Fortbildung im Namen der Flüsse

Angler und Paddler – geht das zusammen? Das ist eine berechtigte Frage, denn in beiden Lagern werden immer wieder Stimmen laut, die sich gegenseitig rücksichtsloses Verhalten vorwerfen. Die große Mehrheit in beiden Verbänden weiß jedoch: Beide Seiten sind darauf angewiesen, dass es dem Fluss mit all seiner Flora und Fauna gut geht. Umso logischer ist es, die Kräfte gebündelt und gemeinsam für den Schutz einer natürlichen Gewässerökologie einzusetzen.

Einer der wirkungsvollsten Maßnahmen in diesem Bereich ist die Aufklärung: Wie ist es um die Flüsse mitsamt ihrer Tier- und Pflanzenwelt bestellt? Welche Probleme haben sich durch die menschliche Nutzung aufgetan? Mit welchem Verhalten im und am Fluss und auch darüber hinaus lassen sich weitere Schäden vermeiden und wenn möglich auch ein Stück weit rückgängig machen? Denn im bewussten Umgang mit dem Fluss liegt der Schlüssel für die Vereinbarkeit von menschlicher Nutzung und Entfaltung der Natur.

Totholz oder Lebendholz?

Was liegt also näher, als dass die Verbände in der ökologischen Bildung gemeinsame Wege gehen? Dr. Sebastian Hanfland, Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes (LFV), und BKV-Präsident Oliver Bungers starteten ein Pilotprojekt in diese Richtung: die Einbindung eines Fischerei-Vertreters in die BKV-Trainer-C-Fortbildung zum Thema Umwelt-/Erlebnispädagogik. Denn die von Kanuvereinen bayernweit entsandten Übungsleiter sind die perfekten Wissensübermittler in die Breite hinein.

Oliver Bungers leitete als Mitglied des BKV-Lehrteams diese Fortbildungs-Premiere in Lenggries. Und weil kaum einer besser weiß, wie ein Flussfauna-verträgliches Verhalten aussieht, führte Johannes Schnell, Referatsleiter Fischerei, Gewässer- und Naturschutz im Landesfischereiverband, die Übungsleiter in diese Erkenntnis ein. Sowohl draußen auf der Isar-Kiesbank als auch später im Seminarraum erklärte er unter anderem, wie Jungfische an der Isar aufwachsen und warum Totholz eigentlich Lebendholz heißen müsste.

Jetzt mit anderen Augen

Armin Ebersberger, Referent von Seiten des BKV, übernahm den erlebnispädagogischen Anteil, damit die Übungsleiter später auch den richtigen Dreh finden, ihr neues Wissen auf erlebbare Weise weiterzugeben: zum Beispiel mit dem Nachbau der alpenländischen Flussmorphologie auf der Kiesbank oder mit der Jagd mit Pinsel und Kescher auf Strudelwurm und Fliegenlarven.

Die Teilnehmer waren mit Feuereifer dabei, diskutierten und brachten eigene Erfahrungen aktiv mit ein. Sie sagten danach selbst, dass sie das Thema „Umweltschutz/Auswirkungen Kanusport auf Fischfauna“ jetzt mit ganz anderen Augen sehen und vieles besser verstehen.

Dementsprechend zog der BKV-Präsident eine zufriedene Bilanz: Die Kooperation zwischen dem Landesfischereiverband und dem Bayerischen Kanu-Verband kann als voller Erfolg gewertet werden. In diesem Sinne war diese Premiere eventuell der Auftakt zu einer langen Reihe weiterer Kooperationen.

Petra Münzel-Kaiser
Referentin Öffentlichkeitsarbeit im BKV-Ressort Umwelt und Gewässer

Bild 1: Johannes Schnell, LFV, und Armin Ebersberger, BKV, erläuterten gemeinsam am Modell die ökologischen Zusammenhänge.

Bild 2: Unter fachkundiger Anleitung sammelten die teilnehmenden Kanu-Übungsleiter eigene Erfahrungen mit der Fauna am Fluss.

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