Trainer-C-Ausbildung: Das Rezept ging auf – die Zweite
Begleitet (und manchmal auch getrieben) von einer Trainerin und fünf Trainern wurden auch hier, bis zum Teil spät in die Nacht hinein, Ausbildungsinhalte gelehrt bzw. gelernt.
Das Ganze wurde tagsüber mit spritzigen Einlagen auf dem Wasser gewürzt und mit der ein oder anderen Einlage der Trainer abgerundet. So wurde die Einheit „Komplementärboot“ mit zwei Rafts absolviert, die uns der Campingplatz-Chef Marko zur Verfügung stellte. Dass die großen Rafts dann auch „geflippt“ werden mussten, verstand sich von selbst. Bei dem Spaß blieb niemand trocken.
Um das Gesamtwerk zu vervollständigen, wurde der letzte Tag genutzt, um direkt nach dem Frühstück die schriftliche Prüfung abzulegen und um für die Teilnehmer nach Abgabe selbiger direkt in die mündliche Prüfung überzuleiten. Als ob das nicht genug wäre, hat das Sahnehäubchen, die praktische Lehrprobe, welche am Vorabend von jedem Teilnehmer gezogen wurde, den Nachmittag gestaltet.
Soweit so gut.
Um es vorwegzunehmen, auch dieses Konzept ging auf. Seit dem Freitagabend, 09.08.2024, hat der Bayerische Kanu-Verband, neben den fünf Trainern C Breitensport/Touring 14 frischgebackene Trainer C Breitensport mit dem Schwerpunkt Wildwasser.
Nun aber im Einzelnen:
Lehrgangsort – Eine kurzfristige Entscheidung musste her.
Erstens kommt es anders, zweitens als man(n) denkt.
Eigentlich sollte der Lehrgang zur Übungsleiter-Kompaktwoche ja in Pfunds (Österreich) stattfinden. Leider hatte, bedingt durch die Wetterkapriolen im April und das Hochwasser im Mai, der Inn und seine Nebenflüsse im Bereich Pfunds/Landeck sehr lange extremes Hochwasser. Durch den starken Schneefall im April war auch noch sehr viel Holzbruch in den Hängen nahe der Ufer des Inns.
Bis weit nach Pfingsten herrschte ein Befahrungsverbot unter der Woche für den gesamten oberen Inn (bis Landeck), um die Waldarbeiten und die Sicherungsarbeiten an den Hängen des Inns nicht zu behindern und keine Sportler zu gefährden. Die Waldarbeiten waren auch Mitte Juli noch nicht abgeschlossen, so dass eine kurzfristige Änderung des Veranstaltungsortes erforderlich wurde.
Da die Jugend-Wildwasserwoche ohnehin in Obervellach geplant war und einige Trainer als auch einige Teilnehmer die Jugend-Wildwasserwoche begleiten sollten, wurde − auch aus ökologischer Sicht − der Veranstaltungsort nach Obervellach „verlegt“.
Ein Anruf beim Campingplatz in Obervellach – hier das „OK, ihr könnt kommen“, dann ein Anruf beim Campingplatz in Pfunds – der mit viel Verständnis die Absage ohne Weiteres akzeptierte und dann noch einmal Obervellach: „Wir kommen!“
So wurde der Lehrgangsort kurzfristig nach Obervellach umgelegt. Während der Jugend- Wildwasserwoche passte ein Teil des Lehrteams die Organisation vor Ort an, so dass zum Start der Ausbildungswoche am Samstag alles für die Kompakt- und Prüfungswoche bereit war.
Das Open-Air-Klassenzimmer - unter der (meist) brennender Sonne
Der Campingplatz in Obervellach an der Möll diente nicht nur als Zeltplatz, er bot mit seinen Einrichtungen das gesamte Spektrum, das für einen solchen Lehrgang benötigt wird. Natürlich die Zeltwiese, die Verpflegung, aber auch – bei Bedarf – ein trockenes Dach über dem Kopf, falls es das Wetter mal nicht so gut mit den angehenden Trainern und ihren Ausbildern meint. Mit einem großen Mannschaftszelt und genügend überdachten Sitzplätzen im Freien konnte der Lehrgang beginnen.
