3. Wildwasserlehrgang 2024 des BKV in Mittenwald

Die Wetterprognosen für das Lehrgangswochenende 14.09.2024 – 15.09.2024 ist alles andere als rosig: Freitag zwischen 1 Grad und 4 Grad und 90 % Regenwahrscheinlichkeit. Am Samstag soll es in Strömen regnen und genauso frostig bleiben. Nur für Sonntag ist Besserung in Sicht.

Von Lisa:

Dies sollte der 1. WW-Lehrgang für meine Mitfahrgelegenheit werden. Je näher der Lehrgang rückt, desto nervöser wird er. „Meinst Du nicht, dass der Lehrgang abgesagt wird?“. Ich kann es mir nicht vorstellen, da es so ein immenser Aufwand ist einen WW-Lehrgang für so viele Personen, inkl. Trainer und Zeltplatz zu organisieren. Die Mutter meiner Mitfahrgelegenheit ist gar nicht begeistert – es ist Schneefall für das Lehrgangswochenende angesagt! „Hat es Dir in den Kinderwagen gehagelt???“

Ich bin mir jedoch sicher, dass Bernd und seine Trainer nichts tun, was für die Teilnehmer unmöglich oder gar gefährlich ist.

Um am Freitagabend nicht bei strömenden Regen das Zelt aufzubauen zu müssen, beschließen wir, erst am Samstag früh zum Lehrgang zu fahren. Je näher wir Mittenwald kommen, desto weiter sinken die Temperaturen und es fällt bereits der erste Schnee. Am Campingplatz Isarhorn angekommen, treffen sich die 40 Teilnehmer und 11 Trainer unter einem Vordach. Ich freue mich, viele bekannte Gesichter zu sehen – alle dick eingemummelt, aber bei bester Laune.

  Bernd dankt allen, die trotz der widrigen Wetterverhältnisse angereist sind und teilt uns mit, dass er sich mit den Trainern ein Alternativprogramm überlegt hat – Schwimmbad! Hurra!!!

Allerdings stellt es Bernd denjenigen frei, die unbedingt auf’s Wasser gehen wollen zu Paddeln. Tatsächlich finden sich nicht gerade wenige, die trotz der Eiseskälte paddeln wollen! Meine Mitfahrgelegenheit und ich sind uns einig – wir wollen ins Warme!

Vom Campingplatz ist das Erlebniswelt Alpenbad in Leutasch ca. 20 Minuten entfernt. Dort angekommen suchen wir uns ein Plätzchen und teilen uns in 2 Gruppen auf.

Tobi und Silke übernehmen die Gruppe „1. Hilfe beim Paddeln“.

Wir gehen verschiedene Situationen durch. Tobi stellt sich als Opfer zur Verfügung – und überlebt. Als Gruppe versuchen wir die gestellten. Situation zu meistern: Kopfverletzung, Ohnmacht, Schüttelfrost, ausgekugelte Schulter … Im Anschluss besprechen wir das Vorgehen der Ersthelfer. Tobi hat einige Verbesserungspotentiale bei der Erstversorgung entdeckt:

Bei der Anbringung eines Druckverbandes am Kopf, sollte das Opfer nicht strangulieren werden.

 Bei einer Ohnmacht, reicht es, wenn das Opfer maximal 5-mal geohrfeigt wird.

Eine Rettungsdecke kann man auch gut im Zelt verwenden, wenn es sehr kalt ist. Allerdings sollte es vermieden werden zu sehr mit der Rettungsdecke zu rascheln, da diese sehr laut ist.

Auch das Absetzen des Notrufs wurde geübt.

Fazit: ein Erste-Hilfekurs würde allen Teilnehmern nicht schaden! Kajakfahren ist ein Teamsport. Jeder sollte ein Erste-Hilfe-Set dabeihaben und in der Lage sein im Notfall auch einen Trainer zu retten und gut zu versorgen.

