Knapp am Podium vorbei

Graz. Mitten in einem Industriegebiet steht in einem Mühlkanal eine der besten Kanufreestyle-Wellen Europas: die sogenannte Muglwave. Hier kamen aktuell als 140 Kanu-Freestyler aus 14 Nationen zusammen, um die Europameisterschaft auszufahren. Ganz hat es für eine bayerische Medaille nicht gereicht …

Beim Kanu Freestyle werden auf einer stehenden Welle Drehungen und Überschläge gefahren, die je nach Schwierigkeitsgrad und Ausführung verschieden hoch bewertet werden. Gestartet wird in den Bootsklassen Kajak (K1) und Canadier (C1). Im Gegensatz zum K1, in dem man sitzend mit einem Doppelpaddel fährt, kniet man im C1 und benutzt ein Stechpaddel mit nur einem Paddelblatt, was deutlich anspruchsvoller ist.

Für den Bayerischen Kanu-Verband ging vier Teilnehmer an den Start:

Lukas Ramsayer vom TSV Schongau beendete seine erste Teilnahme an einem internationalen Wettkampf mit Platz 23 in der Klasse der K1 Junioren. Für ihn war das strenge Judging nach den ICF-Regeln neu. Das Leistungsniveau bei den Junioren war bei dieser Europameisterschaft extrem hoch, von den 27 Teilnehmern kamen nur zehn weiter ins Halbfinale. Trotzdem zeigte Lukas als einer der jüngsten Teilnehmer eine solide Leistung und kann voll zufrieden sein.

Auch bei den C1 Herren war das Starterfeld sehr stark. Jonas Unterberg (TSV Plattling) verpasste mit dem 11. Platz nur ganz knapp den Einzug ins Halbfinale. Seine unermüdliche Hilfe bei der Organisation und vor allem bei der Rettungsaktion der Welle, die zwei Tage vor Wettkampfbeginn zusammenbrach, ist ganz besonders zu erwähnen.

Für Sonja Hacker (Naturfreunde Westend Augsburg) war allein schon die Qualifikation für die Europameisterschaft eine kleine Sensation, da sie erst im vergangenen Winter auf den Canadier umgestiegen ist. Mit dem K1 Juniorinnen-Team konnte sie bereits internationale Wettkampfluft schnuppern. Seit diesem Jahr startet sie in der Damen-Klasse, wo das Niveau deutlich höher ist. Daher war es für sie ein großer Erfolg, in der Vorrunde der Europameisterschaft zwei schöne Läufe zu fahren und den Wettkampf mit dem 11. Platz zu beenden.

Lucia Hacker (Kanu Schwaben Augsburg), die für gewöhnlich in beiden Bootsklassen startet, konnte sich in letzter Zeit im Canadier erheblich steigern. Das lag unter anderem auch daran, dass sie ihre Semesterferien in Graz an der Welle verbrachte. Dort hatte sie Gelegenheit, zusammen mit sehr guten internationalen Fahrern zu trainieren. Im K1 fehlten dann lediglich knappe 20 Punkte für den Einzug ins Viertelfinale, so belegte sie Platz 24 von 35 Teilnehmerinnen.

Im C1 lief es erwartungsgemäß deutlich besser. Lucia zog souverän ins Halbfinale ein. Dort legte sie zwei hervorragende Läufe hin und paddelte mit 440 Punkten ihre persönliche Bestleistung gleich zweimal in Folge. Am Finaltag wollte es dann einfach nicht klappen. Die Tricks waren nicht hoch genug oder etwas unsauber gefahren, so reichte es zum Schluss „nur“ für den 5. Platz. Die Enttäuschung war aber schnell vergessen, denn im Vorfeld hatte niemand mit einem so guten Ergebnis gerechnet.

Die Vorfreude auf die Weltmeisterschaft vom 16.-21. Juni 2025 an der Isarwelle in Plattling nächstes Jahr ist jetzt schon riesengroß!

Text: Andrea Hacker / Fotos: Rüdiger Hauser

Auszug aus der Ergebnisliste:

Platz 5 C1 Damen: Lucia Hacker, Kanu Schwaben Augsburg

Platz 24 K1 Damen: Lucia Hacker, Kanu Schwaben Augsburg

Platz 11 C1 Damen: Sonja Hacker, Naturfreunde Westend Augsburg

Platz 11 C1 Herren: Jonas Unterberg, TSV Plattling

Platz 23 K1 Junioren: Lukas Ramsayer, TSV Schongau

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