Aigner und Herzog gehen mit Zuversicht in die Entscheidungen

Nach den beiden Medaillenerfolgen durch Ricarda Funk und Sideris Tasiadis, wurde am Mittwoch die Strecke in Tokyo noch einmal auf den Qualifikationskurs von Sonntag zurückgebaut. Schließlich sind in der olympischen Medaillenvergabe noch zwei Kategorien offen. Hannes Aigner fuhr im Vorlauf Tages-Bestzeit.

Der Augsburger schien im ersten Lauf noch nicht so recht hineinzufinden: „Es war schwer, weil das heute das erste Mal seit Samstag für uns gewesen ist, dass wir wieder auf Wildwasser fahren konnten. Da brauchte ich ein bisschen Zeit im ersten Lauf, um mich wieder an den Kurs zu gewöhnen.“ Zunächst auf Rang elf im Ziel, machte es der 32-jährige anschließend deutlich besser und brachte eine schnelle Zeit über die Linie.

„Im zweiten Lauf habe ich mich dann viel sicherer gefühlt. Mein Ziel war es, eine gute Startposition, eher am Ende des Semifinales, zu bekommen. Damit habe ich die Chance, den anderen zuzuschauen. Bei dieser schweren Strecke kann ich mir so noch anschauen, wie die anderen die tückischen Kombinationen fahren.“ Und das schaffte er auch. Mit 90,14 Sekunden zeigte er die beste Fahrzeit des Tages und sprang an die Spitze des Tableaus.

Doch gleich darauf kam auch wieder die nüchterne Betrachtung des Sportsoldaten: „Ich bin glücklich mit meinem Lauf, aber der ist am Freitag nichts mehr wert. Da muss ich meine Leistung erneut zeigen.“ Nachdem er in London 2012 Bronze gewann, war es in Rio 2016 der undankbare vierte Rang. Nun, bei seinen dritten Spielen, ist er ganz klar im Fokus und hat an sich gearbeitet: „Ich habe daran die letzten fünf Jahre jeden Tag im Training gedacht. Es ist mein großes Ziel, wieder auf dem Podium stehen zu dürfen, aber das wird hart. Ich hoffe, dass ich mich seitdem entwickelt und verbessert habe. Im Training habe ich probiert, ein bisschen aggressiver zu fahren, da ich gelernt habe, dass die sichere Linie nicht reicht, um richtig schnell zu sein. Deshalb versuche ich jetzt, etwas mehr Risiko einzugehen.“

Doch die Konkurrenz ist stark und jeder kleine Fehler wird hart bestraft: „Wir sind so viele gute Paddler im Rennen und der Druck ist ziemlich hoch. Wir haben ein halbes Jahrzehnt daraufhin trainiert. Das wird spannend.“

Neben dem Kajak-Einer der Herren dürfte eine Entscheidung ganz besondere Aufmerksamkeit bekommen. Der Canadier-Einer der Damen wird zum ersten Mal auf olympischer Bühne ausgetragen. Bei internationalen Großveranstaltungen längst angekommen und fest integriert, hat die größte Sportveranstaltung der Welt noch einige Zeit auf sich warten lassen – durch die Corona-Pandemie nun auch noch ein Jahr länger.

Am Start steht neben der Bronzemedaillengewinnerin im Kajak-Einer von gestern, Jessica Fox (Australien), auch die Weltranglisten-Zweite aus Großbritannien Mallory Franklin – die Startliste umfasst insgesamt 22 Athletinnen. Für all die jungen Frauen, die bei Weltmeisterschaften und Weltcups seit Jahren aufeinandertreffen, ist das alles hier doch irgendwie noch einmal etwas ganz Neues.

Auch die Wahl-Leipzigerin Andrea Herzog ist sich ihrer Rolle im internationalen Reigen durchaus bewusst. Als amtierende Weltmeisterin und mit dem Weltcup-Sieg in Markkleeberg im Juni beim letzten großen internationalen Vergleich vor den Spielen, kommt ihr sicherlich eine Favoritenrolle zu. „Das gibt mir Selbstvertrauen, macht mir manchmal aber auch Druck. Das ist nicht so einfach, damit umzugehen.“ Bei der heutigen Qualifikation hieß es erst einmal, in den Wettkampf hereinzukommen. Im ersten Lauf war ihr im Ziel anzusehen, dass das noch Potenzial ist: „Der erste war nicht so, wie ich ihn mir gewünscht habe. Aber das konnte ich dann verbessern. Ich bin sehr glücklich mit meinem zweiten Lauf.“ Dort unterbot sich die 21-jährige nämlich um über sieben Sekunden – die Berührung aus dem ersten Lauf mit eingerechnet. Schneller fuhr anschließend nur noch die Britin Franklin.

Text + Foto: Philipp Reichenbach

Ergebnisse:
K1m: 1. AIGNER Hannes (GER) 90,14 (0), 2. DE GENNARO Giovanni (ITA) 90,65 (0), 3. DELFOUR Lucien (AUS) 91,10 (0)
C1w: 1. FRANKLIN Mallory (GBR) 105,06 (2), 2. HERZOG Andrea (GER) 106,34 (0), 3. FISEROVA Tereza (CZE) 109,16

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