Jörg übernimmt die 2. Gruppe: „Trockentraining paddeln.“

Richtig paddeln lernt man nicht auf dem Wildwasser – sondern auf dem See oder Trockenen. Erst muss man verstehen, wie das Paddeln funktioniert. Viele meinen u.a.  – auch ich - dass man sich mit dem Paddel vorwärtsbewegt. Das ist ein Irrtum! Wir besprechen die Funktion der „Prallplatte“ und wie man sich im Boot bewegt und üben dies als Trockenübung.

Wir setzen uns auf den Boden und versuchen uns mit Hilfe unserer Aschbacken vorwärtszubewegen. Gar nicht so einfach.

Jörg hat noch mehr Begriffe im Gepäck, die keiner der Teilnehmer erklären kann: der „Bogenschlag“ – auch dieser wird im Trockenen geübt.

Wir besprechen auch, wie eine Kenterrolle korrekt ausgeführt wird und Jörg ist sich nicht zu schade dazu eine Kenterrolle im Warmwasserbereich zu machen! ;-)

Nach dem Schwimmbadbesuch, freuen wir uns alle auf ein leckeres Essen und einen gemütlichen Abend

Am Sonntag gehen wir alle zusammen aufs Wasser – allerdings an verschiedenen Einstiegsstellen.

In meiner Gruppe entscheiden wir uns, dass wir die kurze Strecke (ca. 4 km) zu paddeln. 50 Meter nach dem Einstieg, befindet sich die schwierigste Stelle dieser Strecke. Wir schauen uns die Stelle im Vorfeld an. Sollte „eigentlich“ kein Problem sein – dachte ich. Nach dem Aufwärmen steigen wir in die Kajaks. Schneller als erwartet, sind wir bei der besagten Stelle. Leider bin ich zu langsam und bevor ich weiß wie mir geschieht, stellt sich mein Boot an einem Stein quer und ich kentere. Rückwärts und mit Kopf unter Wasser fährt das Boot mit mir die Schwelle hinunter. Da ich die Kenterrolle noch nicht so drauf hab, steig ich aus.

Peter hat das Boot „gerettet“ und ausgeleert. Ich steig ein – und weiter geht’s!

Überraschenderweise war die Isar gar nicht so kalt wie ich befürchtet habe! Die schwierigste Stelle habe ich hinter mir – daher kann ich nun entspannt die Strecke genießen.

Hansi – wie immer bestens gelaunt – ermutigte mich immer wieder: „Paddeln muss man spüren!“.


Obwohl es nur eine kurze Strecke ist geht mir ein Licht auf: Anscheinend habe ich die Verschneidungszone immer viel zu schmal eingeschätzt und bin eigentlich nie richtig aus dem Kehrwasser rausgefahren. Ich übe immer wieder und es gelingt immer besser.

Fazit: Trotz Kenterung hat mir der Lehrgang wieder viel gebracht!

Elisabeth Bachl-Staudinger

Von Hella:

Es war kalt, richtig kalt. Am Morgen, als sich die 40 Teilnehmer und 11 Trainer des BKV Kurses am Zeltplatz Isarhorn treffen, gießt es in Strömen. Vom Dach hängen Eiszapfen und in den Bergen um uns herum liegt Schnee. Mir geht das Herz auf Grundeis: Sollen wir wirklich bei diesem Wetter in die Kajaks steigen um auf einem kalten Gebirgsfluss zu paddeln? Das Alternativprogramm im Schwimmbad wird von vielen begeistert angenommen und so trennte sich die Spreu vom Weizen. 

