Sideris Tasiadis holt einzige Einzel-Medaille bei der EM

Die Europameisterschaften im slowakischen Liptovsky-Mikulas haben gezeigt: Das deutsche Team ist gut, doch ein paar Hausaufgaben sind bis zu den Weltmeisterschaften in Augsburg vom 26. bis 29. Juli noch zu erledigen. Canadierfahrer Sideris Tasiadis (KSA) holte als einziger mit Silber eine Einzelmedaille und fuhr zudem Team-Gold heraus. Hannes Aigner strahlte über Team-Bronze.

Tasiadis lieferte im C1-Einzel schon einen nahezu perfekten Lauf ab. Er musste sich lediglich dem aktuellen Olympiasieger Benjamin Savsek aus Slowenien geschlagen geben, der dem Kanu Schwaben im Endlauf 57 hundertstel Sekunden abnahm.

Im Ziel entlud sich die ganze Anspannung des 32-Jährigen, als er seine Zeit von 100,01 Sekunden aufblinken sah. Seine Schreie waren im Wildwassergetose meterweit zu hören, die Faus geballt. „Als ich die Zeit sah, wusste ich, es könnte für einen Podiumsplatz reichen.“ Denn er war schneller als der Halbfinalsieger. „Eigentlich wollte ich noch einen Ticken schneller sein, die 100 knacken. Aber ich hatte hier und da ein paar kleine Fahrfehler drin, wo ich ein bisschen zu kämpfen hatte, dass ich auf die Linie zurückkomme.“

Mit Elena Lilik (KS Augsburg) und Nele Bayn (Leipziger KC) standen auch zwei deutsche Canadier-Damen im EM-Finale. Sie paddelten auf den fünften und neunten Rang. Die Weltmeisterin aus Augsburg war schnell unterwegs, bis sie an dem kleinen Wasserfall, der Schlüsselstelle des schwierigen Kurses, fast ihr Paddel verloren hätte. Dennoch war die 23-Jährige in Summe zufrieden.

Der Olympia-Bronzegewinner von Tokio, Hannes Aigner (AKV), hat im Kajak-Einer die deutsche Fahne hochgehalten. Mit vier Strafsekunden und einer nicht optimal getroffenen Fahrtlinie paddelt der 33-Jährige auf Platz 13 von 15 Finalteilnehmern. Er hatte als einziger Deutscher das K1-Finale erreicht. Dass es am Ende nicht mehr geworden ist, sieht Aigner gelassen. Zumal er mit dem Wind ein bisschen Pech hatte, so dass er sogar eine Torstabberührung zu viel angelastet bekam. Kanu-Schwabe Noah Hegge hatte als Halbfinal-22. den Einzug in den Endlauf verpasst.

Damen schaffen Final-Einzug nicht

Das Kajak-Damen-Finale fand ohne deutsche Beteiligung statt. Olympiasiegerin und Weltmeisterin Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach) und WM-Zweite Elena Lilik verpassten beide den Endlauf. Ein verhängnisvoller Fehler an einer Schlüsselstelle katapultierte Funk aus dem Wettkampf, als die 30-Jährige nach einem Wildwasserfall vor Tor 13 mit ihrem Boot hörbar aufsetzte und komplett neben der Linie war.

Elena Lilik schied denkbar knapp aus. Der Grund: Sie war nicht optimal gestartet. „Oben habe ich nicht so richtig gut ins Rennen gefunden, aber eher vom Gefühl und vom Kopf her. Das hat man dann an der Körperhaltung und an der Konsequenz gemerkt“, begründetet die 23-Jährige den Zeitverlust im ersten Streckendrittel. Obendrauf gab es dort auch zwei Strafsekunden wegen eines berührten Torstabes.

Bereits in der Qualifikation ausgeschieden war die 20-jährige Annkatrin Plochmann (SG Victoria Nürnberg-Fürth). Für sie galt es, bei ihrem ersten Einsatz in der Nationalmannschaft wichtige Erfahrungen zu sammeln, und dabei hat sie überzeugt. Auch für ihren stolzen Verein war es der erste Einsatz in einer LK-Nationalmannschaft.

Team-Gold für Canadier-Herren

Auch am zweiten Tag der Kanuslalom-Europameisterschaften gab es Sonnen- und Schattenseiten, überstrahlt durch das Mannschaftsgold im Canadier-Einer der Herren. Sideris Tasiadis, Franz Anton (Leipziger KC) und Timo Trummer (KV Zeitz) gelang es, mit nur zwei Strafsekunden einen fast fehlerfreien Lauf herunterzuzaubern. Auch wenn der Teamwettbewerb keine olympische Disziplin ist, „sind wir trotzdem stolz auf die Goldmedaille“, betonte Tasiadis und ergänzte, „weil man zu dritt hier Bestleistung zeigen muss. Es ist nicht nur eine Einzelleistung.“

Für die deutschen Kajakfahrer gab es im Team einen versöhnlichen Abschluss. Nach einem fehlerfreien Lauf konnten Hannes Aigner, Noah Hegge und Stefan Hengst (KR Hamm) am Ende über Team-Bronze jubeln. Nach einigen Minuten Zittern, denn zunächst schon es nur „Holz“ zu sein, stellte sich Erleichterung ein, als Frankreich wegen einer Torstabberührung noch vom Podest rutschte.

Deutschland blieb auf der schwierigen Strecke als einzige Mannschaft ohne Torstabberührung. Die Taktik stimmte, der Plan stand. „Jeder wusste, wie er fahren musste, damit für jeden genügend Platz ist“, erklärte Hegge. Aigner fuhr als Letzter: „Das haben wir zuletzt schon so gemacht, das hat gut funktioniert. Es ist gut, wenn jeder seine Position hat.“

Damen verpassen Edelmetall

Nicht nach Wunsch lief es hingegen für die Damen beim Mannschaftswettbewerb im Canadierboot. Ein verpasstes Tor und damit 50 Strafsekunden sorgten für Enttäuschung bei Elena Lilik und den beiden Leipzigerinnen Nele Bayn und Andrea Herzog.

Das Kajak-Damen-Team mit Ricarda Funk, Elena Lilik und EM-Neuling Annkatrin Plochmann landete auf einem guten 5. Platz. Plochmann freute sich über das gute Team. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so gut runterkommen. Zum Schluss habe ich leider ein bisschen viel berührt. Aber ich glaube, da muss ich noch dazulernen.“ Olympiasiegerin und Weltmeisterin Funk ergänzte: „Wir können auf jeden Fall zufrieden sein. Die Abstände haben gut gepasst, das Teamgefühl war auf jeden Fall da.“

Während sich Cheftrainer Klaus Pohlen generell mit den Ergebnissen im Canadier-Bereich zufrieden zeigte – zwei Frauen und Männer waren in das Finale gefahren – fiel sein Fazit im Kajakbereich kritischer aus. Mit Hannes Aigner (Augsburger KV) war nur ein Deutscher in das Finale gepaddelt. So resümierte Pohlen: „Im Kajakbereich waren es zu viele Torstabberührungen. Damit ist man nicht mehr in der Lage, vorne mit reinzufahren. Wir sind nicht überall in Schlagdistanz. Da ist noch viel Luft nach oben. Wir haben noch viel Arbeit vor uns.“ Besser gelungen war das den Deutschen in den Canadierbooten.

Text + Fotos: Uta Büttner

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