Die Quadratur des Kreises

Durch München-Thalkirchen fließen mehrere parallele Gewässer. Für den Kanusport relevant sind insbesondere die freie Isar, der Werkkanal und der Floßkanal. Dann gibt es dort noch den Maria-Einsiedelbach, eine kleines Bächlein, das durch die Golfanlage und durch Kleingärten fließt.

Für alle fahrbaren Gewässer wird jedoch mehr Wasser gefordert – auch von Seiten der Surfer. Aber die Isar führt nun einmal nur eine gewisse Menge an Wasser mit sich, die im Zuge des Klimawandels noch abnehmen könnte.

Der Kanusport benötigt Wasser für die Trainings der hier angesiedelte Vereine, aber natürlich auch für Veranstaltungen, wie den traditionsreichen Münchner Kanuslalom, das Abfahrtsrennen und ggf. einen Freestyle-Wettbewerb.

Insbesondere die Surfer, aber auch die Paddler haben durch intensive Lobbyarbeit bei Bürgermeister, Stadtrat und Stadtverwaltung über viele Jahre hinweg Verbesserungen hinsichtlich der Sportmöglichkeiten im Floßkanal gefordert und erreicht. Das Restwasser der freien Isar wurde aus Naturschutzgründen bereits vor längerer Zeit von 5 auf 17 m³/s erhöht.

Ein Vertrag soll’s regeln

Surfer und Paddler wünschen sich jedoch noch mehr und über längere Zeiten ausreichend Wasser im Floßkanal. Doch die Stadtwerke München wollen mit ihren Kraftwerken im Werkkanal mehr regenerative Energie erzeugen und benötigen dafür größere Wassermengen. Wasserrechte besitzen nur die Stadtwerke für den Werkkanal und die Flößer für den Floßkanal. Die Sportausübung geschieht im Rahmen des Gemeingebrauchs.

Die Stadt München will nun dem jahrelangen Gezerre ums Wasser ein Ende setzen. Dazu sollen alle Beteiligten, also die Stadt, die Stadtwerke, die Flößer, die Surfer und zehn an der Floßlände trainierende Vereine einen öffentlich-rechtlichen Vertrag abschließen, in dem detailliert Wassermenge, Wassersportzeiten, technische Details bei Hoch- und Niedrigwasser etc. geregelt werden.

Dabei hat die Stadt die Quadratur des Kreises versucht. Das nur begrenzt vorhandene Wasser wird jetzt des Nachts im Floßkanal fast ganz abgedreht (bis auf 1 m³/s, auch gegen den Widerstand der Fischer). Das nachts eingesparte Wasser steht tagsüber dem Sport zur Verfügung. Damit der aus dem Floßkanal gespeiste Maria-Einsiedelbach nachts nicht trockenfällt, wurde im Vorgriff auf den Vertrag bereits eine Wasserüberleitung vom Wenzbach (Sauloch) in den Maria-Einsiedelbach gebaut. Die Forderung des Stadtrates, dass es zu keiner Reduzierung der regenerativen Energieerzeugung kommen darf, wird ebenso erfüllt.

Kanusport in Gefahr

Dem Vertragsentwurf folgte eine fast einjährige Diskussion unter den Vereinen. Eine Zustimmung würde sichere Trainingsbedingungen garantieren – wichtige Voraussetzung für das Münchner Vereinsleben. Auch wenn bereits sieben der zehn Münchener Kanuvereine den Vertragstext unterzeichnet haben, sind doch nicht alle mit den Formulierungen einverstanden. Teilweise stößt der Vertrag sogar auf massive Ablehnung.

Aber ob der Münchner Floßländkanal wirklich mit dem Augsburger Eiskanal, der 1971 eigens für Kanu-Leistungssport gebaut wurde, zu vergleichen ist? In München hat die Energieversorgung im vorhandenen Kraftwerk ein vordergründiges Interesse und steht schon rechtlich auf anderen Füßen als in der Fuggerstadt.

Wenn der Vertrag nicht bald zustande kommt, bleibt der Kanusport möglicherweise ganz außen vor! Dann wird es im Floßkanal nur noch Wasser für die Floßfahrten am Nachmittag geben. Keine planbaren Trainings und auch keine Wettkämpfe mehr auf der historisch belegten ersten und einst ruhmreichen Kanuslalomstrecke in ganz Bayern!

Text + Foto: Redaktion

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