Im Einzelnen:
Zwei Anwärterinnen und 12 Anwärter aus ganz Bayern (mehrheitlich aus der Landeshauptstadt) haben sich mit den Ausbildern (allesamt aus dem BKV Lehrteam) auf einer Teilfläche ausgebreitet, auf der gerade noch die Jugend-WiWaWo stattfand.
In Campingbussen, mit Wohnwagen und Zelten wurde das uns zugewiesene Areal gegenüber einer übermächtig erscheinenden Macht der österreichischen Naturfreunde verteidigt, die zeitgleich zu unserer Ausbildung ihre Wildwasserwoche abhielten.
Der kleine Freiplatz in der Mitte unseres Areals wurde zum Open-Air-Klassenzimmer. Wenn einmal ein Sonnenschutz benötigt wurde oder es die Wettergötter nicht ganz so gut mit uns meinten, wurde das große Mannschaftszelt des Campingplatzes genutzt. Glücklicherweise hatten wir eine überwiegend sommerlich-sonnige Woche.
Verpflegung – einmal volles Programm durch das Campingplatz-Team
Schon im Vorfeld haben sich fleißige Helferlein aufgemacht, den Speiseplan und damit das Essen für die gesamte Woche zu organisieren. Während der Jugend-WiWaWo wurde bereits der Essensplan für die ganze Woche abgestimmt. So hatten sowohl Teilnehmer als auch Trainer zu Lehrgangsbeginn die Möglichkeit, ihre Auswahl zu treffen.
Um jedem Teilnehmer gerecht zu werden, umfasste der tägliche Speiseplan eine vegetarische und eine fleischlastige Hauptmahlzeit - immer mit Salat (was während der JuWiWaWo nicht der Fall war). So war für jeden täglich was dabei.
Der Samstagabend begann mit einem Grillbuffet. Campingplatz-Chef Marko warf für uns den Grill an, um lokale Leckereien über dem offenen Feuer zuzubereiten. Mit gegrilltem Gemüse, Fleisch, Würstchen und Wild wurde nicht gekleckert – hier wurde geklotzt. Ein Start, wie es besser (fast) nicht hätte sein können.
Gefrühstückt wurde, wie bereits bei den Jugendlichen offiziell ab 8 Uhr. In der Realität waren die Ersten jedoch bereits um 7:30 Uhr mit vollem Eifer bei der Stärkung für den Tag. Auch hier, wie schon bei der JuWiWaWo stand zu Brötchen Wurst, Käse, Marmelade und Honig bereit, das Ganze erweitert mit Obst und Müsli.
Gestärkt und mit einer Brotzeit bewaffnet begann der Tag dann um 9 Uhr.
Volles Programm
Das Wochenprogramm hatte Lehrgangsleiter Pirmin bereits im Vorfeld versandt. Was sich noch als recht einfaches und leicht zu bewältigendes Programm gelesen hatte, entpuppte sich durch die über die gesamte Woche mit Lehr- und Führungs-Themen gespickten Einheiten für den ein oder anderen Anwärter als richtige Herausforderung:
Einmal waren es durch Angst paralysierte Teilnehmer, die sicher den Bach heruntergeführt werden sollten, ein anderes Mal „alte Silberrücken“, die schon vor 30 Jahren alles konnten (und immer noch alles besser wissen), aber seit der Zeit nicht mehr im Boot saßen. Oder aber auch überforderte Jugendliche, die einfach nur auf der sicheren Linie (Chickenline) den Bach hinunterzubegleiten waren.
Dazu kamen die Vermittlungsmethoden der Paddeltechnik inklusive Korrektur sowie Sicherheitsübungen (Retten & Bergen, Springersicherung, Bootsbergung …) sowie Erste Hilfe in Theorie und Praxis.
Als kleines Zuckerl (zumindest für die Trainer) hatte jeder der Teilnehmenden noch ein Umweltreferat zu halten, das sowohl in der kleinen Gruppe (drei an der Zahl) als auch zusammengefasst vor der ganzen Mannschaft zu präsentieren war.
