Sonja Hacker gewinnt den Eurocup im Kanu-Freestyle

Dass sie es draufhat, war schon irgendwie klar. Aber letztendlich war es doch eine Überraschung: Sonja Hacker (18) von den Naturfreunden Westend Augsburg gewann die Eurocup-Gesamtwertung der European Canoe Association im Kanu-Freestyle in ihrer Altersklasse Juniorinnen U18. Mit 90 Punkten im dritten ECA-Cup in Prag machte sie ihren Gesamtsieg perfekt.

Dabei war das gar nicht so einfach: Die Freestyle-tauglichen Gewässer sind rar. Für ein Training auf einer geeigneten Welle muss man an den Wochenenden schon mal etwas weiter wegfahren. Oder man übt die Bewegungsabläufe auf stehendem Wasser. Darum sind Sonja und ihre ältere Schwester Lucia (22) gelegentlich auf dem Bärensee zu sehen oder im Winter mit der Kajakgruppe des DAV Kaufbeuren-Gablonz im Hallenbad.

Ebenfalls recht erfolgreich startete Luis Gansler von Kanu Schwaben Augsburg in Plattling und Prag und sicherte sich so den 5. Platz in der Europacup-Wertung bei den Junioren. Die anderen bayerischen Starter Lucia Hacker, Jonas Unterberg, Nico Lattermann, Tom Ammon, Irene Göttel und Thomas Hinkel nahmen nur am ersten Event der Eurocup-Serie in Plattling teil.

Während Lucia in den letzten Jahren kaum einen Wettkampf ausließ, ging es Sonja „etwas gemütlicher“ an und nahm nur gelegentlich an Kanu-Freestyle-Wettkämpfen teil. Ausgerechnet ein Winter-Trainingscamp der European Whitewater School in Spanien weckte bei ihr das Kanu-Fieber. Sonja scheute weder Mühen noch lange Anreisen und nahm an allen drei Events des diesjährigen Eurocups teil.

Den Auftakt bildete im Juni der Wettkampf an der Isar-Welle in Plattling, der auch als Deutsche Meisterschaft gewertet wurde. Hier konnte sich Sonja den 4. Platz im Feld der Juniorinnen sichern.

Anfang Juli ging es zu den Natural Games in Millau nach Südfrankreich. Neben verschiedensten Outdoor-Sportarten wie Klettern, Mountain Biken, BMX, Paragliding, Stand-up-Paddling, Slackline usw. ist auch Kanu-Freestyle ein fester Bestandteil der Veranstaltung. Für Sonja war es die erste Teilnahme an einem großen internationalen Wettbewerb, und die Begegnungen mit Sportlern aus ganz Europa waren ein besonderes Erlebnis.

Am 12. August fand dann am Wildwasser-Kanal im Prager Stadtteil Troja das Finale des Eurocups statt. Aus beruflichen Gründen konnte Sonja erst am Vorabend anreisen und hatte keine Möglichkeit, sich auf der schnellen, unruhigen Welle einzupaddeln. Trotzdem gelang ihr ein guter zweiter Lauf, und ihre Punktzahl reichte für Platz 3 bei den Juniorinnen.

Für die Eurocup-Wertung mit insgesamt über 170 Teilnehmern aus 14 Nationen werden die Ergebnisse aller drei Events berücksichtigt. Auch ohne die Höchstpunktzahl von 100 reichte Sonja die Summe von 85 (Plattling), 75 (Millau) und 90 (Prag) für Platz 1 der Gesamtwertung in der Klasse der Juniorinnen U18.

„Was ist Dir schwergefallen?“, wollte der kanu-kurier von Sonja Hacker wissen. „Das Zeitmanagement! Für Millau hatte ich nur eine Woche Zeit, der Wettkampf hat aber schon drei Tage gedauert. Somit hatte ich wenig Zeit zum Trainieren in Frankreich. Für den Wettkampf in Prag habe ich keinen Urlaub bekommen. Ich musste am Freitag nach der Arbeit losfahren, bin in Prag um 22 Uhr angekommen und hatte schon am nächsten Morgen um 9.15 Uhr meinen Wettkampf“, sagt die Sportlerin.

Sie wünscht sich mehr Zeit fürs Einfahren an den einzelnen Wettkampfstellen. Aber es gibt auch die positiven Seiten: „dass alle Wettkämpfe schön waren und dass es unter den Starterinnen so eine schöne Community gibt.“

Aktuell war sie mit dem gleichen Programm noch beim Freestyle in Graz: Freitagnacht Anreise und Samstag Wettkampf.  Das sah sie auch schon als Probelauf für die Europameisterschaften, die nächstes Jahr in Graz stattfinden.

Jetzt legen die Schwestern Lucia und Sonja den Fokus erst einmal auf die Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Kanu-Freestyle in Columbus, Georgia in den USA im Oktober.

Text + Foto: Andrea Hacker

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