BKV ehrt seine Jugendsportler des Jahres

Die Enttäuschung war groß, als die Münchner Freizeit- und Reisemesse f.re.e 2022 abgesagt wurde, insbesondere bei den Jugendsportlern, die hier geehrt werden sollten. Stattdessen zum Vorabend der Verbandsausschusssitzung einzuladen, entpuppte sich als geniale Idee – besser als nur ein „Ersatz“. Denn hier bekam jeder die Aufmerksamkeit, die ihm gebührte! Schön war’s und feierlich in einem familiären, aber kompetenten Rahmen und mit ganz viel Applaus!

Tim Neupert, der BKV-Vizepräsident Jugend, führte durch „die höchste Ehrung für unsere Jugendlichen“. Jede*n Sportler*in wurde mit einer Powerpoint-Folie mit Intro-Musik einzeln angekündigt. Ein Laudator stellte auf jede*n individuell zugeschnittene Fragen. Und jeder der jungen Gäste antwortete laut, deutlich, ohne sich zu verstecken. Es machte Laune, das persönliche Engagement der Jugendlichen spüren zu können.

Für dieses Engagement wurden sie auch belohnt: Jeder*r der Jugendsportler*innen erhielt zur Erinnerung eine Urkunde, einen 50 Euro-Gutschein zum Einkauf im Kanu-Fachhandel, ein Jahres-Abonnement der Verbandszeitschrift ‚kanu-kurier‘ sowie eine praktische BKV-Weste.

Lieber auf der Kurzstrecke

BKV-Ehrenpräsident Willi Rogler, selbst ehemaliger Rennsportler, freute sich, dem Kleinheubacher Felix Wirl zu seinem neuen Titel „Jugendsportler des Jahres im Kanurennsport“ gratulieren zu dürfen. Rogler wusste, dass Felix aus einer Paddler-Dynastie stammt und begrüßte auch dessen Vater Kai, einen ehemaligen Deutschen Meister im Kanurennsport. Auch das Interview bezog der Ehrenpräsident teilweise auf seine eigenen früheren Erfahrungen: „Ich bin immer gern im Mannschaftsboot gefahren – wie ist das bei Dir?“ „Ja, immer nur im Einer wäre langweilig, im Zweier oder Vierer macht schon mehr Spaß“, bestätigte Felix. Auch die Kurzstrecke liegt ihm eher: „Da muss man nicht ganz so viel trainieren …“, gestand er entwaffnend ehrlich. Langstrecke fährt Felix zwar auch, aber eher notgedrungen und je nach Partner.

Fleißiges Training gehört aber immer zu seinem Alltag, ob mit oder ohne Partner. Auch im Winter absolviert er wenigstens viermal die Woche sein Pensum im Kajak auf dem Main. Hinzu kommen mindestens zwei Trainingseinheiten im Kraftraum, wie er dem staunenden Publikum erklärte. Felix Wirl hat in diesem Sommer das Abitur vor sich und will dann bei den Deutschen Meisterschaften nach Möglichkeit einen Titel holen. Im Herbst geht es zum Dualen Studium nach Friedrichshafen, verriet Felix. Aber auch da gibt es Wasser und einen Kanu-Club, in dem man trainieren kann.

Dafür mach ich ja das Ganze!

Aus Nürnberg-Fürth war die Kanuslalom-Fahrerin Amelie Plochmann angereist, nur mit ihrer Mutter. „Dabei tritt Amelie eigentlich nie alleine auf“, spielte Laudator Oliver Bungers auf die Zwillingsschwester Antonia und die größere Schwester Ann-Kathrin an, die ebenso erfolgreich paddeln wie Amelie. Die Auswahl, welche der beiden Schwestern Sportlerin des Jahres wurde, hatte man sich nicht leicht gemacht. Der Unterschied war minimal. Mit ausschlaggebend war, dass Amelie seit ein paar Jahren sehr erfolgreich auch im Canadier-Einer paddelt, verriet der Präsident und hakte nach: „Warum hast Du mit dem C1 angefangen?“ „Auch um dem Konkurrenzdruck durch meine Schwestern ein bisschen aus dem Weg zu gehen“, kam die Antwort sehr ehrlich wie aus der Pistole geschossen.

Bei allen Erfolgen war der „Familientitel“ (mit den beiden Schwestern in der LK-Mannschaft) bei der Deutschen Meisterschaft 2021 mit der schönste, bekannte Amelie, und den würde sie gerne dieses Jahr wiederholen … und nächstes Jahr auch … und ... Selbst dem früheren Slalomfahrer Oliver Bungers wollte keine Familie einfallen, der so etwas schon einmal gelungen war.