Nach dem Abendessen folgten stets die Theorieeinheiten, die sich unterschiedlichster Beliebtheit erfreuten, immer aber von aktiver Teilnahme und reger Mitarbeit getragen wurden und sich für die einzelnen Referenten recht angenehm gestalten ließen. Langeweile kam weder bei den Teilnehmenden noch beim Lehrteam auf. Hier war immer irgendwo „ACTION“.
Hervorzuheben hier, dass sich zu allen Themen immer irgendwo auch ein Teilnehmer gefunden hat, der seine Erfahrungen mit einbrachte. Ob Thema Sicherheit, Erste Hilfe oder Umwelt – hier kam jeder auf seine Kosten.
Von den befahrenen Strecken bietet die Region Kärnten/Osttirol auch ein ausreichend selektives Paddelrevier. Angefangen von der Slalomstrecke der Möll über die verschiedenen Abschnitte der Möll, als auch die Isel mit ihren zum Teil wuchtigen Abschnitten reichten völlig aus, um für jedwede Überraschung bei den Teilnehmenden zu sorgen und diese vor entsprechende Herausforderungen zu stellen.
Zur Sache ging es aber natürlich immer - bei den Ausfahrten wie auch bei den praktischen Übungen.
Als am Donnerstagabend die Themen für die praktischen Lehrproben gezogen/ausgelost waren, kam doch bei so manchem Anwärter eine gewisse Aufregung zum Vorschein. Dann wurde bis spät in die Nacht diskutiert, untereinander abgestimmt, korrigiert und am Konzept der Lehrprobe gefeilscht.
Der Freitagmorgen startete nach dem Frühstück mit der theoretischen Prüfung, gefolgt von der mündlichen Prüfung, die direkt davor zugelost wurde. Im Anschluss daran die Vorbereitung der praktischen Lehrproben, die in drei Gruppen jeweils durch zwei Lehrteams-Mitgliedern bewertet wurde. Hierbei zeigte sich wieder einmal, dass unsere neuen Trainer C auch als Team funktionieren, da alle nicht selbst Vortragenden das Kollektiv der Teilnehmer gestellt haben.
Und ja, alle praktischen Lehrproben wurden final erfolgreich bestanden, jedoch nicht ohne dass hier und da Schwachstellen mit Potenzial aufgedeckt und ganz deutlich angesprochen wurden. Sei es das Thema Führungsfahrt, die Vermittlung einer sauberen Paddeltechnik oder ähnliches – hier hat niemand seinen Schein „geschenkt“ bekommen.
Aber wie bereits gesagt/geschrieben: Alle theoretischen (schriftlich & mündlich) und alle praktischen Lehrproben wurden erfolgreich durchgeführt und bestanden. Wir können weitere zwei Trainerinnen C & zwölf Trainer C mit dem Schwerpunkt Breitensport Wildwasser im Team der BKV-Trainer willkommen heißen. Nochmals herzlichen Glückwunsch Euch allen.
Gute Unterhaltung
Abseits des Lehrplans gab es, wie auch bei der Touring-Ausbildung, viele tolle Gespräche und interessante Fachsimpeleien.
Durch die bereitgestellte Feuerschale ergaben sich viele Möglichkeiten des Austauschs und der Kameradschaft am Lagerfeuer, das regelmäßig angezündet wurde. Jeder ging nach Lust und Laune, mal früher, meist aber später ins Bett. Vor allem der Freitagabend war, mit der Abschlussfeier der österreichischen Naturfreunde, die durch Musik und Tanz begleitet und parallel für die Prüfungsvorbereitung genutzt wurde, recht intensiv.
An dieser Stelle vielen Dank an meine Ausbilder-Kollegen und natürlich an Euch, unsere frisch gebackenen Trainer C.
Die Woche war kurzweilig und hat wahnsinnig Spaß gemacht. Es war eine großartige Ausbildung und eine gute Zeit mit Euch.
Text: Gustel Dröse
Neu ausgebildete Trainer-C im BKV (Ausbildungszyklus 2023/24):
- 5 Breitensport Touring
- 14 Breitensport Wildwasser
- 2 Leistungssport Kanupolo
- 3 Leistungssport Kanuslalom
- 3 Leistungssport Wildwasserrennsport
- 1 Leistungssport Kanurennsport