Wie geht es weiter mit der Regattaanlage Oberschleißheim?

Seit den Olympischen Spielen 1972 – also seit 50 Jahren – ist die Regattaanlage Oberschleißheim in Betrieb, ebenso wie Bob- und Rodelbahn am Königssee und die Reitanlage in München-Riem. Aber wie geht es weiter? Um diese Frage ging es bei einem Gespräch mit dem bayerischen Sportminister Joachim Herrmann.

Eingeladen hatte der Bayerische Landes-Sportverband dazu auch die Präsidenten/Vertreter der betroffenen Sportverbände, u. a. den Bayerische Kanu-Verband und den Bayerische Ruderverband.

Was hilft es, wenn die Sportstätten heute das moderne Prädikat „nachhaltig“ tragen, aber nicht zukunftsfähig sind? Die Regattaanlage Oberschleißheim ist das größte Sorgenkind. Sie gilt zwar als eine der besten in ganz Europa und als einzigartig im süddeutschen Raum. Aber dass sie längst in die Jahre gekommen ist, liegt auf der Hand. Z. B. sind die Tribünen nach wie vor einsturzgefährdet und gesperrt (für die European Championships 2022 waren sie überbaut).

Die von der Stadt München für eine Renovierung einst zugesagten 100 Millionen und dann auf winzige neun Millionen Euro geschrumpften Gelder sind quasi gar nicht mehr vorhanden. Denn davon wurden „Schönheitsreparaturen“ für die Durchführung der European Championships bezahlt.

Prof. Dr. Alexander Dingeldey, der Präsident des Bayerischen Ruderverbandes, lud zu einer Besichtigung der besonderen Art auf die Regattaanlage ein: „Wenn Sie mal Toilettenanlagen von 1972 im Originalzustand sehen wollen, kommen Sie nach Oberschleißheim!“ Er sprach damit ganz direkt die menschenunwürdigen Zustände an, mit denen sich hier sowohl die trainierenden Sportler und Funktionäre der angesiedelten Vereine wie auch nationale und internationale Gäste bei Regatten auseinandersetzen müssen.

Die Regattastrecke sei nicht mehr zeitgemäß, kritisierte BKV-Präsident Oliver Bungers. "Dadurch, dass die Anlage nun unter Denkmalschutz steht, sind die voraussichtlichen Sanierungskosten quasi verdoppelt worden."

Für den Bayerischen Staat ist das aber ein klarer Fall: Die denkmalgeschützte Strecke gehört der Stadt München. "Die Stadt muss ein Konzept vorlegen, wie diese Anlagen renoviert werden können, um den Standards des 21. Jahrhunderts zu entsprechen", meinte Herrmann. Der Freistaat sei bereit, sich an den Kosten zu beteiligen und über eine Sonderförderung nachzudenken.

Willi Bock, der Vorsitzende der Rudergesellschaft München 72, trifft mit seinem Fazit den Nagel auf den Kopf: "Es ist ein Trauerspiel, das die Zukunft des Ruder- und Kanusports in ganz Bayern gefährdet.“ Es tröstet nicht wirklich, dass es dem Bayerischen Reit- und Fahrtverband nicht besser geht

Die Olympia-Reitanlage in München-Riem hat aufgrund des Wohnungsbaus und der Städteplanung mit ihrem Fortbestand zu kämpfen und wehrt sich dagegen, umziehen zu müssen.

Ebenso tragisch, aber zumindest mit finanziell gesicherten Zukunftsaussichten sieht es bei der Eisbahn am Königssee aus, die durch eine Schlammlawine im Sommer 2021 schwer beschädigt worden war. Für ihren Wiederaufbau hat der Bund 53 Millionen Euro bereitgestellt und geht damit sogar noch einen Schritt weiter: Hier soll die erste klimaneutrale Eisbahn der Welt entstehen. Aber es drängt die Zeit – wie bei den anderen sanierungsbedürftigen Sportstätten allerdings auch.

Redaktion

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