Ein Treffen nach 50 Jahren

Augsburg. Es war sehr emotional! Ehemalige von 1972 lagen sich in den Armen. Da lief auch das ein oder andere Freudentränchen bei den Teilnehmern an den Olympischen Spielen in Augsburg. Sportler, Medaillengewinner, Kampfrichter, Organisatoren, Zeitzeugen - über 100 Personen, die zum größten Teil über 50 Jahre überhaupt keinen Kontakt mehr miteinander hatten. Bis aus den USA, Japan und Australien waren sie angereist. Um sich wiederzusehen, und um die Weltmeisterschaften im Kanuslalom zu feiern.

Horst und Christa Woppowa sowie Bernhard Heinemann von Kanu Schwaben Augsburg hatten sie eingeladen. In monatelanger Arbeit hatten sie die Adressen ausfindig gemacht. Dabei haben sie festgestellt, dass manche Nationen sehr gut vernetzt sind. „Die Resonanz war enorm“, freute sich ein dauerstrahlender Horst Woppowa über diesen Erfolg. „Von den 16 Nationen, die 1972 am Start waren, sind 15 gekommen. Viele sind seit 1972 zum ersten Mal wieder in Augsburg.“

Den Anlass für dieses große Wiedersehen gab das Jubiläum „50 Jahre Olympische Spiele München/Augsburg 1972“. Eigens zu diesen Spielen war damals der Eiskanal gebaut worden, die erste künstliche Kanustrecke der Welt. Jetzt standen die Gäste vor der generalsanierten Wettkampfstrecke und fachsimpelten in babylonischem Sprachengewirr.

„Wenn wir damals schon solche Boote gehabt hätten …“ Der 87-jährige Manfred Vogt, mehrfacher Weltmeister im F(altboot) 1 Kanuslalom und Vorfahrer der Olympischen Spiele 1972 in Augsburg, wäre am liebsten noch einmal jung und würde jetzt bei der WM mitstarten …

Das komplette Medaillen-Trio im Kajakeiner der Damen, Angelika Bahmann (Gold, DDR), Gisela Grothaus (Silber, Berlin), Magdalena Wunderlich (Bronze, München) und Ulrike Deppe (7. Platz, Lippstadt) bewunderten die vergrößerten Fotos von ihren Medaillenläufen. „Diese Bilder habe ich noch nie gesehen“, war die Freude groß.

„Damals hatten wir überhaupt keine Chance, miteinander zu reden“, meinte Alfred Baum (5. Platz K1 Herren, Augsburg/Wickede) und meinte damit die Starter der damaligen DDR. Diese waren regelrecht abgeschirmt gegenüber dem „Westen“ und seinen Athleten – es war eine andere Zeit und damals gängige Praxis (und der Grund für die Gründung der Tour International Danubien/TID).

Aber JETZT konnte man miteinander reden und sich austauschen über alles, was in den vergangenen 50 Jahren passiert war.

Nach Augsburg 1972 war das sportlich gesehen erst einmal nicht so viel, denn Kanuslalom wurde für 20 Jahre wieder aus dem Olympischen Programm genommen. Woppowas guter Freund Ramon Ganyet aus La Seu d’Urgell dafür sorgte dann dafür, dass Kanuslalom ab 1992 wieder olympisch wurde. An Jean-Michel Prono, den Vorsitzenden des Kanu-Slalom-Komitees der ICF, gewandt, sprach Horst Woppowa das Schlusswort des kurzen offiziellen Teils: „Wir freuen uns sehr auf Paris 2024!“

Text + Foto: Redaktion

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