50 Jahre Jugend-Wildwasserwochen im BKV

Einige mögen sich angesichts dieser Tatsache fragen: „Was, sind das tatsächlich schon 50 Jahre?“, während andere feststellen, dass sie da noch nicht mal auf der Welt, geschweige denn im Boot waren.

Aber tatsächlich feierte die Jugend-Wildwasserwoche des Bayerischen Kanu-Verbands dieses Jahr ihr 50. Jubiläum. Schon vor der Entstehung der WiWaWo gab es ähnliche Veranstaltungen, allerdings stand bei diesen der Leistungssport im Vordergrund.

Die Idee der Wildwasserwoche entstand 1972 während den Olympischen Sommerspiele in München, sie fand im Jahr 1973 zum ersten Mal statt. Der damalige Standort war das Naturfreundehaus in Saulgrub und blieb das auch für über 20 Jahre.

Allerdings unterschied sich die damalige Jugendwildwasserwoche von der, wie wir sie heute kennen. Damals gab es im BKV noch keine Ausbildung für Übungsleiter*innen. Stattdessen gab es erfahrene Leute aus verschiedenen Sparten, wie Slalom, Wildwasser und dem AKC (Alpiner Kajak-Club), die ihr Wissen an die Teilnehmer*innen weitergaben. Jede Person, die neu als Trainer zur Woche dazukam, musste zuerst die Anfänger nehmen und durfte dann Jahr für Jahr die höheren Gruppen führen. Auch die Teilnehmerzahlen von damals unterschieden sich stark von den heutigen. In den ersten Jahren war es meist nur eine kleine Gruppe, die sich jährlich traf und stetig wuchs. 1979 war zum ersten Mal die Anzahl der Teilnehmer*innen höher als die der Übungsleiter*innen – für uns heute ganz normal.

Die Wildwasserwoche 1979 hatte noch zwei Besonderheiten mit Auswirkungen bis heute: Es war der erste Lehrgang, an dem Oliver Bungers (Vizepräsident Jugend 1997-2009, seit 2010 Präsident des BKV) teilnahm – und Urgestein Peter Fichtners erster Lehrgang als Übungsleiter.

Auch die T-Shirts, wie wir sie heute kennen, gab es in dieser Form vor 50 Jahren noch nicht. Zu Beginn waren es weiße Trikots aus Baumwolle mit einem breiten blauen Streifen über der Brust, auf dem das Logo des BKV prangte. Diese wurden zu Beginn des Lehrgangs ausgeteilt und am Ende wieder eingesammelt und gewaschen, um im nächsten Jahr wieder ausgeteilt zu werden.

Schon bald entstand ein Wettbewerb unter den damaligen Teilnehmer*innen, wer es schafft, am schnellsten das dreckigste T-Shirt zu haben, was angesichts eines matschigen Beachvolleyballplatzes am Campingplatz keine allzu große Herausforderung darstellte.

Aber der damalige Vizepräsident Jugend, Fritz Glaser (1972-1997), ließ sich so überzeugen, T-Shirts zu beschaffen, die jeder behalten und mit nach Hause nehmen durfte und deren Motiv von Jahr zu Jahr wechselte. Die Motive wurden anfangs noch von unterschiedlichen Übungsleiter*innen entworfen, dann von Teilnehmer*innen und daraus entstand ab ca. 2000 der T-Shirt Wettbewerb, wie wir ihn heute kennen.

Was früher ebenfalls anders war, ist der Aktionstag, damals Heimatabend genannt. Es muss wohl allerdings oftmals eher langweilig gewesen sein, in einem Wirtshaus herumzusitzen und sich Geschichten über den Ort anhören zu müssen, sodass die Flucht durch das Toilettenfenster gelegentlich sehr verlockend war. „Aktionstag“ bedeutete aber auch ein Schieß-Wettbewerb im Saulgruber Schützenhaus.

Und die Originale der Bayerischen Kanujugend, wie Fritz Glaser, Tony Meffert und die Übungsleiter Oliver Bungers, Peter Fichtner, Max Trexler, Gerald Schink, Familie Eichfelder, Klaus „Smolli“ Smolareck etc. sorgten dafür, dass der Humor nie zu kurz kam und die Teilnehmer*innen noch jahrelang Storys davon erzählen konnten.

Heute undenkbar: In den Anfangszeiten hat Fritz Glaser noch auf der Schreibmaschine die Einladung getippt – und hinterher über der mühsamen Lehrgangsabrechnung für die Bayerischen Sportjugend gesessen. Die Bayerische Kanujugend verfügte über gerade mal 5.000 DM im Etat des BKV.

Nachdem die Ammer aus Umweltschutzgründen für Gruppen gesperrt wurde, fiel dem auch der Standort Saulgrub zum Opfer. Die WiWaWo musste sich eine neue Location suchen und wechselte über viele Jahre jährlich zwischen Lofer und Haiming, gastierte ein paar Mal in Königsdorf und Mittenwald. Seit 2016 findet sie alle zwei Jahre in Pfunds statt, 2022 zum ersten Mal in Obervellach. In all den Jahren ist die Jugendwildwasserwoche kein einziges Mal ins Wasser gefallen, auch wenn manche Wochen sehr verregnet waren. Selbst während der Corona-Jahre fand die WiWaWo, wenn auch mit entsprechenden Auflagen, eine Fortsetzung.

Auch der Aktionstag mauserte sich zu einem richtigen Erlebnistag, anfangs u. a. mit einem Kurz-Lehrgang Kanu-Rodeo (später Freestyle genannt) mit dem damaligen Weltmeister Jan Kellner, der seinerzeit wie ein Guru hofiert wurde. Später kamen Besuche im Erlebnisbad (von den Bad-Betreibern gefürchtet!!!), Sommer-Rodelbahn, Klettern, Spaß beim Eskimotiertraining etc. hinzu.

Seit 50 Jahren kommen also Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus ganz Bayern zusammen. Auch aus anderen Teilen Deutschlands dürfen wir immer wieder Gäste willkommen heißen, seit es die „Preußenwoche“, wie die für die Deutsche Kanujugend ausgerichtete Wildwasserwoche, genannt wurde, nicht mehr gibt. Der Sport, die Liebe zum Paddeln, ist das, was uns alle verbindet.

In diesem Sinne also auf die nächsten 50 Jahre Jugend-Wildwasserwoche des BKV!

Text: Luzie Keßler - Fotos: Jakob Sax, OneTake Studios UG - Archivbilder: Oliver Bungers, Uschi Zimmermann

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