„Oscar“ des Kanusports für Annika Scheidt

Hof. In ihrer Sportart Kanurennsport war sie in den letzten Jahren unbestritten die Nummer 1 in ganz Bayern. Deshalb erhielt Annika Scheidt vom Faltbootclub Hof jetzt eine Auszeichnung, die jedes Jahr nur ein einziges Mal pro Kanu-Disziplin vergeben wird: Die Bayerische Kanujugend ehrte sie als Kanusportlerin des Jahres für den Bereich Kanurennsport.

Für diese hohe Ehrung kam ein ganz besonderer Gast auf die Bühne: Olympiasieger Alexander Grimm. Auch wenn er aus dem Kanuslalom kommt – Leistungssport ist Leistungssport. Im Interview sprach Grimm mit der 18-jährigen Rennsportlerin über ihre Sportkarriere, die sie für die nächsten Jahre sehr vorsichtig betrachtet. Annika Scheidt ist gerade auf der Suche nach einem Studienplatz – danach wird sich entscheiden, ob und wie sie weitertrainieren kann. Der Beruf steht für sie jetzt erst einmal an vorderster Stelle.

Im zarten Alter von acht Jahren nahm Annika Scheidt an einem Ferienkurs des Faltbootclubs Hof teil. Schon während des Kurses fiel den damaligen Trainern Günther Meyer und Albert Müller ihr großes Talent auf. Sie überzeugten die damalige Fußballerin und ihre Eltern, mit dem Paddeln richtig anzufangen. Eine Zeit lang übte sie beide Sportarten nebeneinander aus, bis sie sich endgültig für den Kanurennsport entschied.

Bereits ein Jahr später gewann Annika im Einer über 2.000 m und 500 m eine Silber- und eine Bronzemedaille. Mit ihrer langjährigen Freundin Elisabeth Müller, mit der sie nun fast täglich im Sommer wie im Winter trainierte, brachte sie in den folgenden Jahren viele Bayerische und Süddeutsche Vizemeistertitel nach Hof. Seit 2016 ist Annika unangefochtene die Nummer 1 bei der weiblichen Jugend und den Juniorinnen in Bayern, auch besser als ihre männlichen Konkurrenten.

Im Jahr 2018 gewann Annika Scheidt bei der Bayerischen Meisterschaft die Titel bei den Juniorinnen im Kajak-Einer über 200 m, 500 m und 5.000 m. Bei den Süddeutschen Meisterschaften erkämpfte sie sich im Einer über 200 m die Silber- und über 500 m die Bronzemedaille. Gemeinsam mit Fabienne Höfling vom PSV Langenprozelten fuhr sie im Zweier über 500 m eine weitere Vizemeisterschaft heraus.

Bei der „Deutschen“ in Hamburg startete Annika Scheidt als eine von wenigen bayerischen Rennsportlern. Hier wurde sie im Endlauf B der Kajak-Einer der Juniorinnen über 200 m wieder ganz knapp Vierte – eine grandiose Leistung, wenn man weiß, wie stark die Konkurrenz aus den großen deutschen Kanuvereinen ist.

Annika wurde auf Grund ihres Talentes u. a. von der Nachwuchstrainerin des DKV, Tina Schmidt, schon mehrmals angeboten, an einen Stützpunkt und eine Sportschule in Leipzig oder Karlsruhe zu wechseln. Sie zog es jedoch vor, in der Heimat bei ihrem Verein, dem Faltbootclub Hof, zu bleiben.

2018 bestand sie ihr Abitur am Christian-Reinhart-Gymnasium in Hof. Zurzeit absolviert sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in den Behindertenwerkstätten der Diakonie Hof. Die ruhige und bescheidene Sportlerin stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft. Ob bei der Betreuung des Nachwuchses, beim Laden und Abladen des Bootshängers oder beim Auf- und Abbau bei der großen internationalen Sprintregatta ihres Vereines.

Ein großer Traum ging in diesem Jahr bei dieser Regatta in Erfüllung. Ihre Vereinskameradin Melanie Gebhardt, für die DHfK Leipzig fahrende A-Nationalfahrerin, startete mit ihr im Damen-Zweier. Die beiden fuhren ein so tolles Rennen, dass sie sich nur den amtierenden U-23-Weltmeisterinnen Carolin Arft und Julia Herget geschlagen geben mussten.

Text + Foto: Uschi Zimmermann / Bayerischer Kanu-Verband

Foto:
Annika Scheidt (mitte) auf der großen Showbühne der Münchner Reise- und Freizeitmesse f.re.e im Interview mit Alexander Grimm, dem Olympiasieger im Kanuslalom von 2008.

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