Gold und Bronze bei DM
Aber bei einer DM ist schon das Erreichen eines (A-)Finallaufs ein riesen Erfolg für die kleinen bayerischen Vereine. Der DRC Neuburg, die WSG Kleinheubach und der SSKC Aschaffenburg waren mit kleinen, aber feinen Teams am Start. Dass sie mit den großen Renngemeinschaften und in der Junioren- bzw. Leistungsklasse nicht mit Olympia-Teilnehmern mithalten konnten, war vorherzusehen. Umso größer waren die Medaillen-Überraschungen!
Großes Programm
Auf der internationalen, hochmodernen und einzigartigen Naturregattastrecke Beetzsee kämpften 816 Sportlerinnen und Sportler aus 103 Vereinen um Sekt oder Selters. Das Regattateam Brandenburg bot zudem ein attraktives Rahmenprogramm, z. B. das „Treffen der Altmeister“ im Festzelt. Trainer, ehemalige Welt- und Olympiasieger tauschten hier Erinnerungen aus, und es wurden alte Filme aus der aktiven Zeit der ca. 50 Teilnehmer gezeigt.
Bei einer fünfstündigen Autogrammstunde der deutschen Nationalmannschaft im Kanurennsport und Para Kanu ließen sich die Fans Poster, Paddel, T-Shirts und Autogrammkarten signieren. Zwischendurch war noch Zeit für einen Plausch mit den Olympioniken. „Das dürften über 1000 Autogramme gewesen sein“, erklärte Dreifach-Olympiasieger Tom Liebscher. „So bis 23 Uhr sitzen wir sowieso jedes Mal“, ergänzte Max Rendschmidt. Ludwig Degmayr, der Medienmanager des Deutschen Kanu Verbands und selbst einst erfolgreicher Kanurennsportler beim DRCN, konnte das bestätigen: „Da hat Max recht, 2012 stand ich nämlich auch fast so lange an, als ich auf meine Autogramme vom Olympiateam bei meiner ersten Deutschen als Schüler A gewartet habe.“
Am Freitag fand vor der vollbesetzten Tribüne ein Empfang der Olympiamannschaft statt sowie die Verabschiedung der Para Kanuten zu den Paralympischen Spielen. Viele Nachwuchsathletinnen und -athleten aller Landes-Kanu-Verbände standen traditionell für ihre Vorbilder mit Paddeln Spalier. Mitglieder der Nationalmannschaft berichteten vor der Tribüne über die Olympischen Spiele und beantworteten in einer Talkrunde Fragen. Den Abschluss bildete ein beeindruckendes Feuerwerk.
Medaillen für den DRCN
Mit einem Paukenschlag für den DRC Neuburg und für Rebecca Hirsch endete am Sonntag die „Deutsche“. Die Ausnahmekanutin zeigte die ganze Woche über gute Ergebnisse, war aber immer nicht ganz zufrieden. Das änderte sich im K1 über 5.000 Meter. Sie siegte souverän in einem Feld aus 26 Fahrerinnen in 23:35.35 Minuten. Mit diesem sensationellen Erfolg hat der DRCN nach den Siegen von Carola Schmidt und Sarah Winter 2013 wieder eine Deutsche Jugendmeisterin im Kajak-Einer (siehe auch das Interview von Ludwig Degmayr mit Becky Hirsch).
Zuvor bestätigte die Neuburgerin mit dem 5. Platz im 1000 m-Finale und dem 1. Platz im B-Finale über 500 m ihre gute Form. Auch im RG-Bayern-Zweier über 500 m mit Antonia Kasecker (KSC Ansbach) schaffte sie es bis in den Endlauf und dort auf Platz acht.
Die Juniorenfahrer Vincent Hoiß und David Müller paddelten in 3:36.88 Minuten im K2 über 1000 m zu Bronze und waren sichtlich erleichtert, dass sie doch noch eine Medaille erkämpfen konnten. Diese Medaille glänzt allerdings besonders hell, da sie das einzige Vereinsboot im Finale waren und gegen lauter Renngemeinschaften ankämpften.
David Müller überzeugte auch im K1 über die 200 m-Sprintdistanz und die 500 m-Kurzstrecke mit den Plätzen 3 und 6 in den B-Finals.
Finalläufe für Damen Junioren
Die Erwartungen bei der WSG Kleinheubach waren schon vorher gedämpft angesichts der hochkarätigen Konkurrenz. So darf der 8. Platz von Lea Wirl im K1-A-Finale über 200 m durchaus als Erfolg gewertet werden – zumal sie sich gegenüber den Zeiten im Vor- und Zwischenlauf nochmal gesteigert hatte. Im K1-B Finale über 500 m erreichte sie den 9. Platz. Den Endlauf im K2/200m hat das Duo Annika und Lea Wirl knapp verfehlt. Auf der Langstrecke der weibl Junioren fuhren die beiden einen guten 13. (Annika) bzw. 14. Platz (Lea) bei 28 Teilnehmern heraus.