Wir klopfen den Schnee von den Kajaks und fahren zur Einsatzstelle in Scharnitz. Vermutlich ist der Wahnsinn in meiner Familie erblich, ansonsten fällt mir gerade kein Grund ein, weshalb ich nicht im warmen Schwimmbad bin. Am Fluss begrüßt uns gleich ein Schild: “Unbefahrbares Wehr“. Vor meinem inneren Auge tauchen Bilder von riesigen Walzen auf, die jeden Schwimmer unweigerlich in den Tod ziehen. Beim Umtragen stellte sich heraus, dass “unbefahrbar” relativ ist. Die Mutigen sind gut durchs Wehr gekommen und der Rest setzt sich nun auch in die Kajaks. Ich bin eine Frostbeule und habe jeder Menge Respekt vor den eisigen Temperaturen, daher fahre ich zögerlich. Trotzdem musste ich Rückwärtsfahren üben - wie ich das hasse! Total unnatürlich rückwärts aus dem Kehrwasser zu fahren! Ich sehe meine Bootsspitze nicht, schätze den Winkel falsch ein, Kante zu wenig und bin zu langsam. Daher falle ich dabei meistens rein. Irgendwie habe ich das Verhängnis gerade noch vermeiden können aber ich bin heilfroh als wir den Fluss weiter runter fahren. Diesmal glücklicherweise vorwärts. Die Isar ist wirklich wunderschön und die verschneiten Berge um uns herum einfach zauberhaft! Beim nächsten “unbefahrbaren Wehr” nutze ich meine verbesserte Technik des Rückwärtsfahrens, bremse mein Kajak ab und sehe mir das erstmal in Ruhe an. Easy-peasy.  Ich suche mir eine schöne Linie und auf geht’s durch die Rutsche. Was für ein Spaß!

Abends treffen wir uns alle zu einem leckeren Abendessen, erzählten uns gegenseitig von unseren Erlebnissen und schmieden Pläne für den nächsten Tag und die nächste Reise.

Am Sonntag paddelten wir dieselbe Stecke wir am Tag zuvor und ich starte mit dem “unbefahrbaren Wehr”. Der Erste Abschnitt war babyleicht. Beim zweiten muss man die Einfahrt richtig treffen, sonst landete man auf einem Stein. Da landete ich auch prompt. Na großartig! Ich sitze wie eine Ente hoch oben auf der verlockten Rutsche und schaue mich um. Nach vorn, in die schöne Linie, schaffe ich es nicht, weil der Wasserdruck mich zu stark nach hinten schiebt. Also ab nach hinten. Nun sause ich rückwärts die unschöne, verblockte Strecke hinab. Unten angekommen gibt es Szenenapplaus für meinen spektakulären Abgang. Irgendwie cool, dass ich das ohne Kentern hinbekommen habe. Aber weniger Drama und mehr Technik wäre mir eigentlich lieber.

Inzwischen hatte ich meinen Respekt von den kalten Temperaturen verloren und probierte neue Dinge aus. Surfen ist meine neue Lieblingsbeschäftigung. Leider scheint es nach dem Zufallsprinzip zu gehen, ob mich die Welle hält oder nicht. Plötzlich habe ich es auf die Welle geschafft und sitze nahezu bewegungslos inmitten des rauschenden Wassers. Unglaublich wie es rechts, links und unter mir vorbeisaust und ich wie eine Königin auf der Welle sitze! Langsam surfe ich nach recht rüber, beuge mich kurz nach vorn, setze gleichzeitig mit einer schnellen Bewegung das Paddel nach rechts hinten und Kante nach links um. Das klappt! Ich surfe langsam nach links. Wahnsinn! Beim nächsten Umkanten habe ich vergessen mich nach vorn zu beugen, prompt dreht sich mein Bootsspitze flussabwärts und im nächsten Moment kentere ich. Das kalte Wasser erschreckt mich nur kurz und die eingedrillten Bewegungsabläufe spulen ab. Ich rolle nach oben. Kaltes Wasser? Die Isar ist noch erstaunlich warm!

Im Laufe des Tages höre ich gefühlt hundertmal was ich alles falsch mache beim Paddeln, was an meiner Haltung falsch ist, was an meinem Vorwärtsschlag nicht stimmt, dass ich keinen sauberen Bogenschlag mache. “Paddeln lernt man im stillen Wasser!” Aber wer will schon im stillen Wasser paddeln? Ich will Wildwasser! Wo ist der nächste Kurs? In der Schweiz! Super! Schnell anmelden!

Hella Heise

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