten bekannt gegeben: Es hatte tatsächlich gereicht!

Florian Winkler hatte in 00:36.971 Minuten die Bronzemedaille gewonnen! „Es war total emotional für mich, nach so vielen Jahren Pause im Leistungssport, mit so einer kurzen Vorbereitungszeit, eine Medaille bei den Deutschen Meisterschaften zu gewinnen!“, freute er sich bei der Siegerehrung und hielt unter Tränen der Rührung seine kleine Tochter in den Armen.

Mit seinen Teamkameraden Marvin Tetz, Felix Wirl und Simon Hoiß fuhr Winkler im Viererkajak über die 500 m-Distanz noch einen stolzen 5. Platz heraus. Neben Potsdam, einem der größten bundesdeutschen Vereine im Kanurennsport, und bundesländerübergreifenden Renngemeinschaften war hier mit der WSG Kleinheubach das einzige reine Vereinsboot am Start.

Silber für Antonia Kasecker

Mit der der Vizemeisterschaft im Kanumehrkampf kehrte Antonia Kasecker nach Kleinheubach zurück. „Die ganze harte Vorbereitung mit fast täglichem Training hat sich gelohnt – ich hätte das nie erwartet!“, lautete freudestrahlend ihr Kommentar über die unverhoffte Medaille.

Der Kanumehrkampf, der getrennt in den Altersklassen 13 und 14 gewertet wird, setzt sich zusammen aus 100 m Paddel-Sprint mit fliegendem Start und einem 1.000 m-Rennen im Einerkajak, Basketball-Druckwurf an die Wand (40 sec), Standweitsprung und einem 1.500 m-Lauf. Schon nach den Athletik-Disziplinen und dem 100 m-Sprint zeichnete sich eine vordere Platzierung für Antonia Kasecker ab. Im abschließenden 1.000 m-Rennen machte sie es noch einmal spannend, aber sie konnte ihre vordere Platzierung verteidigen. Anna Höfner belegte im Kanumehrkampf der AK 14 unter 36 Teilnehmerinnen den 17. Platz.

Die Schüler*innen messen sich zudem in Rennen über 2.000 und 500 m. Im Zweierkajak erzielte Antonia Kasecker mit ihrer Partnerin Anna Höfner auf der 2.000 m-Langstrecke einen guten 5. Platz.

Monika Sandner/Andrea Höfner/Redaktion

Auszug aus der Ergebnisliste:

Goldmedaillen – Vincent Hoiß (DRCN): K1 m. Jugend 500 m + 1.000 m + 5.000 m / Felix Höfner (WSGK/KR Hamm): K1 Männer-Parakanu 200 m KL 2

Silbermedaillen – Vincent Hoiß, David Müller (DRCN): K2 m. Jugend 1.000 m / Antonia Kasecker: (WSGK) Kanumehrkampf KMK 13 J. / Viktoria Tippelt, Christian Tippelt (KRVH): K2 Para mixed offen 200 m

Bronzemedaillen – Florian Winkler (WSGK): K1 Herren LK 200 m / Vincent Hoiß, David Müller (DRCN): K2 m. Jugend 500 m / Felix Höfner (WSGK, KR Hamm) - V1 + K1 Parakanu Verfolgungs-Rennen

4. Platz – Rebecca Hirsch (DRCN): K1 w. Sch. A 2.000 m

5. Platz – Stephanie Gebhardt (FCH): K1 Frauen-Parakanu 200 m / Felix Wirl, Marvin Tetz, Simon Hoiß, Florian Winkler (WSGK): K4 Herren LK 500 m / Anna Höfner, Antonia Kasecker (WSGK): K2 w. Sch. A 2.000 m / Pablo Calliet (KGM): K1 m. Jugend 5.000 m / Stephanie Gebhardt, Alexander Rexroth (FCH): K2 Para mixed offen 200 m

8. Platz – Vincent Hoiß (DRCN): K1 m. Jugend 200 m / David Müller (DRCN): K1 m. Jugend 5000 m / Felix Wirl, Marvin Tetz (WSGK): K2 Herren LK 200 m / Ricarda Juch (KGM): K1 w. Sch. A 2.000 m

9. Platz – Simon Hoiß (WSGK): K1 Herren LK 5.000 m / Simon Hoiß, Felix Wirl (WSGK): K2 Herren LK 500 m / Annika Wirl, Lea Wirl (WSGK): K2 w. Jugend 200 m

10. Platz – Annika Wirl, Lea Wirl (WSGK): K2 w. Jugend 5.000 m

13. Platz – Jakob Wirl: K1 m. Sch. A 2.000 m

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