Bayerisches Damenteam wird U23-Europameister

Ivrea. Insgesamt brachte die Junioren- und U23-Nationalmannschaft des Deutschen Kanu-Verbandes zwei Europameistertitel sowie drei Silber- und fünf Bronzemedaillen mit nach Hause. In den Mannschaftsrennen gewannen die bayerischen U23-Damen aus Augsburg und Nürnberg-Fürth im Kajak-Einer den Titel. Christian Stanzel und Hannah Süß strahlten über Silber mit der Mannschaft und in den Einzelrennen Emily Apel über Bronze.

„Die Strecke war echt schwierig, aber ich denke, wir haben das Beste daraus gemacht!“ Ein ziemlich bescheidenes Resümee gaben die drei jungen Damen nach ihrem Goldlauf im Einerkajak mit der U23-Mannschaft zu Protokoll. Wohl aber auch dem geschuldet, weil im Ziel überhaupt nicht klar war, was der Mannschaftslauf von Annkatrin Plochmann (SGV Nürnberg-Fürth), Emily Apel (Kanu Schwaben Augsburg) und Franziska Hanke (Augsburger Kajak-Verein) Wert sein würde. „Da war es kurz mal ziemlich wild, weil wir überhaupt nicht wussten, wo wir stehen.“

Bei der Einfahrt im Ziel stand kurzzeitig eine fehlerhafte Wertung auf dem Tableau, die erst nachträglich korrigiert wurde. Davon bekamen die Drei aber nichts mehr mit, weil die Anzeigetafel schon auf die folgenden Britinnen umgesprungen war. Erst an Land konnten sich die Kajak-Spezialistinnen davon vergewissern, dass sie tatsächlich die schnellste Gesamtzeit abgeliefert hatten. Daran konnten dann auch die zwei nachfolgenden Nationen nichts mehr ändern. Mit hauchdünnem Vorsprung von nur einer Drittelsekunde vor den Französinnen holten sich die Vizeweltmeisterinnen nun den Europameisterschaftstitel.

Dabei hatten es alle Starter mit einer sehr anspruchsvollen Streckenaushängung aufzunehmen. „Das war echt schwieriger als gedacht.“ Trotz des kleinen Vorteils, dass bei den Europameisterschaften in den Mannschaftsläufen dieselbe Strecke befahren wird wie in den Qualifikationsrennen, stellte die Befahrung als Team durchaus eine Herausforderung dar. „Man wusste zwar, wo man aufpassen muss, aber ich musste trotzdem zwei Mal auf der Strecke improvisieren“, fasste Franziska Hanke den Lauf zusammen. Doch diese kurzerhand geänderte Fahrweise hielt die 22-jährige nicht vom Goldkurs ihres Teams ab.

Silber für U23-Herren

Zwei Silbermedaillen gingen an die Teams der Juniorinnen und Junioren im K1: Die Juniorinnen kamen mit nur vier Strafsekunden aus und zeigten einen soliden Lauf, den sie mit großem Vorsprung ins Ziel brachten. Letztlich mussten sich Lucie Krech (Leipzig), Charlotte Wild (Halle) und Paulina Pirro (Bad Kreuznach) nur dem heimischen tschechischem Team geschlagen geben.

Bei den U23-Herren konnten Marten Konrad (Dormagen), Enrico Dietz (Bad Kreuznach) und Christian Stanzel (AKV) die Silbermedaille für sich entscheiden. Zwar glaubten die Drei im Ziel nicht wirklich an einen Podiumsrang, denn bei der Befahrung des Kurses hatten sie sechs Torstabberührungen und somit zwölf Strafsekunden kassiert. Doch auch hier stellte die ausgehängte Torstrecke eine Herausforderung für alle Mannschaften dar. Umso größer war die Erleichterung und Freude, dass die erwarteten Favoriten schwächelten und hinter den Deutschen blieben.

Nachdem bereits die Kajak-Spezialistinnen drei Medaillen in den Mannschaftswettbewerben eingestrichen hatten, konnten die U23-Canadier zwei weitere Podiumsränge einfahren. Zoe Jakob und Jannemien Panzlaff (beide Schwerte) sicherten sich mit Teamkollegin Hannah Süß (Kanu Schwaben) die Silbermedaille hinter den heimischen Tschechinnen, die das Feld mit zehn Sekunden Vorsprung deutlich anführten. Die Deutschen profitierten in ihrem Lauf vor allem von ihren wenigen Fehlern und somit geringen Strafsekunden.

Das Canadier-Team Lucie Krech (Leipzig), Paulina Pirro (Bad Kreuznach) und Kimberley Rappe (Leipzig) fuhr Bronze heraus.

Bei den Herren in der U23-Altersklasse lief die Fahrt nicht optimal. Lennard Tuchscherer (Leipzig), Julian Lindolf (Augsburg) und Benjamin Kies (Halle) kamen mit zehn Strafsekunden ins Ziel. Den Mannschaftskollegen der Junioren kam eine 50-Sekunden Zeitstrafe im oberen Streckenteil in die Quere. Sonst wäre für Niels Zimmermann und Felix Sachers (beide Leipzig) sowie Ben Borrmann (Halle) ebenfalls ein Podestplatz möglich gewesen.

Emily Apel holt Bronze

Medaillen gab es auch in den Einzelrennen. Mit einem fehlerfreien Lauf sicherte sich die Bad Kreuznacherin Paulina Pirro nach 2020 erneut den Titel im Kajak der Juniorinnen. Zwei weitere Bronzemedaillen gingen an Emily Apel und Joshua Dietz in den U23-Altersklassen.

Einen Traumlauf legte die Augsburgerin Emily Apel im K1 der U23-Damen auf die Moldau. Mit einer furiosen Fahrtzeit von 86,82 Sekunden hätte sie ganz nach oben greifen können. Keiner schaffte eine schnellere Fahrt. „Ich habe keinen hier gesehen, der eine bessere Linie gefunden hat“, lobte Bundestrainer David Krajnik. Doch leider kassierte die 20-jährige zwei Torstabberührungen aufgrund der enorm engen Fahrweise und landete mit 1,94 Sekunden Rückstand auf dem Bronzerang. Nur eine Berührung weniger hätte also für den Titel gereicht. „Die Frage, ob ich Gold verloren, oder Bronze gewonnen habe, stellt sich für mich nicht. Ich bin einfach nur glücklich über meinen Lauf und die Medaille. Alles andere ist mir gerade egal“, strahlte sie im Ziel. Für Apel war es nach dem Europameistertitel in der Mannschaft die erste Einzelmedaille überhaupt.

Text & Fotos: Philipp Reichenbach

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