Normen Weber-Festspiele bei DM Wildwasserrennsport

Lofer. „Es war eine runde Veranstaltung“, zog DKV-Präsident Jens Perlwitz bei der Siegerehrung Resümee über die Deutschen Meisterschaften im Wildwasserrennsport in Lofer, „so diszipliniert haben sich alle Sportler*innen bei den Rennen und auch außerhalb verhalten.“ Er habe von Seiten der Gemeinden Lofer und St. Martin wie auch von den Kampfrichtern nur Lob gehört.

Der Wasserstand war an den Wettkampftagen perfekt: nicht zu hoch, wie noch eine Woche zuvor, aber die Saalach führte auch nicht zu wenig Wasser. Sogar Petrus war gnädig und ließ es nur zu Beginn der DM etwas regnen. Unten in der Schlucht war in den letzten Tagen sogar die für Lofer ungewohnt drückende Hitze zu ertragen.

Oldies but Goldies

Sportliche Höhepunkte gab es täglich: Die meisten Titel fuhr ein Sportler ein, der schon seit einigen Jahren im Wildwasserrennsport nur noch national startet und dafür das Stand-up-Paddling mit großer Leidenschaft und internationalem Erfolg ausübt: Normen Weber (Kanu Schwaben Augsburg). Der 36-jährige räumte alles ab, was möglich war: im Sprint jeweils die Goldmedaille im C2 Herren/LK Mix mit Janosch Sülzer, im C1 Herren, im C2 mix mit Birgit Simon und in den Classic-Rennen im C1 Herren und im C2 mix mit Vereinskollegin Sabrina Barm = insgesamt sechs Meistertitel. Ein weiterer Sieg kam im Classic der C2 Herren mit Janosch Sülzer hinzu – das Rennen kann aufgrund der zu wenigen Starter jedoch nicht als Meisterschaft gewertet werden.

Veni, vidi, vici – das stand für noch jemanden, der regelmäßig in zwei verschiedenen Kanu-Disziplinen Medaillen einfährt: Max Hoff von BW Köln, vierfacher Olympia-Teilnehmer im Kanurennsport (dabei je einmal Gold, Silber und Bronze gewonnen). Bei der Weltmeisterschaft 2022 in Treignac/Frankreich holte der 39-Jährige mit dem 3. Platz im Classic die einzige deutsche Medaille im Einzel. Jetzt bei der DM in Lofer ging er nur über die Classic-Distanz an den Start und holte Sieg und Titel – mit einem Vorsprung von fast 20 Sekunden zum Zweitplatzierten Marcel Paufler (OA Hamburg).

Oldies but Goldies … Alter macht stark – aber Stärke macht auch in jüngeren Jahren Meister … Der 22-jährige Marcel Blum (LKC Ludwigshafen) sicherte sich Gold sowohl im Sprint-Einzel wie auch in den Mannschaftsrennen Sprint und Classic. Der 2. Platz blieb im Sprint für Yannic Lemmen (KC Düsseldorf).

Starke Damen

Bei den Damen setzen sich die jüngeren Sportlerinnen vor der inzwischen 47-jährigen Altmeisterin Sabine Füsser (Kanu Schwaben) durch, die beide Masters-Rennen gewann. Der KK Rosenheim teilte sich die Siege auf, worüber sich Lisa Köstle königlich freute: „Deutsche Meisterin im Sprint war das Ziel. Ich hatte ja quasi Heimvorteil und habe mich auf die ein bisschen anspruchsvollere Strecke gefreut.“ Dieses Jahr spielte sie im Sprint ihre Stärke aus, denn aufgrund ihres Schichtdiensts bei der Polizei gestaltete sich das Training schwierig. Gemeinsam mit ihrer Vereinskollegin Maria Weber will sie bei den U23-Europameisterschaften Ende August in Banja Luca/Bosnien angreifen und rechnet sich hier mutig einen Platz unter den Top 5 aus.

Maria Weber strahlte gut gelaunt über ihren Sieg auf der Classicstrecke: „Nur 1/10 Sekunden auf Platz 2 – das war knapp! Aber ich bin gut ins Rennen gekommen. Ich hatte oben gute Zwischenzeiten, obwohl ich am Beginn der Slalomstrecke etwas Probleme hatte. Dann habe ich im Prinzip eine gute Linie erwischt und freue mich riesig über meinen Sieg.“ Die Rosenheimerin darf ebenfalls bei der U23-EM starten und hofft auf einen Platz unter den Top 10.

Nachwuchs gut vertreten

Bei den männlichen Junioren holte sich Mark Liewald (KC Düsseldorf) den Sieg im Sprint. Im Classicrennen gewann Linus Becker (KS Köln) vor Philipp Bluhm (TG München), der als Jugendlicher bei den Junioren die Silbermedaille herausfuhr. In seinem Classic-Rennen der Jugend ließ der Münchner mit dem 1. Platz keinen Zweifel an seiner Stärke aufkommen. Im Sprint der Jugendlichen musste er dem Sieger Nicolas Niederle Gómez (KC Düsseldorf) den Vortritt lassen.

Mit jeweils elf Startern war die männliche Jugend gut vertreten. Anders bei den jungen Damen, deren Rennen aufgrund der zu geringen Teilnehmerzahl nicht als Meisterschaft gewertet werden konnten. Bei den weiblichen Junioren gewann Luisa Puttkammer (KC Düsseldorf) im Sprint vor Anne Jäger vom KC Fulda, die sich auf der Classic-Strecke durchsetzte. In der weiblichen Jugend waren sogar jeweils nur drei Sportlerinnen am Start.

Mutig waren die immerhin elf B-Schüler auf der fordernden Saalach unterwegs. Viele stürzten sich mit sicherer Begleitung ins Abenteuer „Deutsche Meisterschaft“! Die A-Schüler glänzten sogar mit einem Starterfeld von 20 Teilnehmern – das lässt doch hoffen für die Zukunft …

„Vereinstrikot“ Dirndl

In ein paar Jahren wird sich wohl auch das Bild etwas ändern, denn die Wettkampfbestimmungen haben sich geändert. So ist die Mindestbreite aufgehoben, die „Flügel“ fallen bei den neuen Bootsformen weg. Sie sind schmaler und dadurch schneller, aber auch um einiges kippliger. Einige neue Modelle wurden bei der DM in Lofer bereits gefahren, waren für die Platzierungen aber (noch) nicht ausschlaggebend.

Zur Siegerehrung vor dem Rathaus der Gemeinde Lofer war auch Walter Aumayr, der Ehrenpräsident des Österreichischen Kanu-Verbandes gekommen. Er hatte einst die Loferrennen mit aus der Taufe gehoben. Gemeinsam mit u. a. Bürgermeister Norbert Meindl, DKV-Präsident Jens Perlwitz, Wettkampfleiter Uwe Klessinger, Hauptschiedsrichter Ben Verhoef, Elisabeth Schmiderer und Wolfgang Fegg vom Tourismusverband Salzburger Saalachtal überreichte er Pokale, Medaillen und Urkunden an die Erstplatzierten.

Bei der Siegerehrung war wie immer das Vereinstrikot „Pflicht“. Der KK Rosenheim wich davon etwas ab – doch das schicke Dirndl mit Hut von Lisa Köstle hätte hier eigentlich einen extra Preis verdient gehabt. In Bayern geht das Dirndl ja noch unter Vereins-Outfit durch

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