Handeln, solange es noch geht

Am 19. November fand die Herbsttagung des Ressorts Umwelt und Gewässer in Marktl am Inn statt – aller auswärtigen Mitglieder reisten korrekterweise mit der Bahn an. Seit der Frühjahrstagung hatte sich doch einiges getan.

Fortschritte konnten zum Beispiel bei der Entwicklung einer freiwilligen Selbstbeschränkung für Winterfahrten am Ammersee erzielt werden: Eine Einigung mit den Naturschutzorganisationen/Behörden steht hoffentlich kurz bevor. Die Pläne sehen einen freiwilligen Befahrungsverzicht für mehrere Zonen vom 1. November bis 31. März jeden Jahres vor, damit Wasservögel dort die überlebenswichtige Ruhe finden. Auch wenn diese Zonen bis zum Ufer reichen, bleiben die wichtigsten Einsatzstellen für Kanusportler auch weiterhin über Zufahrtskorridore erreichbar bleiben. Wichtig wird sein, die Regelungen und ihre Hintergründe aktiv an Kajak- und SUP-Fahrer zu kommunizieren, damit die Ruhezonen akzeptiert und eingehalten werden. Denn andernfalls droht ein komplettes saisonales Befahrungsverbot großer Seeflächen, wie es auf anderen bayerischen Seen wie dem Staffelsee bereits erlassen wurde – eine aus unserer Sicht nicht gerechtfertigte Einschränkung, gegen die ein Mitglied der Bayerischen Einzelpaddler bereits einen Antrag auf Normenkontrolle eingereicht hat.

Das Thema Sperrung bewegt aktuell auch die Paddler an der Pegnitz in Franken: Hier arbeitet das Landratsamt an einem „Kanu-Konzept Fürth-Nürnberg“ mit weitreichenden Einschränkungen und saisonalen Verboten. Dagegen engagiert sich auch im Namen des BKV Uwe Bischoff als ortsansässiger Paddler. An der oberen Pegnitz dagegen zeichnet sich ab, dass die Klage des BKV gegen die restriktive Mindestpegel-Verordnung mit einem Kompromiss endet (niedrigerer Mindestpegel für geübte Kanusportler mit Europäischem Paddel Pass der Stufe 2). Auch im „Kanu-Konzept“ an der unteren Pegnitz sind wohl zumindest geringere Einschränkungen für diese Paddlergruppe angedacht.

Nachdem der Antrag auf Normenkontrolle gegen die Wintersperrung an der Isar im Landkreis Bad Tölz gerichtlich leider abgelehnt wurde, ruhen die Hoffnungen nun auf der Petition, die dem bayerischen Landtag schon seit längerem vorliegt. Weiter nördlich wird das Isar-Wehr bei Moosburg durch einen Neubau ersetzt. Dort wird es im Zuge der Neukonzessionierung eine höhere Restwasserabgabe in die freie Isar unterhalb Moosburg geben, die auch dem Kanusport zugutekommen würde.

Bei der Salzach-Demo-Fahrt im September war die Hoffnung noch groß, dass die Pläne für ein zusätzliches Querbauwerk mit integriertem Wasserkraftwerk ad acta gelegt werden: Aktuelle Studien hatten nachgewiesen, dass die nötige Sohlsicherung auch ohne Querbauwerk gewährleistet werden könnte. Doch zum Entsetzen der Kraftwerkskritiker verkündete der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder im Oktober persönlich, dass die Staatsregierung entgegen ihren bisherigen Versprechen die Pläne vorantreiben will. Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit der Energiewende: Hier wird der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben, denn es soll eine der letzten frei fließenden Strecken eines größeren Voralpenflusses in Bayern für einen absolut unbedeutenden Beitrag zur Stromerzeugung zerstört werden. Der Protest muss daher weitergehen. Der Termin für nächstes Jahr ist bereits gefunden: Samstag, 15. Juli – bitte vormerken, denn die frei fließende Salzach braucht die Unterstützung möglichst vieler Paddler!

Und noch etwas Erfreuliches am Schluss: Der Aufruf von BKV und DKV, rund um den Cleanup-Day 2022 am 17. September Müllsammelaktionen zu starten, war erfolgreich. Viele bayerische Vereine beteiligten sich an dieser sinnvollen Aktion. Auch 2023 wird es wieder einen solchen „Gewässer-Säuberungstag“ geben: Er fällt auf den 16. September – wäre das nicht etwas für eure Vereins-Fahrtenprogramme? Kleiner Tipp aus der Praxis: Die Entsorgung des Mülls unbedingt gleich mitdenken! Im Web gibt es übrigens unter www.muell-weg.de (auch als App verfügbar) die Möglichkeit, der zuständigen Abfallentsorgung zu melden, wo es etwas wegzuräumen gibt.

Wer zu einem der vielen Themen des Ressorts Umwelt und Gewässer mehr erfahren will oder gerne mitarbeiten möchte (auch projektweise), darf sich gerne per E-Mail melden bei: umwelt@kanu-bayern.de. Noch haben wir die Chance, durch gemeinsames Handeln vieles für die bayerischen Paddler und ihre Gewässer zu erreichen. Noch.

Petra Münzel-Kaiser

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