Lehrgang Sicherheits- und Erlebniswochenende

Große Birke/Staffelsee. Nach ein paar Kajak-Tagestouren auf der Mecklenburgischen Seenplatte und in den Schären Skandinaviens hatte meinen Sohn und mich endgültig die Begeisterung für das See- und Wander-Kajakfahren gepackt.

Zwar befahren wir im Verein seit einigen Jahren die Flüsse Frankens, aber für künftige (Mehr-)Tagestouren wollten wir unsere Fähigkeiten und unser Wissen für die Befahrung auf Großgewässern und an Küsten gerne erweitern. Darüber hinaus wollten wir uns insbesondere mit dem Thema Sicherheit intensiver beschäftigen und praktisch üben.

Die Ausschreibung des BKV für das Sicherheits- und Erlebniswochenende entsprach deshalb genau unseren Vorstellungen.

Online-Info-Seminar

Kein Strom! Kein fließendes Wasser! Keine Dusche! Nur Plumpsklo! Und viel Natur! Und die Anreise nur mit dem Kajak - Zelt, Schlafsack, Isomatte und die Verpflegung für ein Wochenende – alles muss in den Luken des Kajaks transportiert werden!

Somit versprach auch der Veranstaltungsort samt Anreise auf die BKV-Insel „Große Birke“ im Staffelsee ein realistisches, skandinavisches Inselflair vor der traumhaften Kulisse des Alpenvorlandes.

Der Lehrgang startete bereits wenige Tage vorher mit einem Online-Info-Seminar, bei dem einige theoretische Grundlagen vermittelt und die wichtigsten Fragen rund um das Wochenende geklärt wurden.

Die absolut richtige Entscheidung

Für uns selbst begann der Kurs am Freitagabend staubedingt deutlich verspätet. Erst die lockere Rückmeldung des Kursleiters „Die Insel hat auch nach 20 Uhr offen!“ entspannte unsere Gemüter mitten im Stau, als klar war, dass wir den vorgesehenen Kursstart keinesfalls einhalten konnten. Mit vollgepackten Kajaks ging es am Abend von Seehausen gen Westen immer mit Kurs „Große Birke“, einem traumhaften Sonnenuntergang entgegen.

Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass die Entscheidung für das Wochenende absolut richtig war; der Stress der Anfahrt war sofort vergessen.

Auf der Insel angekommen, galt es mit dem letzten Tageslicht das Zelt aufzubauen und sich einzurichten, bevor in gemeinsamer Runde der Ablauf des nächsten Tages besprochen wurde.

Grundsätze der Navigation

Aufgrund der zu erwartenden sehr hohen Temperaturen startete der Samstag für uns bereits um 6.30 Uhr mit der Fahrt nach Seehausen zum Semmelholen. Dabei genossen wir die Stille des Sees und die hochsommerliche Atmosphäre.

Nach dem Frühstück wurde die offizielle Vorstellungsrunde nachgeholt, die am Vorabend mangels Tageslicht verschoben worden war. Die Teilnehmer*innen unserer Gruppe hatten unterschiedlich viel Erfahrung mit dem See- und Wanderkajak.

Wir alle hörten interessiert zu, als unser Trainerteam Stefan Andreas Schmidt, seine Tochter Kathrin und Markus Ammann uns in die Grundsätze der Navigation einführten. In Kleingruppen galt es für uns, die für heute geplante Strecke mit Hilfe von Fadenkompass und Lineal in die Karte zu übertragen und mit navigationsrelevanten Informationen zu versehen, bevor das Erlernte gleich praktisch auf dem See ausprobiert werden sollte.

Theorieeinheit zum „Nachtisch“

Im vorgegebenen Zick-Zack-Kurs navigierten wir mit Kompass und der Hilfe von Landmarken über den Staffelsee bis zu unserem Streckenziel, dem Biergarten auf der Campinginsel Buchau, wo für uns zum Mittagessen reserviert war.

Nach einer kurzen Theorieeinheit zum „Nachtisch“ ging es im vorgegebenen Kurs zurück zur Großen Birke, um dort den Wiedereinstieg (Parallel-Methode) nach Leerung des Bootes (T-Lenzen) zu üben.

Bei 35 Grad Außentemperatur musste sich keiner der Teilnehmer*innen zur Kenterung überwinden. Gerne wurde diese Praxiseinheit intensiv genutzt und als willkommene Abkühlung von allen genossen.

Gruppenführung und Schleppübung

Wieder „trockengelegt“, versammelten wir uns an einem schattigen Platz, wo ausführlich und mit zahlreichem Anschauungsmaterial über die notwendige Ausrüstung und deren Varianten informiert wurde. Eigene Erfahrungen der Teilnehmenden sowie Tipps und Tricks wurden rege ausgetauscht. Zudem wurde, wie auch während des ganzen Wochenendes, über die eigenen Boote und Ausrüstungen gefachsimpelt und unterschiedliche Boote zur Probe gefahren.

Nach einem herrlichen gemeinsamen Sommerabend genossen wir es am nächsten Morgen alle, dank eines Regenschauers eine Stunde länger zu schlafen, bevor für den Vormittag die Themen Gruppenführung und Schleppübung auf dem Programm standen.

Nach einer theoretischen Einführung ging es direkt zur praktischen Übung wieder auf den See. In Gruppen wurden im Rahmen einer Tour die unterschiedlichen Gruppenkonstellationen mit Führungswechsel durchgespielt.

Plötzlich „erkrankt“

Ganz spontan „ermüdete bzw. erkrankte“ Gruppenteilnehmer*innen mussten in Schlepp (1-, 2- und V-Schlepp) genommen und betreut werden.

Vor der Rückfahrt nach Seehausen führte uns der Kurs zurück auf die Insel, wo die inzwischen getrockneten Zelte und alle weiteren Habseligkeiten wieder in den Kajaks verstaut wurden. Auch auf der Rückfahrt „erkrankten“ wieder plötzlich Personen der Gruppe so schwer, dass diese im Dreifach- Schlepp und mit persönlicher Begleitung ans Ufer gebracht werden mussten.

Nach dem Ausbooten und Verladen der Kajaks fand das Wochenende im nahe gelegenen Biergarten mit einer Schlussbesprechung und mit großer Zufriedenheit der ganzen Gruppe einen gelungenen Abschluss.

Unser Fazit:

Wir haben vor traumhafter Kulisse, mit einer tollen Seemannschaft und einem entspannten und sehr kompetenten Trainerteam viel gelernt. Locker und gerne hätten wir noch ein paar Tage zum Üben auf der Insel bleiben können.

Wir kommen sicher wieder – aber dann „graben wir den Klappstuhl aus!“. Denn ein einziger wichtiger Ausrüstungsgegenstand hat uns definitiv gefehlt: ein klappbarer Campingstuhl.

Text + Fotos: Michael und Patrick Hübner, Naturfreunde Haßfurt

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