Auf der Langstrecke mussten die bayerischen Rennsportlerinnen nicht nur gegen die Zeit kämpfen, sondern vor allem mit den Attacken ihrer Konkurrentinnen fertig werden. Anna Höfner (WSG) und Antonia Kasecker vom KC Ansbach wurden im K2 der weibl Jugend über 5.000 m abgedrängt, wodurch sie kenterten, ebenso Lina Wirl (WSG) im K1/2.000 m der Schülerinnen A schon vor der Wende auf der Hälfte der Strecke. Ein Trost für die 14-jährige Lina Wirl ist jedoch der gute 13. Platz im Kanumehrkampf ihrer Altersklasse.
Schüler A zeigten sich
Für die Schüler A, die erstmals um Deutsche Meisterehren kämpften, war die Teilnahme schon ein großes Erlebnis. Es galt in erster Linie, Erfahrungen zu sammeln. Ein Ausrufezeichen im Nachwuchsbereich setzte Laurin Beck (DRCN) bei den Schülern im Langstrecken-Einer über 2000 m. Mit einem beeindruckenden Rennen und Platz 6 bewies er Talent und Ausdauer in einem starken Teilnehmerfeld von 26 Booten. Im Kanumehrkampf setzte sich der Schüler mit Platz 20 ins Mittelfeld der 37 Mitstreiter.
Emma Rogler und Theresa Herrmann vom DRCN, die in dieser Saison dem jüngeren Jahrgang der Schülerinnen A angehören, konnten sich noch nicht bis ins Finale kämpfen. Im Langstrecken-Einer fuhr Rogler allerdings auf Platz 15. Den KMK beendete sie auf Platz 26.
In den Rennen der Zweierkajaks sind die Schüler A des SSKC Aschaffenburg alle im Zwischenlauf gescheitert, Die K2 ebenso, wobei die Besetzung Ari Budis/Viktor Lutsyk einen starken Zwischenlauf gezeigt und bis kurz vor Schluss auf einem Endlauf-Quali-Platz gelegen hatte.
Gemeinsam im Viererkajak paddelten Ari Budis, Špiro Kalik, Adrian Römer, Xaver Steif über 500 m lediglich um vier Zehntelsekunden am Endlauf vorbei. „Sie waren in der festen Überzeugung angetreten, es in den Endlauf zu schaffen. Da war das sehr knappe Ausscheiden im Zwischenlauf eine ziemlich harte Landung. Nicht nur die Kids waren danach sehr enttäuscht, sondern auch wir Trainer haben erst Mal nach Worten suchen müssen“, beschrieb Jörn Faßnacht die Situation.
Die Rennen über die 2.000 m-Langstrecke waren eigentlich nur noch der Abschluss – „ohne konkrete Vorstellungen oder Zielvorgaben“. Aber hier zeigte der Aschaffenburger Vierer mit Budis, Kalik, Keller, Lutsyk noch einmal Stärke und belegte den 9. Platz. Adrian Römer schob sich im Einerkajak über 2.000 m mit Platz 14 ins gute Mittelfeld.
Nicht allzu viel ausgerechnet hatte sich der SSKC im Kanumehrkampf. Als bester Aschaffenburger schnitt Ari Budis in der AK 14 mit Platz 11 ab (18. = Xaver Steif/AK 13; 24. = Adrian Römer/AK 14; 34. = Špiro Kalik/AK 14).
Auch Trainer am Start
Last but not least zeigte auch der Neuburger Trainer Simon Hoiß in der Leistungsklasse über 5.000 m, dass er gut in Form ist. Platz 13 ist aller Ehren wert – schließlich gewann mit Max Hoff ein Olympiasieger. Auch Trainer Jörn Faßnacht vom SSKC Aschaffenburg startete: im LK-Vierer gemeinsam mit Simon und Vincent Hoiß sowie Felix Wirl (WSGK) für die RG Bayern. Sie verkauften sich gut – aber im Rahmen der Großvereine hatten sie nie wirklich eine Chance und landeten auf dem 6. Platz. Das Siegerboot der KG Essen mit Olympiasieger Max Rendschmidt kam knapp 6 Sekunden vor ihnen ins Ziel.
Medaillen – nicht ganz bayerisch
Leni Kliment vom PSV Langenprozelten startete bei den Deutschen Meisterschaften wieder für die Rheinbrüder Karlsruhe und gewann mit ihrem Team Medaillen: Bronze im K2 Damen Junioren über 500 m und im K4 Juniorinnen über 500 m. In der Damen-LK kam sie im K5/500 m auf den 4. Platz.
Monika Sandner/DKV/Redaktion
Fotos Teaser und Bildergalerie: WSG = Erika Wirl; SSKC = Jörn Faßnacht
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