Bayerischer Kanutag - nachhaltig und erfolgreich

München. Der außerordentliche Verbandstag des Bayerischen Kanu-Verbandes im Rahmen seines 100-jährigen Jubiläums stand vor allem im Zeichen der Finanzen. Aber auch das Thema „Nachhaltigkeit“ fand Raum, und so wurde der Antrag zu einer klimaneutralen Gestaltung der Reisetätigkeiten von/zu Gremiensitzungen und Tagungen mehrheitlich angenommen.

Die Berichtsmappe konnten die am Verbandstag Teilnehmenden bereits in Ruhe zu Hause durcharbeiten und sich darin über die Geschehnisse des vergangenen Jahres informieren. Jetzt folgten nur noch Ergänzungen, z. B. von Dr. Stefan Schmidt, Ressortleiter Umwelt und Gewässer. Er sprach die aktuellen Problematiken an, wie an der Fränkischen Saale und beim KanuKonzept Fürth. Seit Kurzem ist der BKV offizieller Projektpartner im Rahmen des Nachhaltigkeitsprogramms „FlussFreiRaum“. Dr. Stefan Schmidt ist derzeit der einzige Vertreter des BKV und wünscht sich auch hier ein Engagement weiterer Mitglieder.

Neue Gremienmitglieder stellten sich vor, wie Gustav Dröse, der die Leitung des Ressorts Aus- und Fortbildung von Veronika Koch übernommen hat. Ebenso Michael Leininger, der als Bezirksvorsitzender von Oberbayern die Nachfolge von Markus Stürmer antrat. Auch in der BKV-Geschäftsstelle gibt es neue Mitarbeiter: Regina Stiller und Adam Bieler.

Der Haushalt

Das Präsidium wurde ohne Gegenstimme entlastet, auch wenn Erklärungsbedarf gefragt war. Klaus Neupert, Vizepräsident Finanzen, führte zum Jahresabschluss 2023 aus, dass das Zuschusssystem durch das Innenministerium geändert wurde. Dadurch gab es erst in der zweiten Jahreshälfte verlässliche Informationen zum tatsächlichen Etat.

Die Inflation und stark gestiegene Reisekosten mussten abgefangen werden. Die Bayerische Sportjugend hatte zudem unerwartet und unangekündigt die Finanzmittel für die Jugendarbeit um mehr als die Hälfte reduziert, so dass der BKV die Bayerische Kanujugend mit einem höheren Betrag unterstützen musste. Hinzu kam, dass seit 2023 10 % aller Lehrgangs- und Trainermittel aus Eigenmitteln finanziert werden müssen.

Der Etat für 2024 konnte beim Kanutag noch nicht verabschiedet werden. Sparmaßnahmen, wie z. B. eine Reduzierung der Kilometerpauschale bei den Reisekosten, sind bereits umgesetzt. Doch es fehlen jegliche Informationen über Zuschüsse. Von Seiten des BLSV lagen noch keine Angaben über die Höhe der Staatsmittel 2024 für Breitensport, Leistungssport und Eigenmittel vor. Ebenso ungewiss ist der Auszahlungszeitpunkt.

Für 9. April wird eine außerordentliche (virtuelle) Verbandsausschusssitzung einberufen, in der der Haushaltsplan 2024 verabschiedet werden soll.

Die Finanzen spielen auch in den BKV-Dachverbänden eine unumgängliche Rolle: Sowohl beim Deutschen Kanu-Verband wie auch beim BLSV wird es eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge geben. Der BLSV setzt gerade den Beschluss um, dass Vereine sowohl im BLSV als auch in einem Sportfachverband Mitglied sein müssen. Meldungen in der Sparte 99 „Sonstiges“ sind jetzt nur noch für maximal 15% der Vereinsmitglieder möglich.

Kapitalgesellschaft gründen?

Die „mögliche Gründung einer Kapitalgesellschaft“ wurde als Dringlichkeitsantrag behandelt und mehrheitlich angenommen. Dem ging jedoch eine lebhafte und teils auch kontroverse Diskussion voraus.

Es müssen zwar noch weitere intensive Gespräche mit dem Steuerberater geführt werden, aber da eine so weitreichende Entscheidung nur vom Verbandstag gefasst werden kann, war Eile geboten. Das Präsidium steht in der Haftung – es musste also eine Entscheidung getroffen werden.

