Nein zum Ausbau des Kraftwerks Kaunertal

Mit dem geplanten Ausbau des Kraftwerks Kaunertal würde ein wichtiger Teil der sensiblen Gebirgslandschaft der Ötztaler Alpen für immer zerstört. Die TIWAG will einen Großteil der Ötztaler Wasserressourcen abziehen und mitten durch Schutzgebiete ins 23 Kilometer entfernte Kaunertal leiten. Dabei sollen ausgerechnet die ökologisch hochwertigen Flüsse Venter und Gurgler Ache, die in der Ötztaler Ache zusammenfließen, ausgeleitet werden.

Der Wasserentzug von bis zu 80 Prozent würde für das Ötztal Staudamm Gepatschspeicher KW Kaunertal (c) Sebastian Frölichgerade in Zeiten der Klimakrise einen drastischen Einschnitt bedeuten. Bereits jetzt ist das Ötztal eines der niederschlagsärmsten Täler Tirols. Die Ötztaler Ache ist die Lebensader des Tales – sowohl für die Natur als auch für die Bevölkerung. Durch den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal würde sie den Großteil ihrer Wassermengen einbüßen, wertvolle Ökosystemleistungen gingen irreversibel verloren.

Insgesamt 40 Umweltvereine und Stimmen aus der Wissenschaft fordern in einer gemeinsamen Erklärung den Stopp des Ausbaukraftwerks Kaunertal. Für das Projekt plant die TIWAG bis zu 80 Prozent des Wassers aus dem Ötztal, einem der niederschlagsärmsten Täler Tirols, auszuleiten und im ökologisch einzigartigen Platzertal einen 120 Meter hohen Staudamm zu errichten und dahinter neun Fußballfelder Moorflächen zu fluten. „Das hätte verheerende Folgen für die hochsensible Naturlandschaft, würde wichtige Lebensräume zerstören und die Biodiversitätskrise befeuern.“

„Frei fließende Bäche und Flüsse zählen zu den wertvollsten Lebensräumen weltweit – auch in den Alpen. Dennoch werden diese letzten Wildflüsse verbaut und somit zu den Verlierern einer verfehlten Energiepolitik“, kritisiert Prof. Dr. Klement Tockner, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und fährt fort: „Wasserkraft ist zwar eine erneuerbare aber keinesfalls eine umweltfreundliche oder klimaneutrale Energiequelle. Durch den geplanten Ausbau des Kraftwerks Kaunertal würden vier bisher noch weitgehend intakte Alpenflüsse zu Rinnsalen degradiert.“ Das verändere den Wasserhaushalt einer ganzen Region – mit gravierenden Folgen für Natur und Mensch.

Die Kaunertal-Erklärung 2022

Die Kaunertal-Erklärung 2022 wurde am Freitag, den 6. Mai 2022 im Rahmen einer Presseerklärung bekanntgegeben. Sie fordert (die folgenden Punkte sind stark gekürzt widergegeben):

  1. den sofortigen Stopp des Ausbauprojekts Kraftwerk Kaunertal. Das überholte Großprojekt würde auch nach über zehn Jahren an Planänderungen durch die TIWAG massive Folgeschäden für Mensch und Natur verursachen. Es ist daher nicht naturverträglich umsetzbar.
  2. den umfassenden Schutz der letzten ökologisch intakten Alpenflüsse, wie zum Beispiel der Venter und der Gurgler Ache. Nur wenige Flüsse der Alpen sind derart naturnah erhalten, daher dürfen sie nicht weiter energiewirtschaftlich genutzt, verbaut oder ausgeleitet werden …
  3. den Erhalt alpiner Naturlandschaften wie des Platzertals als einzigartiges Naturerbe Österreichs.
  4. eine naturverträgliche Energiewende. Der Weg zur Energie-Sicherheit braucht wie der Weg aus der Klimakrise schnelle und massive Maßnahmen bei der Energieeinsparung und dem naturverträglichen Ausbau der Erneuerbaren. Energieeinsparung ist der größte Schlüssel zur Energie-Sicherheit ...
  5. die rasche Behebung der Belastungen durch bestehende Wasserkraftwerke. Dafür müssen insbesondere die starken Schwall-Sunk-Belastungen am Inn saniert und Flusslebensräume am Inn wiederhergestellt werden.

Hier geht es zur vollständigen Presseerklärung

Mehr Informationen unter: www.fluessevollerleben.at/kaunertal

Die Unterzeichner

Die vom WWF Österreich initiierte Kaunertal-Erklärung wird unterstützt von 30 Organisationen aus den Bereichen Umwelt-, Natur- und Klimaschutz, Fischerei und Wildwassersport – auch vom Bayerischen Kanu-Verband. Dazu kommen 10 Stimmen aus der Wissenschaft:

  • ABA Austrian Biologist Association
  • Alpenverein Österreich
  • Austrian Youth Biodiversity Network
  • Bayerische Einzelpaddler-Vereinigung e.V.
  • Bayerischer Kanu Verband e.V.
  • Birdlife Österreich
  • BUND Naturschutz in Bayern e.V.
  • EuroNatur Stiftung
  • Forum Wissenschaft & Umwelt
  • Free Rivers Fund
  • Fridays for Future Innsbruck
  • Generation Earth
  • GLOBAL 2000
  • LBV Landesbund für Vogelschutz Bayern
  • Living European Rivers Initiative
  • Naturfreunde Österreich
  • Naturschutzbund Österreich
  • ÖKF FishLife Österreichisches Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz
  • Ökobüro – Allianz der Umweltbewegung
  • Patagonia
  • Riverwalk
  • Riverwatch
  • Save our Rivers
  • The River Collective
  • Umweltdachverband
  • Verein Lebenswertes Kaunertal
  • VÖAFV Verband der Österreichischen Arbeiter-Fischerei-Vereine
  • WET – Wildwasser erhalten Tirol
  • WWF European Policy Office, Brüssel
  • WWF Österreich

Wissenschaftler*innen

  • Franz Essl; Ao.Univ-Prof. Mag. Dr., Department für Botanik und Biodiversitätsforschung – Universität Wien
  • Leopold Füreder; Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr., Institut für Ökologie – Universität Innsbruck
  • Armin Landmann; Univ.-Doz. Mag. Dr., Institut für Zoologie – Universität Innsbruck
  • Susanne Muhar; Ao.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr., Inst. für Hydrobiologie und Gewässermanagement – Universität für Bodenkultur
  • Birgit Sattler, Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr., Institut für Ökologie – Universität Innsbruck
  • Gabriel Singer; Univ.-Prof. Mag. Dr., Institut für Ökologie – Universität Innsbruck
  • Klement Tockner; Prof. Dr., Goethe-Universität Frankfurt; Generaldirektor Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
  • Roman Türk; Univ.-Prof. i.R. Dr., – Präsident Naturschutzbund Österreich
  • Peter Weish; Univ.Doz. Dr., Institut für Zoologie – Universität für Bodenkultur
  • Steven Weiss; Ao.Univ.-Prof. Dr., Institut für Biologie – Karl-Franzens Universität Graz

Das Foto zeigt den Staudamm Gepatschspeicher KW Kaunertal (c) Sebastian Frölich

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