Isar, Naab und noch viel mehr

Herbsttagung des Ressorts Umwelt und Gewässer: Über Sperrungen, Kraftwerks-Pläne und andere Ärgernisse.

Am 9. November traf sich das Ressort unter Leitung von Dr. Stefan Schmidt im schönen Bootshaus des Kanu-Clubs Kelheim. Im Mittelpunkt standen unter anderem die Sperrungen an Isar und Wiesent sowie die drohenden Kraftwerksbauten an Naab, Salzach und Saalach.

Trotz aller Proteste und Gesprächsrunden ist inzwischen die Isar-Verordnung für die Bereiche von Sylvensteinsee bis Bad Tölz samt der kompletten Sperrung bis zum 1. Juni in Kraft getreten. Die Sperrung ist in unseren Augen völlig unverhältnismäßig, weil die Belastung durch die wenigen, gut ausgerüsteten Kajakfahrer, die in der kühleren Jahreszeit unterwegs sind, sehr gering ist. Das, was die eigentliche Belastung für den Wildfluss Isar ausmacht, wird durch die Verordnung dagegen nicht angegangen, wie zum Beispiel der überbordende Party-Schlauch-Bootbetrieb im Sommer, die intensive landwirtschaftliche Nutzung entlang der Isar, die zahlreichen Spaziergänger mit Hunden entlang der sensiblen Uferbereiche. Wegen dieser Unverhältnismäßigkeit haben wir vom Bayerische Kanu-Verband eine Klage angestoßen. Leider wird es wohl mindestens ein Jahr dauern, bis sich das Gericht damit befassen wird. Unsere Petition im Bayerischen Landtag ist vom zuständigen Ausschuss solange zurückgestellt. Aber wir bleiben dran und bemühen uns aktuell zum Beispiel um eine wissenschaftliche Stellungnahme, inwieweit der Kanusport tatsächlich negative Auswirkungen auf die Flora und Fauna eines Flusses hat. Auch mit einer Ramadama-Aktion diesen Herbst haben wir demonstriert, dass die organisierten Paddler ein ausgeprägtes Bewusstsein für den Schutz der Gewässer haben.

Die Stadt München arbeitet übrigens ebenfalls an einer Isar-Verordnung, die dem Vernehmen nach ihren Schwerpunkt jedoch auf der Sicherheit hat. Wir stehen in Kontakt mit den zuständigen Behörden, um gegebenenfalls unsinnige Verordnungsparagrafen zu verhindern.

Apropos unsinnige Verordnungen: Die Klage gegen die Mindestpegel-Verordnung an der Pegnitz, die uns Paddler kaum noch eine Befahrung ermöglicht, läuft noch, ein genauer Verhandlungstermin ist noch nicht bekannt.

An der Wiesent ist seit einiger Zeit die Befahrung nach dem Wehr Rothenbühl verboten. Weil der Ausstieg direkt vor dem Wehr für den örtlichen Verleiher reserviert ist, fehlt eine Umtragungsmöglichkeit für Vereins- und Privatpaddler. Diese müssen etwa drei Kilometer oberhalb aussteigen. Das halten wir für nicht hinnehmbar und werden – da ein Austausch vor Ort fruchtlos blieb – in diesem Fall anwaltliche Unterstützung suchen.

Von Kraftwerksbauten sind nach wie vor eine ganze Reihe von Gewässern in Bayern bedroht: So soll am Wehr Pielmühle bei Schwandorf ein Wasserkraftwerk entstehen, dass der inneren Naab kaum noch Wasser lassen würde – eine Katastrophe nicht nur für die Schwandorfer Paddler. Im intensiven Austausch und in Kooperation mit den Naturschutzverbänden einschließlich des Fischerei-Verbandes arbeiten wir daran, die Politiker und Behörden davon zu überzeugen, die Pläne fallen zu lassen.

Nach wie vor werden Pläne zum Kraftwerksbau an der Salzach vorangetrieben, daher werden wir auch 2020 wieder zur Protestfahrt aufrufen. Wer sich den Termin schon mal notieren möchte: Am 5. Juli ist es erneut so weit. 

An der Saalach sollen gleich mehrere Kraftwerke auf österreichischer und deutscher Seite entstehen: Auch hier sind wir dran.

Und wenn wir gerade in der Grenzregion sind: An der Tiroler Ache hat sich zum Herbst hin abgezeichnet, das alle bisherigen Einstiegsstellen zur Entenlochklamm für nicht-kommerzielle Fahrten gesperrt sind. Wir hoffen, bis zum Frühjahr mit den Behörden vor Ort eine alternative Lösung zu finden. 

Eine andere Sorge treibt die Kelheimer Paddler aktuell um: Der Donau-Abschnitt um die Weltenburger Enge soll zum Nationalen Naturmonument erklärt werden. Noch ist völlig unklar, welche Auswirkungen das für den Kanusport hat. Die Behörden haben zwar im Vorfeld zugesichert, die Kanuten anzuhören, doch im Moment herrscht Funkstille. Wichtig wie immer in solchen Situation: Den Kontakt zu den zuständigen Beamten halten, damit die Interessen der Paddler auch wirklich Berücksichtigung finden. Das ist die Empfehlung, die wir aus der Erfahrungen im Ressort heraus, allen Vereinen geben möchten: Geht proaktiv auf die Ämter zu, redet konstruktiv mit den Zuständigen – damit ist schon manch örtliches Paddler-Unheil abgewendet worden.

Vils, Altmühl, Regnitz und noch einige Gewässer mehr waren Gesprächsthema, denn auch hier sind Mitglieder des Ressorts Umwelt und Gewässer aktiv und aufmerksam.

So viel auch über die einzelnen Flüsse zu reden war, fanden wir dennoch noch Zeit, über einige allgemeine Bereiche zu sprechen. So berichtete unter anderem Benedict Cramer, der sich als Redakteur im DKV-Team für die Gewässer-Datenbank engagiert, von den Fortschritten der Canua-App (diese sei jedem Paddler mit Smartphone wärmstens empfohlen) und den Plänen, in der Datenbank alle Befahrungsregeln deutschlandweit zu erfassen. In diesem sinnvollen Vorhaben steckt noch viel Arbeit drin.

Zum Schluss noch eine Erinnerung in eigener Sache: Die Gewässermeldungen auf unserer Website www.kanu-bayern.de sind für jede Fahrtenplanung extrem hilfreich. Sie leben allerdings davon, dass möglichst viele Paddler Gefahrenstellen, neue Hindernisse, aktuelle Baustellen, neue Regelungen und/oder geplante bauliche Eingriffe umgehend melden. Das geht ganz einfach und direkt: Geht über www.kanu-bayern.de/Umwelt und dann auf Gewässer-Info/Selbst melden und tragt ein, was euch aufgefallen ist – die Paddler-Gemeinschaft dankt!

Umwelt und Gewässer sind zwei zentrale Themen für alle, die Kanusport lieben und auch in Zukunft betreiben wollen. Und je mehr Paddler sich in diesem Ressort aktiv engagieren, desto mehr können wir erreichen. Deshalb freuen wir uns über jeden, der mit einsteigen möchte. Einfach melden bei Stefan Schmidt, umwelt@kanu-bayern.de. Jede anpackende Hand mehr hilft, im Sinne des Paddelsportes mehr zu bewirken.

Petra Münzel-Kaiser

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