Der Grund für den Antrag war die Veranstaltung des Freestyle-Weltcups 2024 und der Freestyle-Weltmeisterschaft 2025 in Plattling, durch die die steuerlichen Freigrenzen überschritten werden, wie der Vizepräsident Leistungssport Klaus Junker erklärte. Auch die Einnahmen aus der Verpachtung der Zeltplätze auf der BKV-Insel „Große Birke“ fallen unter den wirtschaftlichen Erwerb. Eine Ausgliederung des wirtschaftlichen Geschäftsbereichs wäre ebenso für die Lofer-Veranstaltungen sinnvoll.

Alternativen wären nur die Absage dieser Wettkämpfe, eine Umsatzsteuerpflicht oder ein Outsourcing der wirtschaftlichen Geschäftsbetriebe in eine Kapitalgesellschaft, war Junker überzeugt.

Das Präsidium priorisierte eine haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft (UG), bei deren Gründung es nur eines geringen Startkapitals bedarf. Die Zustimmung des Kanutags beinhaltete gleichzeitig die Zustimmung zu einer Ausstiegsmöglichkeit.

Ein Beschluss im Vorfeld fand nicht bei allen ungeteilten Beifall – insbesondere wegen der noch sehr rudimentären Informationen. Allerdings können lt. BKV-Justiziar Christian Müller nur bestimmte Geschäftsfelder aus dem wirtschaftlichen Zweckbetrieb ausgegliedert werden.

Klaus Junker versprach, die Vereine selbstverständlich über die weitere Entwicklung zu informieren.

Der Verein Kanu Schwaben stand 2022 vor dem gleichen Problem, erklärte Hans Koppold. Die Augsburger gründeten eine eigene Veranstaltungs-GmbH. Der Vorstand hatte von allen Vereinsmitgliedern den nötigen Vertrauensvorschuss erhalten. Den bekam jetzt auch das BKV-Präsidium und kann weitere Schritte einleiten.

KanuMorgen

Auch Sportverbände müssten einen Beitrag zur Klimareduzierung leisten, war der Ansatz von Dr. Jutta Müller-Derlich, Vizepräsidentin Freizeitsport. Der mehrheitliche Beschluss einer klimaneutralen Gestaltung der Reisetätigkeiten von/zu Gremiensitzungen und Tagungen – zu erreichen bis 2030 – spiegelte den Nachhaltigkeitsgedanken im BKV wider.

Der Bayerische Kanu-Verband ist damit der erste Kanu-Verband, der den Antrag des DKV zu „KanuMorgen“ ratifiziert hat.

Ernst Rauch, Chief Climate and Geo Scientist bei Munich Re (Group), stimmte in einem Impulsvortrag auf diesen Antrag des BKV-Präsidiums ein. Als global agierender Rückversicherer hatte er viele Zahlen parat über die Wahrscheinlichkeit von Temperaturextremen, längerer Persistenz von Wettermustern, Zunahme und Häufigkeit von Starkregenereignissen, Anstieg des Meeresspiegels oder eine Zunahme des Sturmflutrisikos. Die Kosten dafür werden in Deutschland von der Allgemeinheit getragen, d. h. von jedem einzelnen Bürger. Je mehr man sich also um eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen und des Klimawandels bemüht, umso geringer werden auf den Staat/Bürger zukommende Kosten.

Paddler werden sich insbesondere auf längere Trockenperioden und häufigeres Hochwasser einstellen müssen.

Ehrungen

Beim Kanutag beschlossen wurden auch Ehrungsanträge: Dem 2023 nach 14 Amtsjahren ausgeschiedenen Ressortleiter Wildwasserrennsport Hans Frait wird die BKV-Ehrennadel in Silber verliehen. Da er nicht am Kanutag teilnahm, wird Uwe Klessinger ihm die Ehrung in Passau übergeben.

Christian Müller wird mit der Ehrennadel in Gold mit Kranz geehrt, Wolfgang Kennel mit dem BKV-Ehrenbrief. Zudem beschloss die Versammlung die Ehrenmitgliedschaft für Uschi Zimmermann und den 2023 ausgeschiedenen Geschäftsstellenleiter Walter Schöfbeck – ein Dankeschön für deren langjähriges Engagement für den BKV.

Text: Uschi Zimmermann / Fotos: Jakob Sax/Onetake Studios UG

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