Übungsleiter-Fortbildung „Sicherheit“ setzt Fixpunkte

Es ist Samstagmorgen. Ein gemischter Haufen Paddler trifft sich im Bootshaus des Kanu-Clubs TGM München. Für Nicht-Münchner gar nicht so einfach, unter den vielen Bootshäusern das richtige zu erwischen. Wir stellen uns vor und merken, dass es viele Schnittmengen gibt, dass aber auch jeder andere Schwerpunkte hat.

Dann legt Peter Rygus los mit seinem Steckenpferd-Thema „Wehre“. Ja, was ist ein Wehr eigentlich genau? Wir sollen in Gruppen Steilwehre und Schrägwehre skizzieren. Natürlich samt des Wassers und wie und wohin dieses fließt. Eigentlich ganz einfach, denken wir. Schnell merken wir aber, dass wir einiges doch nicht so ganz genau einzeichnen können. Und auch bei der anschließenden Vorstellung fehlen uns manchmal die Worte: Kastenwehr, Geschiebebremse, Rücklauf, Pilze und vieles mehr. Da kommt man schon mal durcheinander!

Peter bringt zum Glück Ordnung in unsere überforderten Gehirnzellen: Erst in der Theorie und mit Skizzen, dann am Modell und schließlich noch mit Fotos. Das Modell muss ich jetzt doch noch genauer erläutern, da man so etwas ja nicht alle Tage sieht. Rygus hat einen Anhänger dabei und baut mit Holz, Plexiglas, Pumpe und vielen Schläuchen ein Wehr auf. Auch ein Miniatur-Paddler ist natürlich dabei ‒ und muss das Wehr an dem Tag sehr oft befahren.

Das Wehr kann so verändert werden, dass die Unterschiede zwischen Steil- und Schrägwehren sowie Kombinationen daraus nachgebaut werden können. Und der kleine Paddler hängt dabei oft sehr lange im Rücklauf! Gut, dass seine Rolle 100-prozentig sitzt und er sehr lange die Luft anhalten kann.

Welche Ausrüstung sollten wir immer beim Paddeln dabei haben? Eigentlich klar, denken wir uns. Aber was genau empfehlen wir Anfängern? Und warum? Wie gehen wir mit Leuten um, die Sicherheitsausrüstung übertrieben finden? Wir tauschen uns aus und sammeln Ideen.

Natürlich reden wir nicht nur, wir paddeln auch. Auf der Isar frischen wir das Retten mit dem Wurfsack mal wieder auf. Dabei darf auch die Springerrettung nicht fehlen. Wir testen zudem, wann und wie schnell die Schnallen unserer Bergegurte unter Zug im Wasser tatsächlich zu öffnen sind. Vom Kajak aus retten wir Schwimmer und ihr Material. Da es herrlich warm ist, machen uns diese Übungen besonders viel Spaß, und es gibt auch immer genügend freiwillige Schwimmer!

Auch um das Thema Angst geht es an diesem Wochenende. Wie kann ich mit ängstlichen Teilnehmern oder Mitpaddlern umgehen? Wir sind uns schnell einig, dass es dafür kein Patentrezept gibt, sondern wir flexibel reagieren müssen. Woher kommt die Angst? Für uns steht fest, dass wir bei unseren Trainings versuchen, zu verhindern, dass Angst überhaupt erst entsteht, indem wir beispielsweise das Aussteigen mit der Spritzdecke unter kontrollierten Bedingungen mit den Teilnehmern üben.

Trotzdem sind wir uns auch einig, dass Angst nicht allgemein als negativ einzustufen ist. Angst warnt uns auch davor, uns in Gefahr zu begeben, und daher ist es oft auch gut, auf diese Angst und sein Gefühl zu hören.

Ebenfalls um Gefühle geht es bei Gabriel Hubers Thema, der Prävention sexualisierter Gewalt. Mit einem Spiel, bei dem wir verschiedene Situationen danach einschätzen sollen, ob sie aus unserer Sicht in Ordnung, grenzwertig oder absolut nicht tolerierbar sind, sensibilisiert uns Gabriel für dieses Thema. Wir überlegen an einem Fallbeispiel, wann man stutzig werden und wie man dann reagieren könnte. Der Referent appelliert an uns, selbst auf unser Bauchgefühl zu hören und auch Kindern und Jugendlichen Mut zuzusprechen, auf ihr Gefühl zu hören.

Auch den noch relativ neuen Flyer mit dem Titel „Jugendrechte“ stellt er uns vor. Dieser ist eine gute Möglichkeit, Kindern und Jugendlichen klar zu machen, dass sie sich Hilfe holen dürfen, wenn für sie Grenzen überschritten werden. Auch beim Essen diskutieren wir noch länger über dieses Thema. Wir merken, wie groß auch unser eigener Redebedarf diesbezüglich ist. Verwundert sind wir daher, dass das Thema Prävention offensichtlich noch nicht in jeder Übungsleiter-Fortbildung verankert ist.

Viel Spaß haben wir bei der Aufgabe, Flaschenzüge zu bauen. Wir überlegen, wo wir Fixpunkte setzen und wie und wo wir mit Seilrollen umlenken. Vor allem bauen und ziehen wir mit großer Begeisterung! Am Ende dieses Wochenendes ist aus dem Haufen Übungsleiter, die sich nicht oder wenig kannten, ein Team geworden, das gemeinsam an einem Strang zieht! Schön war‘s! Bis in vier Jahren?

Lisa Huber

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