Dann stellte er die Gretchenfrage: „Kannst Du Dir vorstellen, mal bei den Olympischen Spielen mitzufahren?“ Ohne eine Sekunde zu überlegen, folgte die Antwort: „Dafür mach ich ja das Ganze!!!“

Die Motivation

Noch relativ neu im Kanusport ist der Münchner (TGM) Philipp Bluhm, aber er ist gleich mit viel Ehrgeiz in den Wildwasserrennsport eingestiegen. Im letzten Jahr wurde er Deutscher Jugendmeister. „Die Berufung in den DC-Bundeskader ist da ja die logische Schlussfolgerung“, meinte Laudator Georg Beer, BKV-Vizepräsident Organisation. „Ja, ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr bei der Deutschen Meisterschaft wieder ganz vorne mitfahren kann“, bestätigte Philipp.

Er sitzt jeden Tag im Boot und paddelt viele Kilometer. „Da wären selbst viele Freizeitsportler neidisch“, meinte Beer, als er dem staunenden Auditorium vorlas: „3.644 km im Wanderfahrerwettbewerb 2021, davon über 800 km im Wildwasser, 600 km auf sonstigen Flüssen und etwa 2.000 km auf dem Isarkanal hoch und runter … Was motiviert Dich so sehr?“ Philipp musste nicht lange nachdenken: „Der Trainer – und natürlich der Erfolg!!!“ Trainer Jesko Klammer, der mit zur Ehrung gekommen war, motiviert aber offensichtlich nicht nur zum Training, sondern als ganz persönliches Vorbild auch dazu, den Trainerschein anzupeilen.

Es ist schon cool

„Warum Stand-up-Paddling?“, wollte die 2. Jugendwartin Nia Ammon von Tristan de Klerk (Neuburg, STC Rot-Weiß Ingolstadt) wissen. „Was für eine Frage …“ Leichtes Unverständnis stand Tristan ins Gesicht geschrieben, doch er fing sich schnell wieder: Er passe vom Spirit sehr gut ins SUP – die ganze lockere Art …

Obgleich er noch sehr jung ist, sei aber schon sehr, sehr erfolgreich – auch international, wusste Nia Ammon. Und bei den Bayerischen Meisterschaften lehrte er sogar die Herren der Leistungsklasse das Fürchten. „Wie fühlt man sich, wenn man die „Großen“ praktisch auf dem Wasser stehen lässt?“ wollte sie wissen. In Tristans Stimme schwang berechtigter Stolz mit: „Es ist schon cool, wenn man Ältere hinter sich lässt!!!“ „Technical Race und Sprint, das ist meine Art“, meinte Tristan. Damit will er weitermachen.

Das macht schon Spaß

„Die Donau ist mein Home-Spot! Es macht mir einfach Spaß, da zu paddeln“, diese Aussage von Benedikt Müller (Jugendsportler des Jahres für Kanuwandern) schien niemand so recht glauben zu wollen, denn das Foto auf der Leinwand zeigte den jungen Sportler im heftigen Wildwasser. Und er hatte doch offensichtlich großen Spaß dabei!

Aber Benedikt kommt vom KC Donauwörth, von Wörnitz und Donau, ist dort fest in die Jugendarbeit integriert und stolz auf deren Vielfalt und Zusammenhalt: Donauwörth ist nicht weit von Leipheim entfernt, und so war eine große Jugendgruppe angereist und um ihren ganz persönlichen Jugendsportler des Jahres zu feiern und zu unterstützen.

„In unserer Jugendgruppe wechseln sich die Organisatoren ab“, erklärte Benedikt. „Jeder macht was, und das macht schon Spaß!“ Von Laudator Tim Neupert animiert, plauderte er aus dem Nähkästchen: „Zur ersten BKV-Jugendwoche wollte ich gar nicht so gerne hin … Aber dann kennt man die Gesichter und freut sich aufeinander! Das ist schon cool!!!“ Was bei anderen noch auf der To-Do-Liste steht, das hat Benedikt schon angepackt: Er hat bereits mit der Trainerausbildung begonnen. Die theoretische Prüfung ist bestanden, im Sommer steht die Praxiswoche an.“

Torschützenkönigin

Mit gerade einmal 16 Jahren hat sie schon mit der Damen-U21-Nationalmannschaft Kanupolo in Coimbra/Portugal die Europameisterschaft gewonnen, im vergangenen Jahr kam Nele Schmalenbach vom PSC Coburg mit ihrem Team auf den 2. Platz bei den Deutschen Meisterschaften und wurde zur Torschützenkönigin der Damen-Bundesliga gekürt …

Das kundige Publikum hätte Nele gerne ebenso gefeiert wie die anderen Sportler*innen des Jahres, aber die junge Coburgerin war verhindert und konnte nicht kommen. Ihr und ihren Leistungen wurde dennoch gedacht.

Redaktion

Ausführlichere Informationen zu den Jugendsportlern des Jahres unter www.kanu-bayern.de/Jugend/Sportler-des-Jahres/2021

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