Trauer um Toni Prijon sen.

Der Bayerische Kanu-Verband und der ganze Kanusport trauern um Toni Prijon sen., der nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 87 Jahren verstorben ist.
Anton Prijon war ein ganz Großer des Kanusports und schrieb in verschiedener Weise Kanugeschichte. Sportliche Erfolge und die Entwicklung des Materials waren dabei eng verknüpft.

1929 wurde er in Görz im damaligen Italien geboren, wuchs aber an der Soca auf. Der Kanusport war bis zuletzt seine ganz große Leidenschaft, doch zu Beginn seiner Laufbahn konnte man nicht einfach ein Boot kaufen. So baute er schon als Jugendlicher sein erstes Boot selbst. 1957 kam Prijon nach Rosenheim, fand Arbeit bei den Klepperwerken und wurde Mitglied im Kajak-Klub Rosenheim.

1958 paddelte er auf der Ammer zur Deutschen Meisterschaft, 1959 – mit von ihm selbst entwickelten und gefertigten Faltkajak und Paddel – krönte er seine sportliche Laufbahn auf der Vézère mit dem Weltmeistertitel im Wildwasserrennsport. „Man muss die Qualen genießen und an die letzten Reserven gehen“, lautete sein Leitsatz zum Erfolg.

Als Bootskonstrukteur war Toni Prijon Pionier und stellte über 45 Jahre Weichen, die den Wildwassersport nachhaltig beeinflussten: Er entwickelte u. a. den Knickspant und das Abrissheck, ließ sich die Führungsrillen des Paddels patentieren, erfand den ovalen Paddelschaft, die Neoprenmanschette der Paddeljacke und die Lenzschraube.

1962 machte sich Anton Prijon zusammen mit seiner Frau Lotte in Rosenheim mit dem Unternehmen Prijon selbstständig. 20 Jahre später produzierte Prijon den legendären Taifun als erstes HTP-Kajak. Aus einer kleinen Sportwerkstätte wurde eine Firma von Weltruf, die den Kanusport auf nationaler und internationaler Ebene prägte. Zahlreiche Weltmeister und sogar Olympiasieger fuhren in Prijon-Kajaks zum Titel.

1992 zog sich Toni Prijon sen. aus der Firmenleitung in Rosenheim zurück, die er an seinen Sohn Toni jun. und dessen Frau Rita übergab. Der Senior hatte bereits ein Jahr zuvor in der Nähe einer der Einstiegsstellen der Soca das Prijon-Kajak-Center mit Sportgeschäft, Unterkunftsmöglichkeiten und Kajakschule eröffnet. Bis 2011 hielt er hier die Fäden selbst in der Hand.

„Keiner hat wie er die Szene 45 Jahre lang so beeinflusst“, lautete die Begründung, mit der Toni Prijon sen. 2007 in der Kategorie „Pioniere“ in die International Whitewater Hall of Fame des Kanusports aufgenommen wurde – als dritter Deutscher nach Herbert Rittlinger und Jutta Grothaus-Steigerwald. Die Stadt Rosenheim verlieh ihm im Oktober 2006 den Wirtschaftspreis der Stadt.

Der Bayerische Kanu-Verband hält seine Verdienste hoch in Ehren und wird den Sportler und Firmengründer nie vergessen. Unser ganz besonderes Mitgefühl gilt seiner Familie.

Oliver Bungers, Präsident

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