AKV vertritt Deutschland bei der Weltmeisterschaft im Rafting
Voller Vorfreude trainierte das Team trotz widriger Umstände, wie Wassermangel, Baustellen und Forstarbeiten am Augsburger Eiskanal, auf den wichtigsten Wettkampf des Jahres hin. Als Vorbereitung für die WM 2018 nahm das Team bereits im August an einem Weltcup-Rennen in Yushu (China) auf 3.600 Metern Höhe teil.
Glasklar, aber eiskalt
Vom Münchner Flughafen aus flogen die Sportler am 3.11.2018 über Madrid und Buenos Aires nach Neuquen. Von dort aus ging es 320 km durch Patagonien, teils über Schotterpisten, zum Veranstaltungsort Villa Pehuenia. Nach der 5,5-stündigen Busfahrt wurde das Team bei 4° C und leichtem Schneeregen bei der Eröffnungsfeier mit Tango und weiteren traditionellen Tänzen empfangen. Nun war es bereits Sonntagabend.
Das erste Training startete bei schönstem Wetter, aber Minusgraden. Der wuchtige Fluss Alumine ist glasklar, jedoch aufgrund der Speisung durch die Schneeschmelze eiskalt. Eine Eingewöhnung an die unbekannten Boote war wegen der sehr ungewöhnlichen Sitzposition zwingend notwendig.
Gute Taktik und harter Fight
Am Dienstag wurde die Weltmeisterschaft mit dem Sprint eröffnet. Das deutsche Boot erwischte eine ordentliche Linie und verpasste eine Top-10-Platzierung mit einer Fahrtzeit von 96,34 sec. nur haarscharf mit dem 11. Platz. Der Weltmeistertitel ging an Brasilien vor Japan und Tschechien.
Es folgte das Training für die Disziplin „Downriver“. Für die Strecke mit vielen anspruchsvollen Wuchtwasser-Passagen wird eine Fahrtzeit von ca. 60 Minuten benötigt, die keine Zeit zur Erholung zulässt. Die Schlüsselstellen sind jedoch durch den Veranstalter mit Safety-Kajakern gut gesichert.
Am zweiten Wettkampftag stand das KO-Rennen H2H an. Mit guter Taktik und hartem Fight konnten die Europameister aus Tschechien an den Rand einer Niederlage gebracht werden, doch der Zielsprint ging knapp zugunsten der Tschechen aus. Dank einer guten Laufzeit erreichte das Raft das AKV erneut den 11. Platz. Tschechien wurde Vizeweltmeister hinter Japan und vor aus Chile.
Kniffelig ausgehängte Strecke
Der 8. November stand für das Slalom-Training zur Verfügung. Nach ca. 1,5 Stunden Busfahrt erreichten die Augsburger die Strecke am Rio Ruca Choroy. Nach einer ersten Begehung der Strecke und Absprache der wichtigsten Teilsegmente stellten sie fest, dass die sehr enge und steile Strecke einen weltmeisterschaftswürdigen Rahmen bieten würde. Im ersten Trainingslauf galt es, die Strecke kennenzulernen, in den nachfolgenden Läufen konnten die Schlüsselstellen (Walzen) ausgiebig getestet werden. Der sehr starke Wind verursachte jedoch schwankende Torstangen und somit für alle Teams schwierige Trainingsbedingungen.
Am Wettkampftag waren die Wetterbedingungen für unsere Paradedisziplin zur Freude aller wieder optimal. Die Judges hatten die 14 Auf- und Abwärtstore sehr kniffelig gehängt, was sich auch im Ergebnis wiederspiegelte. Kein Team konnte einen fehlerfreien Lauf ins Ziel bringen. So gesehen waren für uns perfekte Randbedingungen geschaffen.
Im ersten Lauf gelang uns die Taktik, einen Sicherheitslauf mit nur sehr wenig Risiko auf die Anzeigentafel zu bringen, recht gut. Im Zielbereich wies uns jedoch der chilenische Trainer darauf hin, dass uns der Torrichter an Tor 2 fälschlicherweise 50 Strafsekunden gegeben hatte. Nach Rücksprache mit einem tschechischen Trainer, der die obere Passage gefilmt hat und uns dieses Material zur Verfügung stellte, legten wir erfolgreich Protest gegen diese Fehlentscheidung ein. Das äußerst sportliche Verhalten dieser beiden Trainer war etwas sehr Besonderes und spiegelt den Spirit dieser Sportart wider!
Im zweiten Lauf steigerten wir die Fahrzeit durch mehr Risiko deutlich. Am Ende sprang ein hervorragender 11. Platz heraus. Weltmeister wurde Tschechien mit über 17 Sekunden Vorsprung auf das zweitplatzierte Team Japan. Den dritten Platz sicherte sich Brasilien.
In Kämpfe verwickelt
Am 10. November war die Königsdisziplin der Weltmeisterschaft, Abfahrt/Downriver, angesetzt. Doch an diesem Morgen spielte das Wetter nicht mehr mit, und es war mit nur ca. 5° C deutlich kälter als die Tage davor.
Am neu eingeführten Regattastart verspekulierten wir uns, sodass wir über mehrere 100 Meter in Kämpfe mit Peru, Kolumbien und Mexiko verwickelt waren, was unseren Hauptkonkurrenten, wie den Niederländern und Kanadiern, die Möglichkeit einer besseren Platzierung in der Gesamtwertung eröffnete. Sie konnten direkt am Start unbedrängt einen Vorsprung herausfahren. Nach starker Aufholjagd wurden unsere Mühen nur zum Teil belohnt - wir lagen am Ende des Tages auf dem 12. Rang.
Finanziell nicht zu stemmen
Durch die sehr konstanten Platzierungen über alle Wettkämpfe hinweg hatten wir am Ende einen 10. Platz in der Gesamtwertung eingefahren. Ein sehr erfreuliches Ergebnis bei unserer ersten Weltmeisterschaft. Wir verringerten den Abstand zu den Top 8 der Welt weiter und blicken mit Zuversicht auf die nächsten Wettkämpfe.
Man darf dabei allerding nicht vergessen, dass die finanziellen Rahmenbedingungen der Russen, Brasilianer, Chilenen, Japaner usw. deutlich andere sind. Eine Anreise für das Training zwei Wochen vor dem Wettkampfbeginn, ein eigenes Trainerteam, Videoanalyse, eigene Zeitnahme usw. sind für uns finanziell nicht zu stemmen. Wir hoffen, für die Zukunft mehr finanzielle Mittel für ähnliche Maßnahmen zu generieren, um die sportliche Entwicklung voranzutreiben.
Die Verpflegung an der Strecke war traditionell, aber auch sehr gut. Ein einheimisches Kochteam hatte eine ca. 3,5 m im Durchmesser fassende Pfanne installiert. Darunter entfachte es mit Holz ein Feuer zauberte darauf argentinische Gerichte.
Martin Schneider und Jochen Knorz