Schnupperpaddeln mit Sucuk-Party
Nicht nur, dass Bootshallen, Fitnessraum und die Gemeinschaftsräume unter Wasser standen und seither feucht und sanierungsbedürftig sind, auch die Heizung, Küche und elektrischen Einrichtungen sind unbrauchbar. An einen normalen Sportbetrieb war nicht mehr zu denken, schon gar nicht daran, dass Schülerinnen und Schüler als Schnupperkurskinder zu Besuch kämen. Aber wenigstens die Boote waren noch heil!
Daher wurde das Ansinnen der Schule, die kanusportliche Zusammenarbeit mit dem VfL wieder aufleben lassen, zunächst in weitere Zukunft vertagt. Weil die Internatsschülerinnen und -schüler aber sehr enttäuscht gewesen wären, wenn der Kanusport dieses Jahr ganz entfallen wäre, überlegte man gemeinsam einen Plan B: Wenn die Kinder nicht zum Verein kommen können, dann kommt eben der Verein mit seinen Booten zu ihnen!
Gesagt, getan: Schnell hatten die betreuenden Sportlehrer, Frau Herzog und Herr Bedir, einen paddelbaren Badesee bei Jettingen als Ausweichplatz entdeckt, der nur wenige Auto-Minuten von der Schule entfernt lag und zudem mit Umkleide- und Toilettenhäuschen sowie Liegewiese ausgestattet war.
Am Sonntag zuvor wurde vom Vorsitzenden der Kanu-Abteilung Harald Imminger und Frau Herzog gemeinsam der Bootsanhänger der Kanuabteilung mit Booten, Paddeln und Schwimmwesten beladen und mithilfe des Schulbusses der Mindeltalschule nach Jettingen-Scheppach befördert.
So stand dem Kanuprojekt nichts mehr im Wege. Kurz vor den Ferien wurden jeweils zwei siebenköpfige Kinder- und Jugendgruppen in die Kunst des Kajakfahrens eingeführt. Dabei wurden nicht nur grundlegende Techniken zur Bootsbeherrschung eingeübt, sondern auch verschiedenste Spiele zur Förderung von Geschicklichkeit und Koordination durchgeführt.
Am Montag war das Wetter eher durchwachsen, in der Mittagszeit regnete es, und man fuhr zum Mittagessen und zum Abtrocknen in die Kantine. Der Dienstag präsentierte sich durchweg sonnig und warm, so dass in der Mittagspause spontan gegrillt wurde und – weil der Großteil der Teilnehmer*innen türkische Wurzeln hatte, durfte der Sucuk, eine Art orientalische Salami, natürlich nicht fehlen – gegrillt oder ungegrillt, beliebt bei Jung und Alt!
Auf diese Weise gestärkt ließ sich die Dienstagsgruppe am Ende des Tages auch nicht davon abhalten, gegeneinander kleine Rennen auszufahren. Und – zu guter Letzt – durfte die obligatorische Wasserschlacht nicht fehlen, so dass auch wirklich alle gründlich nass geworden sind.
Und wie geht es weiter? Die Kanuabteilung sitzt laut Abteilungsleiter Imminger auf rund 100.000 Euro Schaden und ist auf Spenden angewiesen, das es keine Gebäudeversicherung gab, die das Bootshaus im Mündungsbereich von Günz und Donau erschwinglich versichert hätte. Die Zusammenarbeit mit der Schule hat jedoch trotz allem hervorragend geklappt.
Die Schule hat schon angefragt, ob solche Gemeinschaftsaktionen in Jettingen öfters stattfinden könnten. Das Interesse der Kinder und Jugendlichen auf der Internatsschule ist groß. So kann zumindest punktuell die Förderung des Kanusports trotz Hochwasserschadens beim VfL Günzburg weitergehen. Man darf gespannt sein auf eine neue Auflage „Kanusport mit Sucuk-Party“.
Text + Fotos:C. J. Herzog